Herne. Viele Produkte sind derzeit Mangelware. Auch in Herne stehen Kunden vor leeren Supermarkt-Regalen. Das sagen Herner Einzelhändler zur Lage.
Hamsterkäufe und gähnende Leer in Supermarkt-Regalen – schon in den Hochphasen der Corona-Pandemie waren diese Phänomene an der Tagesordnung. Mit dem Ukraine-Krieg folgt gleich die nächste Krise, die solche Bilder hervorbringt. Einzelhändler, Gastronomen und Verbraucher gleichermaßen beklagen die gestiegenen Preise. Dennoch sind viele Produkte derzeit schnell vergriffen.
Auch in Herner Supermärkten stehen Kunden und Kundinnen mitunter vor leeren Regalen. Besonders begehrt sind nach wie vor Mehl, Nudeln, Toilettenpapier und Öl. Bestätigt sich der Eindruck vieler Menschen, dass die Versorgung knapp wird und die Lager leer sind? Die WAZ hat bei Herner Einzelhändlern nachgefragt.
Herner Einzelhandelsverband: Öl besonders knapp
Die Betreiberinnen und Betreiber der Herner Supermärkte hätten alle dasselbe Problem: Es werde zwar noch Öl geliefert, „aber nicht mehr in ausreichenden Mengen“, sagt Olaf Kenkmann, Vorsitzender des Herner Einzelverbandes. Nicht nur Sonnenblumenöl sei Mangelware, auch alle anderen Öle, etwa Olivenöle, gingen den Betreibern aus. Überall klafften deshalb große Lücken.
Auch wenn manche Kundinnen und Kunden glaubten, Supermarkt-Betreiberinnen und -Betreiber rationierten die Öle, um sie nach und nach ins Regal zu stellen: Das sei nicht der Fall. Die meisten Kundinnen und Kunden nähmen die „Ölknappheit“ aktuell hin, es gebe aber auch Beschwerden über die leere Regale, weiß Kenkmann. Die Betreiberinnen und Betreiber nähmen sie nicht etwa gelassen, betont er: Sie wollten Kundinnen und Kunden auch lieber ein umfangreiches Angebot bieten.
Herner Supermärkte berichten von Lieferengpässen und Hamsterkäufen
Auch Monika Vogel, Inhaberin eines Edeka-Marktes in Horsthausen, beklagt den Ölmangel. „Wir bestellen oft 100 Kisten Öl, und wenn wir drei Kisten bekommen, sind wir froh“, berichtet die Einzelhändlerin. „Wir mussten das Sonnenblumenöl schon über einen externen Anbieter aus Bulgarien holen.“ Dass dieses zwangsläufig etwas mehr koste, sei den Kundinnen und Kunden leider nur schwer zu vermitteln. Auch Toilettenpapier habe sie schon extern bestellen müssen, so Vogel. Streng rationieren müsse sie noch nicht, doch schon seit Wochen gelte bei ihr wieder die Regel, die schon während der Coronapandemie zur gängigen Praxis wurde: „Pro Haushalt nur eine Flasche Öl oder nur einen Packen Mehl.“
Eine Mitarbeiterin eines Herner Rewe-Marktes berichtet von Hamsterkäufen. Mehl, Öl, Toilettenpapier und - ganz kurios - Senf gingen zurzeit am schnellsten weg. „Die Leute stürzen sich darauf“, so die Verkäuferin. „Manche Herner Haushalte haben ein volleres Lager als wir“, ist sie sich sicher. Obwohl der Markt drei Mal in der Woche Ware bekomme, seien schon viele Lücken erkennbar. Oft wunderten sich die Kunden, warum ein Produkt, das sie woanders nicht bekommen haben, auch bei ihnen nicht zu haben sei. Das liege daran, erklärt die Rewe-Mitarbeiterin, dass die Märkte oft dieselben Lieferketten haben.
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Störungen in den Lieferketten sind nur ein Grund, warum Produkte knapp werden. Auch die Corona-Pandemie wirkt sich noch immer vielerorts auf die Produktionen aus. Die Gründe für die Knappheit unterscheiden sich außerdem von Produkt zu Produkt, wie Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Ruhr, gegenüber der WAZ erläutert. Während etwa Sonnenblumenöl in direktem Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg stehe, gebe es bei anderen Produkten ganz andere Ursachen. Trotz aller Knappheit sehen Sachverständige aus der Wirtschaft keinen Grund zur Beunruhigung. Heistermann stellt klar: „Wir steuern nicht in eine Hungersnot. Dieser Gedanke ist völlig absurd. Wir werden es nach wie vor hinkriegen, den Bedarf aufrechtzuerhalten.“
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Preissteigerungen und Inflation
- Das Statistische Bundesamt vermeldet für März 2022 ein Inflationsplus von 7,3 Prozent und damit den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Vergleichbare Werte hat es zuletzt im Jahr 1981 gegeben, damals in Folge des Golfkrieges.
- Die Inflation treibt neben den Energiekosten auch die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe. Diese sind im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,2 Prozent teurer geworden.
- Das bekommen die Verbraucherinnen und Verbraucher ganz besonders beim Öl zu spüren: Während Sonnenblumenöl im Preis um 17,2 Prozent gestiegen ist, sind es bei Rapsöl ganze 30 Prozent. Doch auch Produkte wie Gemüse (+14,8) und Kaffee (+8,9) sind teurer geworden.