Herne. Der Lehrermangel trifft Herne hart: Zum neuen Schuljahr konnten 58 Stellen an Herner Schulen nicht besetzt werden. Wo die Lage schwierig ist.

Das neue Schuljahr ist gerade eine Woche alt - und in einigen Schulen in Herne muss bereits gestopft und geflickt werden, um die fehlenden Lehrkräfte zu ersetzen. Insgesamt fehlen den Schulen in Herne zum Beginn des neuen Schuljahres 58 Lehrerinnen und Lehrer – so viele Stellen konnten trotz Ausschreibung nicht besetzt werden, wie die Bezirksregierung Arnsberg auf WAZ-Anfrage mitteilt.

„Es ist momentan sehr, sehr schwierig“, sagt Schulrat Dieter Leiendecker, der für die Förderschulen in Herne zuständig ist. „Wir bemühen uns seit Monaten.“ Dennoch fehlen an den vier Förderschulen in Herne zum Beginn des neuen Schuljahres zwölf Lehrkräfte. Das führe dazu, dass Kinder an der Robert-Brauner und der Schule am Schwalbenweg früher nach Hause müssten – bereits gegen 13 Uhr statt am Nachmittag.

Herner Grundschulen fehlen 23 Lehrkräfte

Ein Mangel an Lehrkräften ist keine neue Situation in Herne. Bereits im März veröffentlichte die Landesregierung Zahlen zur Versorgung der Schulen mit Lehrkräften, die besonders für die Grund- und Förderschulen zum Teil erschreckend waren. Nur fünf von 22 Grundschulen erfüllten damals eine Personalausstattungsquote von 100 Prozent. Und Hernes Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini prophezeite für die kommenden Jahre noch deutlich schlechtere Werte.

Hernes Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini ist froh, dass trotz fehlender Lehrkräfte an Grundschulen derzeit kein Unterricht ausfallen muss.
Hernes Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini ist froh, dass trotz fehlender Lehrkräfte an Grundschulen derzeit kein Unterricht ausfallen muss. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zum neuen Schuljahr konnten an den Grundschulen in Herne vier neue Lehrkräfte eingestellt werden. Dem stehen aber 23 Stellen gegenüber, die zumindest zum 1. August trotz Ausschreibung nicht besetzt werden konnten. Hinzu kommen Ausfälle durch Langzeit-Erkrankte und Schwangerschaften, die in der Statistik nicht berücksichtigt werden. „In der Bezirksregierung Arnsberg werden zu aktuellen Abwesenheiten aus Krankheitsgründen in der Personaldatenbank mit Blick auf die Sensibilität der Daten keine Statistiken gepflegt“, heißt es aus der Pressestelle. „Dies gilt auch für Abwesenheitszeiten aufgrund von Schwangerschaften.“

Gesamtschulen ebenfalls mit Problemen bei Stellenbesetzung

Trotz der zahlreichen unbesetzten Stellen zeigt sich Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini aber „zufrieden, wenn auch nicht euphorisch“. Zwar könne die Lage an den Herner Grundschulen wesentlich schöner sein, aber immerhin gelte derzeit: „Es gibt keine Unterrichtsausfälle.“ Die Stundentafel könne in vollem Umfang unterrichtet werden. Zwar habe es zum Beginn des Schuljahres ein paar Corona-Fälle bei den Lehrkräften gegeben, aber die meisten Kinder seien gesund ins Schuljahr gestartet – auch das sei eine gute Nachricht.

An den weiterführenden Schulen stehen vor allem die Gesamtschulen mit einem Defizit von elf Stellen schlecht da. „Gesamtschulen bilden im Vergleich zu Gymnasien eine heterogenere Schülerschaft ab – das ist für Lehrer schon eine große Herausforderung“, sagt Schulformsprecherin Sylke Reimann-Pérez. „Der Lehrermangel ist ganz offensichtlich“. Bei ihr an der Gesamtschule Mont-Cenis seien auch noch drei Stellen offen. Hinzu komme die Schwierigkeit, dass neben Langzeit-Erkrankten Schwangere wegen der Regeln rund um Corona-Fälle an Schulen quasi sofort ausfielen. Dennoch ist sie froh: „Wir haben tatsächlich den Unterricht und die Stundentafel besetzen können bis auf eine Stunde Sport. Das ist schon was Besonderes.“

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Es zeigt sich wie in der Vergangenheit, dass Herne für die fertigen Referendare nicht die beliebteste Stadt für eine Festanstellung ist, erläutert auch Dieter Leiendecker. Positiv hingegen: Referendare, die an einer Schule in Herne ihre Ausbildung gemacht haben, könnten immer wieder übernommen werden. So wissen auch Andrea Christoph-Martini und Dieter Leiendecker bereits von Referendaren, die zum nächsten offiziellen Einstellungszeitpunkt, 1. November, in Herne übernommen werden können.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Offene Stellen

  • An den Grundschulen sind zum Beginn des Schuljahres 2022/23 noch 23 Stellen nicht besetzt, an der Hans-Tilkowski-Schule eine Stelle, an den Realschulen sechs, den Förderschulen zwölf, den Gesamtschulen elf, den Gymnasien vier und den Berufskollegs eine Stelle.
  • Insgesamt sind laut Bezirksregierung Arnsberg zehn Schulleitungsstellen vakant. Dabei handelt es sich um zwei Schulleiterstellen und vier Stellvertreter-Posten an Grundschulen sowie eine Stellvertreter-Stelle an einer Realschule sowie drei an Förderschulen.