Herne. Die Winterkleidung ist in einigen Herner Modeläden liegen geblieben. Nun muss die Frühlingskollektion bezahlt werden – wenn sie denn kommt.

Noch gibt es sie, die kleineren Modeläden in den Innenstädten und Vororten von Herne und Wanne-Eickel. Doch seit Beginn des zweiten Lockdowns Mitte Dezember haben die Einzelhändler so gut wie nichts verkauft. Statt T-Shirts in hellen Farben, luftigen Kleidern und geblümten Blusen sind die Läden noch immer voll mit Winterjacken, gefütterten Stiefeln, Schals und Mützen.

„In unserem Lager liegt noch jede Menge Winterware“, bestätigt Hubertus Crom, Inhaber des Textilhauses Klassen & Koch in Herne-Sodingen. Und er befürchtet, dass sich die warme Kleidung im Frühjahr auch nicht mehr verkaufen lässt. Selbst Rabatte in Höhe von 60 oder 70 Prozent würden bei frühlingshaftem Wetter nicht dafür sorgen, dass sich Kunden mit dicken Pullovern eindecken, sagt er. „Wenn wir öffnen, ist der Winter gelaufen.“

Modehändler aus Herne: „Wo kriege ich dann meine Ware her?“

Der Staat will daher einen Großteil des Einkaufspreises der Winterware der Saison 2020/2021 im Rahmen der Überbrückungshilfen III übernehmen. Doch was fällt alles unter den Begriff „Wintersaisonware“, fragt sich der Geschäftsführer. „Zählen dazu zum Beispiel auch Damenschlafanzüge für die kalte Jahreszeit?“

Hubertus Crom, Inhaber des Textilhauses Klassen & Koch in Herne, verkauft die nicht verkaufte Winterkleidung im Frühjahr zu reduzierten Preisen.
Hubertus Crom, Inhaber des Textilhauses Klassen & Koch in Herne, verkauft die nicht verkaufte Winterkleidung im Frühjahr zu reduzierten Preisen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Der Textilhausinhaber lässt sich trotz allem nicht unterkriegen. Er ist überzeugt, dass das Geschäft wieder anzieht und bestellt in diesen Tagen bereits die Mode für den kommenden Herbst und Winter – auf Vorjahresniveau. Aber längst nicht alle Einzelhändler seien derart optimistisch. So orderten viele seiner Kollegen weniger Ware, was wiederum Auswirkungen auf die Fabrikanten und Lieferanten habe. Gerade kleinere Unternehmen könnten an den schwindenden Auftragszahlen zugrunde gehen. Crom: „Wo kriege ich dann meine Ware her?“

Click and Collect: „Es ist nicht so, dass die Menschen vor unserer Tür Schlange stehen“

Tanja Weiß, Inhaberin der Boutique Mode-Journal im Eickel-Center, hat einen Großteil der Wintermode über das „Schaufenster-Shopping“ verkauft. Jacken, Mützen und Schals seien vor allem bei den frostigen Temperaturen in den vergangenen Tagen noch einmal gefragt gewesen. Nur vereinzelt liege noch Winterkleidung in den Regalen.

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Ein Glück, denn mit den ersten warmen Sonnenstrahlen hätten die Menschen die Wintermode satt und sehnten sich nach neuen Farben in ihren Kleiderschränken. Das Problem: „Die Frühlingsmode kommt nicht an“, erzählt Weiß. Die Firmen hätten die Ware eingelagert und lieferten sie erst bei einer Öffnung der Geschäfte aus. Das ist frühestens bei einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von 35 der Fall. Und: „So etwas wie Kommissionsware gibt es nicht mehr“, sagt Tanja Weiß. Sie müsse die bestellte Kleidung nehmen und bezahlen, sobald die Läden wieder öffnen dürfen. Es sei egal, ob die Frühlingsmode dann überhaupt noch gefragt ist.

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„Die Winterware ist nicht das Problem“, sagt auch Nehle Reiter-Gies, Mitinhaberin von Reiter Fashion. Und auch die ersten Teil der Frühlingskollektion seien in dem Geschäft an der Bahnhofstraße schon angekommen. Allerdings bezahle die Einzelhändlerin die Frühlingskollektion, die etwa ein halbes Jahr im Voraus bestellt werden muss, normalerweise mit den Umsätzen aus den Vormonaten. Seit Mitte Dezember habe sie jedoch so gut wie keine Umsätze gemacht. Das „Click and Collect“-Angebot sei zwar gut, um mit den Kunden im Gespräch zu bleiben. Aber: „Es ist nicht so, dass die Menschen vor unserer Tür Schlange stehen.“

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CLICK AND COLLECT

■ Kunden des Textilhauses Klassen & Koch können die Mode für Damen und Herren im Schaufenster fotografieren und per WhatsApp (0172 6092095), Telefon (02323 64029) oder E-Mail (klassenundkoch@t-online.de) bestellen.

■ Auch Tanja Weiß hat eine Vielzahl ihrer Kleidungsstücke nummeriert und ins Schaufenster gestellt. Wer sich für ein Teil interessiert, kann sich per Telefon (02325 61367) oder E-Mail (mode-journal@web.de) melden.

Nehle Reiter-Gies postet Bilder von Pullovern, Jacken und Schuhen auf ihrem Instagram-Account @reiterfashionherne. Kunden können per E-Mail (info@reiter-fashion.de) oder Telefon (02323 2284860) bestellen.