Herne. Nicht nur Benzin und Strom, auch andere Produkte werden immer teurer. Viele Herner müssen oder wollen sparen. Mit diesen Tipps gelingt’s.

Seit Wochen ärgern sich Verbraucherinnen und Verbraucher über gestiegene Sprit- und Energiepreise. Erst vor kurzem hat die WAZ Herne nützliche Tipps zum Energiesparen zusammengefasst. Aber auch Dienstleistungen, Lebensmittel und viele andere Produkte sind teurer geworden. Für manche Hernerinnen und Herner geht das an die Substanz - wenn nicht gar an die Existenz.

Veronika Hensing, Leiterin der Herner Verbraucherzentrale, berichtet: „In letzter Zeit bekommen wir immer wieder Anrufe von Menschen, die am Ende des Monats kein Geld mehr haben, um Lebensmittel zu kaufen.“ Viele dieser Menschen seien Geringverdienerinnen oder -verdiener und könnten sich als solche nicht an die Tafel wenden. Was können sie und andere Hernerinnen und Herner tun, um aktuell Geld zu sparen? Hier die Tipps der Experten:

Gut haushalten und öfter selbst kochen

„Wer Geld sparen möchte, für den ist gutes Haushalten auf jeden Fall sinnvoll“, so Hensing. „Ich kann mir einen Kochplan machen und entsprechend einkaufen gehen, oder auch Reste noch besser verwerten.“ Mit einem gut durchdachten Essensplan für die ganze Woche spare man sich das häufige Einkaufen und vor allem Spontankäufe, die gern ins Geld gehen. Um das zu vermeiden, könne es auch helfen, ein „Maximalbudget“ für den Einkauf festzulegen. Und noch ein wichtiger Tipp: „Selbst kochen ist häufig günstiger als Fertiges zu kaufen.“ Schon der Kaffee im eigenen Thermosbecher spare Geld und Abfall.

Viele Menschen sorgen sich laut Veronika Hensing nicht nur wegen der hohen Preise, sondern auch wegen der leeren Regale in den Supermärkten. „Diese diffuse Angst, dass es irgendwann nichts mehr gibt, kann und sollte man den Verbrauchern nehmen“, so Hensing.
Viele Menschen sorgen sich laut Veronika Hensing nicht nur wegen der hohen Preise, sondern auch wegen der leeren Regale in den Supermärkten. „Diese diffuse Angst, dass es irgendwann nichts mehr gibt, kann und sollte man den Verbrauchern nehmen“, so Hensing. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Saisonal und regional einkaufen

Viele Supermärkte geben mittlerweile Ware, die nur noch kurz haltbar ist, vergünstigt ab. Viel sparen könnten Verbraucherinnen und Verbraucher auch, indem sie regional und saisonal einkaufen. Auf dem Markt seien viele Produkte, gerade am Ende des Tages, oft günstiger, so Hensing. Man könne auch nachfragen, ob die Händler einem liegengebliebene Ware überlassen, die sie sonst wegschmeißen müssten. „Lebensmittelverschwendung ist seit Jahren ein Thema“, betont die Beraterin. Lebensmittel zu retten sei dagegen nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel.

Lebensmittel retten

Auf der Erkenntnis, dass Lebensmittel vor dem Abfall gerettet werden sollen, beruht auch das Trendkonzept „Foodsharing“ (zu deutsch „Essen teilen“), bei dem Restaurants oder auch Bäckereien Waren verschenken, die am Ende des Tages übrig- bleiben. Welche Betriebe im Umfeld „Foodsharing“ anbieten, erfahren Verbraucher über Apps wie etwa „Too good to go“ („Zu gut zum Wegschmeißen“). In vielen Städten, wie auch in Herne, gibt es auch privat organisiertes „Foodsharing“, etwa in den Sozialen Medien. Denjenigen, die weniger internetaffin sind, empfiehlt Hensing den Blick in die Nachbarschaft: Warum nicht mal beim Schrebergarten nebenan nachfragen, ob man ein wenig Obst ernten darf, wenn der Apfelbaum ohnehin brechend voll hängt?

