Herne. Der Europagarten in der Herner City macht einen weiteren Schritt. Mit der Eröffnung des Discounters Netto ist das Erdgeschoss voll in Betrieb.

Der Europagarten in der Herner Innenstadt blüht Woche für Woche weiter auf. Die Mädchen und Jungen haben die Kita der Lebenshilfe inzwischen erobert. Ab Dienstag, 9. August, dürfte das Gebäude noch stärker ins Bewusstsein der Herner rücken - mit der Eröffnung des Cafés Frutaria und der Eröffnung der Netto-Filiale.

Beim Rundgang am Montag füllten sich die letzten Lücken in den Regalen, der Discounter ist auf den zu erwartenden Andrang der Kunden offenbar vorbereitet. Bei dem rund 1000 Quadratmeter großen Ladenlokal handele es sich um eins der ersten, in denen der Netto sein neues Einrichtungskonzept umsetze, so eine Vertreterin des Unternehmens. Dazu gehöre eine offene und schwarze Decke. Diese trage zu Beruhigung der Atmosphäre bei. Auf Grund der Ladengröße kann der Discounter, der zur Edeka-Gruppe gehört, rund 5000 Artikel anbieten.

Blick auf den Außenbereich der Kita und das LWL-Museum. Die Terrassengestaltung ist mit dem LWL abgestimmt und wird bis zum Oktober fertiggestellt.
Blick auf den Außenbereich der Kita und das LWL-Museum. Die Terrassengestaltung ist mit dem LWL abgestimmt und wird bis zum Oktober fertiggestellt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Während das Erdgeschoss sowie die erste und zweite Etage ab Dienstag voll in Betrieb sind, läuft in den oberen beiden Stockwerken noch der Innenausbau. Eineinhalb davon wird das Immobilienunternehmen E-Gruppe nutzen, das bekanntlich auch Investor des Europagartens ist. Seinen Sitz hat das Unternehmen inzwischen von Gelsenkirchen nach Herne verlegt, die Büros sind noch im City-Center, das die E-Gruppe ebenfalls saniert hat. Für Geschäftsführer Steven Engler war die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Herne ein ausschlaggebender Faktor, um sich hier niederzulassen. In den restlichen Raum zieht die französische Baufirma GSE mit einer Einheit ein, die zuvor in Bochum war. Das ist kein Zufall. Die E-Gruppe arbeitet zurzeit bei drei großen Logistikprojekten mit GSE zusammen, als Partner unter einem Dach zu sein, böte einen großen Vorteil, so Engler.

Geothermie und Photovoltaik versorgen das Gebäude mit Wärme und Strom

Engler hatte vor wenigen Wochen im Interview mit der Herner WAZ-Redaktion betont, dass für ihn Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehe und er nur Projekte realisieren wolle, die ökologisch und sozial sinnvoll seien. In dieser Hinsicht stehe der Europagarten beispielgebend für diesen Ansatz. So speist eine Geothermieanlage Wärme ins Gebäude, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für Strom. Gerade vor dem Hintergrund der galoppierenden Energiepreise dürften sich diese Investitionen schnell rechnen. Wie energieautark das Gebäude sein werde, lasse sich erst nach einem Jahr in vollem Betrieb ermitteln, so Engler. Er rechnet damit, das die selbst gewonnene Energie zwischen 69 und 84 Prozent liegen werde.

Wer seinen Arbeitsplatz im Europagarten hat, hat gute Ausblick - zum Beispiel auf die Bahnhofstraße.
Wer seinen Arbeitsplatz im Europagarten hat, hat gute Ausblick - zum Beispiel auf die Bahnhofstraße. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der soziale Ansatz spiegelt sich selbstverständlich in der Kita der Lebenshilfe wider. Engler kündigte an, dass auf dem Außengelände noch einige Obstbäume in Kübeln Platz finden werden - und deutete an, dass dies nicht das Ende der Baum-Platzierung sein werde. Bis zum Oktober sollen auch die grünen Terrassen Richtung LWL-Museum Gestalt annehmen, die Planungen seien mit dem LWL abgesprochen, sodass die Gestaltung einheitlich sei.

Zustrom der Kunden könnte in diesem Bereich der Herner City zunehmen

Apropos Gestaltung: Michael Mayer (kmh Architekten Köln) hatte mit der runden Form den Entwurfs-Wettbewerb gewonnen, diese Rundungen stellten dann im Bau allerdings einige Herausforderungen, so Engler. Doch es sei ihm wichtig gewesen, die Planungen 1:1 umzusetzen.

Jenseits von Gestaltung und Nachhaltigkeit sehen sowohl Steven Engler als auch OB Frank Dudda eine große Bedeutung des Europagartens für die Innenstadt-Entwicklung: Engler sieht eine gute Ergänzung zum City-Center und rechnet damit, dass der Zustrom der Kunden für die Geschäfte an diese Ende der Bahnhofstraße zunehmen wird. Außerdem würden später bis zu 70 Menschen im Gebäude arbeiten, die in der City konsumieren würden. „Der Europagarten gibt der Innenstadt ein ganz neues Gesicht“, so Dudda. Nach seiner Einschätzung werde dies nicht nur von der Herner Bevölkerung wahrgenommen, sondern inzwischen auch außerhalb. Dudda: „Herne entwickelt sich gegen den Trend.“

>>> E-GRUPPE MIT MEHREREN PROJEKTEN IN HERNE

■ Das Unternehmen wurde 1979 von Gernot Engler gegründet und hat zunächst Immobilien für den Lebensmittel-Einzelhandel entwickelt und gebaut. Inzwischen ist das Unternehmen europaweit aktiv und entwickelt und baut Logistikflächen.

■ In Herne hat die E-Gruppe das City-Center saniert und hat zwei THW-Gebäude neu gebaut. Zurzeit ist das Kaiserquartier in Baukau in Bau, hinzu kommt die Planung für das H3 in Sichtweite des Europagartens.