Herne. In den Herner Flottmann-Hallen hat die 6. Immobilienkonferenz Ruhr stattgefunden. Ein großes Thema war die Zukunft der Innenstädte.
In den Flottmann-Hallen fand am Donnerstag zum achten Mal die Immobilienkonferenz Ruhr statt. Eine Diskussionsrunde stand unter dem Titel „Geht für den Innenstadt-Handel jetzt endgültig das Licht aus? Worauf es jetzt ankommt?!“ Die WAZ hat die Standpunkte der Teilnehmer mit der Situation in der Herner City verglichen.
Eine Erkenntnis hat sich inzwischen durchgesetzt: In den Innenstädten gibt es nicht mehr die Dominanz des Handels wie in früheren Jahrzehnten. Viele Städte seien dabei, ihre Zentren neu zu erfinden, so Jörg Lehnerdt von der BBE Handelsberatung. Völlig neu erfindet sich die Herner Innenstadt nicht, allerdings gibt es in den Neuen Höfen statt Handel nun Büros, ein Fitness-Center und Gastronomie, der Europagarten am anderen Ende der Bahnhofstraße wird mit Netto einen Discounter bekommen. Und in der Nähe der City sind weit über 100 Wohneinheiten geplant. Der Handel könne nicht mehr die Leitfunktion sein, Gastronomie und Kultur würden eine größere Rolle spielen, so Lehnerdt. In Herne hat sich der Robert-Brauner-Platz stark in Richtung Gastronomie entwickelt.
Andor Baltz, Inhaber des Modehauses Baltz in Bochum, ist froh, dass viele Geschäfte bislang die Krise überstanden haben. Dies gilt auch für Herne. Abgänge wie H&M oder Reno waren keine Folge der Pandemie.
Anja Reinken, Wirtschaftsförderin in Witten, machte auf das Problem aufmerksam, dass die Stadt kein Geld hat. Zwar habe man Fördermittel beantragt - genau wie in Herne -, aber man sei darauf angewiesen, dass Immobilieneigentümer bei der Entwicklung von neuen Konzepten mitmachten. Auch dies lässt sich auf Herne übertragen, eine Verwaltung hat nur sehr begrenzten Einfluss darauf, was ein Eigentümer macht und wie er seine Immobilie nutzt. Reinken: „Wir können nur Ideen beisteuern und Leute zusammenbringen.“
Forderung nach City-Manager für Innenstädte
Sven Schulte von der IHK NRW fordert, dass neben den aktuellen Hilfs- und Förderprogrammen von der Politik mehr kommen muss bei der Umgestaltung von Innenstädten. Schulte regt an, dass Städte „Kümmerer“ oder Citymanager einstellen, damit diese koordiniert etwas bewegen. In Wanne-Mitte ist dies in der Vergangenheit bereits geschehen. Gisbert Schneider hat dort eine Bestandsaufnahme gemacht und daraufhin bundesweit agierende Filialisten kontaktiert. Womöglich geschieht dies auch in der Herner Innenstadt.
Lehnerdt wies darauf hin, dass es Obergeschosse von Handelsflächen nur noch in Ausnahmen geben werde. Das trifft auch auf Herne zu. Im Obergeschoss des City-Centers ist so gut wie kein Handel mehr (Ausnahme New Yorker), hinzu kommt noch C&A.
Reinken wies auf das Problem hin, dass manche private Eigentümer in der Wittener Innenstadt Ladenlokale im Erdgeschoss jahrelang leer stehen lassen, weil sie noch genug damit verdienen, dass die Etagen darüber vermietet sind. In Herne gibt es solche Fälle zwischen Robert-Brauner-Platz und Bahnhof.
Dirk Leutbecher, Veranstalter der Immobilienkonferenz Ruhr, zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz. Neben rund 200 Besuchern vor Ort habe es rund 3000 Zugriffe auf den Livestream gegeben. Leutbecher sagte der WAZ, dass er daran arbeite, die Messe Meet@Ruhr, deren Premiere Anfang des Jahres wegen Corona ausgefallen ist, im kommenden Jahr auf die Beine zu stellen. Ort und Datum stünden noch nicht fest.