Herne. Das Ende von Masken und Tests in Schulen wird vor allem an Förderschulen in Herne skeptisch gesehen. Hier sind die Herausforderungen besonders.

Die Schulen sind nach den Osterferien ohne Maskenpflicht und Tests in die letzte Etappe des Schuljahres gestartet. Das wurde schon im Vorfeld an sämtlichen Schulformen in Herne kritisch betrachtet. Die Förderschulen stellt es jedoch vor besondere Herausforderungen.

„Wir hätten es besser gefunden, wenn wir weiter testen könnten und die Maskenpflicht nicht gefallen wäre“, sagt Gisbert Knierim, Schulleiter der Schule am Schwalbenweg. Seine Schule besuchen Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. „Wir arbeiten in einem besonderen Umfeld“, gibt Knierim zu bedenken. So hätten beispielsweise an seiner Schule viele Schülerinnen und Schüler einen verstärkten Speichelfluss. Wenn sie niesen oder husten, würde sich dieser auch besonders stark verbreiten – vor allem, wenn keine Maske mehr getragen wird.

Bisher eher wenig Infektionen an Förderschulen in Herne

Bisher sei die Schule mit verhältnismäßig wenigen Infektionen davongekommen, sagt der Schulleiter. Das führt er allerdings auch auf das Tragen der Masken und das regelmäßige Testen zurück. Während an den Grundschulen bereits Ende Februar die PCR-Poolteste abgeschafft und gegen Antigen-Selbstteste zur heimischen Anwendung ersetzt wurden, wurden sie an den Förderschulen zu dem Zeitpunkt beibehalten. Die Begründung der Landesregierung im Februar: „Aufgrund der strukturell höheren Vulnerabilität dieser Schülergruppe“ bleibe das bestehende „Lolli“-PCR-Testsystem erhalten. Doch nach den Osterferien stehen auch die Förderschulen ganz ohne Testsystem dar.

Gisbert Knierim, Schulleiter der Förderschule am Schwalbenweg in Herne, wäre für Maskenpflicht und Tests bis zu den Sommerferien.
Gisbert Knierim, Schulleiter der Förderschule am Schwalbenweg in Herne, wäre für Maskenpflicht und Tests bis zu den Sommerferien. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Wir haben Schüler, denen es schwerer fällt, sich an die Hygieneregeln zu halten aufgrund der Beeinträchtigungen“, sagt auch Jaqueline Storz, Leiterin der Robert-Brauner-Schule, die ebenfalls den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung hat. Die Kinder und Jugendlichen benötigten zudem in besonderem Maße körperliche Nähe. Emotionale Aspekte hätten beim Lernen eine besondere Bedeutung. Der Wegfall der Maske hätte für die Schülerinnen und Schüler somit theoretisch auch einen positiven Aspekt, da es für sie wichtig sei, Gestik und Mimik des Gegenübers zu sehen. Faktisch würden die Lehrkräfte aber weiter die Maske tragen, so Storz.

Es sei schwierig, das richtige Maß zwischen dem Weg in die Normalität und dem Wunsch nach Sicherheit zu finden. „Das Verfahren mit den Pooltestungen hat eigentlich gut funktioniert“, sagt die Schulleiterin. Andererseits sehe sie auch, dass den Schülern und Eltern psychischer Druck genommen werde, wenn keine Masken mehr getragen werden müssten.

Für behinderte Kinder ist Gestik besonders wichtig

Durchaus auch positive Aspekte des Wegfalls der Masken sieht auch Dieter Leiendecker, als Schulamtsdirektor für die Förderschulen in Herne zuständig. „Bei den schwerbehinderten Kindern sind der persönliche Kontakt und die Gestik sehr wichtig“, betont er. Sorge habe er schon, wie an allen Schulen. Die Situation an Förderschulen sei je nach Schwerpunkt aber noch mal eine besondere. Allerdings habe man bereits in den vergangenen Monaten und Jahren mit Kompromissen arbeiten müssen, da einige Schüler eine Maskenbefreiung aus medizinischen Gründen hatten.

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„Die Pooltests haben auf jeden Fall mehr Sicherheit gebracht“, so der Schulamtsdirektor. Aber sie hätten auch - wenn sie positiv waren - zu vielen Schwierigkeiten geführt. Und so kommt Leiendecker trotz Sorgen zu dem Schluss: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt fürs Ende der Tests und Maskenpflicht. Noch eine Woche zu warten hätte auch keinen Unterschied gemacht.“

„Skeptisch und abwartend“ zeigt sich derweil Schulleiterin Jaqueline Storz. Wie Gisbert Knierim hat sie im Kontakt zu Eltern und Schülern darüber gesprochen, dass die Kinder und Jugendlichen weiter freiwillig die Maske tragen dürfen und die öffentlichen Teststellen kostenlose Schnelltests anbieten. Beide Schulleiter zeigen sich beeindruckt, mit wie viel Eigenverantwortung auch ihre Schüler sich bei dem Thema verhalten und zum Großteil weiterhin die Maske tragen – ganz freiwillig.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Kostenlose Selbsttests entfallen

• Wie bereits vor den Osterferien angekündigt, erhalten Schülerinnen und Schüler sämtlicher Schulformen in NRW ab sofort keine kostenlosen Antigen-Selbsttests mehr. Das Schulministerium weist darauf hin, dass aber die kostenlose öffentliche Testinfrastruktur genutzt werden könne.

• Viele andere Bundesländer halten hingegen noch an der Testpflicht fest und testen vor allem in der ersten Woche nach den Ferien regelmäßig.