Herne. Im Café Desaster in Herne steht ein Kühlschrank für gerettete Lebensmittel - auch im November ist der „Fairteiler“ von Foodsharing erreichbar.

Lebensmittel retten und verteilen: Das ist das Prinzip der Initiative Foodsharing, die auch in Herne auf eine Gruppe von 130 Unterstützerinnen und Unterstützern zählen kann, davon 25 aktive. Nachdem bisher die Abholung und Weitergabe von Essbarem privat organisiert worden ist, haben die Foodsharer jetzt einen „Fairteiler“: Der Kühlschrank steht im Café Desaster.

Das macht vieles einfacher, erlaubt er doch denen, die etwas abzugeben haben, selbst an der Mont-Cenis-Straße 26 vorbeizuschauen und etwas da zu lassen, für das sie selbst keine Verwendung haben. Der erste Interessierte steht schon da, bevor der Kühlschrank komplett aufgebaut ist. Gaby Greiner von der Initiative erklärt ihm, was er hineinstellen darf und was nicht. „Keine geöffnete Milch“ zum Beispiel, und „keine zubereiteten Sachen“. Auch Fleisch wird nicht angenommen.

Teilen statt wegwerfen: Das ist das Prinzip der Lebensmittelretter.
Teilen statt wegwerfen: Das ist das Prinzip der Lebensmittelretter. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Teilen und mitnehmen

Neben den Privatpersonen bringen auch die „Foodsaver“ her, was sie abgeholt haben. Weil jemand in Urlaub gefahren ist und den Rest aus dem Kühlschrank nicht wegwerfen wollte, oder vielleicht die geschenkte Großpackung Pralinen selbst nicht essen mag. Auf der anderen Seite können sich Nutzer selbst an der neuen Verteilstation im Café Desaster kostenlos bedienen.

„Wir kooperieren mit Betrieben, bei denen wir etwas abholen“, erklärt Gaby Greiner die Herkunft eines Großteils der Lebensmittel. Meistens seien es Supermärkte oder Bäckereien, die aber in der Regel nicht genannt werden wollten. In Herne sind es zwei Betriebe, bei denen in einem Jahr immerhin 554 Einsätze stattgefunden haben. „Wir haben so 3200 Kilo Lebensmittel gerettet.“ Eine Konkurrenz zur „Tafel“ gebe es nicht: „Wir holen kleinere Mengen ab“, erklärt Gaby Greiner, hauptberuflich Betreuungskraft in einem Seniorenheim. „Oder wir kommen, nachdem die Tafel da war.“ Sie selbst hat in fünf Jahren 9500 Kilo gerettet.

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Der Gedanke, der alle antreibt: „Wir möchten Lebensmittel retten, damit sie nicht in der Mülltonne landen.“ Dass damit derjenige etwas spart, der sie später mitnimmt, sei ein „positiver Nebeneffekt“. Am ersten Tag warten u.a. Mandarinen und veganer Eiskaffee auf Abnehmerinnen und Abnehmer.

Gegen die Verschwendung von Ressourcen

Warum sie sich als Foodsaver engagieren? „Um die Umwelt zu entlasten“, sagt Laura Paweletz, die gerade in Biochemie promoviert. Es sei eine „enorme Ressourcenverschwendung, dass Lebensmittel für den Müll produziert werden“. Johanna Mines, die als Umweltpädagogin arbeitet, denkt an all das Wasser, CO2, und die Arbeitskraft, die bereits in die Lebensmittel geflossen sind. Ihre Überzeugung geben sie in Gesprächen gerne weiter. „Man lernt viele Leute kennen“, haben sie festgestellt. Neue Aktive bilden sie auch gerne aus. Dann könnten auch mehr als zwei Betriebe bedient werden.

Nadja Mosch, Mitbegründerin des von einem gemeinnützigen Verein geführten Café Desaster und dort ehrenamtlich aktiv, unterstützt die Foodsharer. Auch während des Lockdowns soll der Kühlschrank dienstags bis freitags von 11 bis 14 Uhr erreichbar bleiben. Annahme und Abgabe erfolgen dann an der Tür.

Mehr Informationen auf www.foodsharing.de