„Foodsharing“, oft organisiert über Apps wie „Too good to go“, hat sich längst zum Trend entwickelt.
„Foodsharing“, oft organisiert über Apps wie „Too good to go“, hat sich längst zum Trend entwickelt. © Too good to go

Versicherungen

„Bei Versicherung gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, so die Verbraucherzentrale. Oft seien Policen, die nur kleinere Schäden absichern, überflüssig. So lohnen sich etwa Geräteversicherungen nur bei sehr teuren Anschaffungen. Bei wichtigen Versicherungen wie Privathaftpflicht oder Hausrat empfehlen die Experten regelmäßige Preisvergleiche. Neuere Policen können günstiger ausfallen und bieten oft sogar besseren Schutz. Und auch mit der Umstellung auf jährliche Zahlungen können Verbraucher Geld sparen.

Telefonverträge

Vor Vertragsabschluss den tatsächlichen Bedarf ermitteln - das rät die Verbraucherzentrale für Telefon- und Internetverträge. Wer seinen Bedarf kenne, könne viel besser Preise vergleichen. Die Beratungsstelle weist außerdem darauf hin, dass jeder Telefonvertrag nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden kann. Ein Wechsel zu einem günstigeren Vertrag ist dann möglich - und die Mitnahme der Rufnummer unabhängig vom Anbieter kostenlos.

Verträge und Versicherungen können schnell zur Kostenfalle werden. Die Verbraucherzentrale rät zum Preisvergleich.
Verträge und Versicherungen können schnell zur Kostenfalle werden. Die Verbraucherzentrale rät zum Preisvergleich. © Shutterstock / Syda Productions | Syda Productions

Abos und Mitgliedschaften

Bei Abos sollten Verbraucherinnen und Verbraucher immer den Überblick behalten: Brauche ich dieses Abo wirklich? Welche Kosten kommen auf mich zu? Wann muss ich mein Abo kündigen, damit es sich nicht ungewollt verlängert? „Besonders eine lange Mindestvertragslaufzeit von bis zu zwei Jahren kann in finanziell schwierigen Zeiten zu einer Kostenfalle werden“, warnt die Verbraucherzentrale.

Bankgebühren und Kredite

Bei manchen Banken müssen Kunden Geld bezahlen, um an ihr Geld zu kommen - etwa beim Verwenden einer Kreditkarte oder als Gebühr fürs Girokonto. Um laufende Kosten in der Kontoführung zu umgehen, empfiehlt die Verbraucherzentrale daher auch hier einen Vergleich. Einige Banken bieten kostenlose Kontoführung oder Sonderkonditionen für bestimmte Personengruppen, darunter Rentner, an.

Laufende Verträge

Zu guter Letzt rät die Verbraucherzentrale, immer ein Auge auf laufende Verträge zu haben. Viele Anbieter versuchten wegen steigender Preise, die Beiträge ihrer Kunden zu erhöhen. Das sei allerdings nur zulässig, wenn der Vertrag eine Preisanpassungsklausel enthält. Und selbst dann lohnt sich für Verbraucher ein Blick ins Kleingedruckte. Preiserhöhungen durch den Anbieter unterlägen strengen Auflagen und seien oft unwirksam.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Nicht alles wird teurer

  • Auch wenn es so scheinen mag, sind nicht alle Produkte teurer geworden: Das Statistische Bundesamt verzeichnet für März 2022 Preissenkungen bei verschiedenen Produkten im Vergleich zum Vorjahresmonat.
  • Spitzenreiter ist die Computersoftware mit einem Minus von 10,5 Prozent. Auch bei Elektrogeräten wie Mixern (-3,3 Prozent) oder Fernsehern (-1,5 Prozent) können Verbraucher sparen. Damenschuhe sind aktuell 1,3 Prozent günstiger als im Vorjahr und auch einige Dienstleistungen, etwa in Seniorenheimen und ähnlichen Pflegeeinrichtungen (- 4,3 Prozent), sind günstiger geworden.
  • Was Lebensmittel betrifft, verzeichnet der AMI-Verbraucherpreisindex für März 2022 im Vergleich zum Vormonat eine leichte Preisminderung bei frischem Gemüse und Käse. Wurst und Fleischwaren sind verglichen mit März 2021 um 1 Prozent günstiger geworden.