Herne. Der Förderstopp des Bundes für energiesparendes Bauen beeinflusst auch die Planung für zwei größere Herner Neubauprojekte.

Vor wenigen Tagen hat das Bundeswirtschaftsministerium überraschend den Stopp der Förderung für energiesparendes Bauen verkündet. Betroffen von diesem Stopp sind auch zwei größere Herner Bauprojekte.

Zur Erinnerung: Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hatte sowohl die Steuerförderung für das Effizienzhaus 55 (verbraucht 55 Prozent der Energie eines Standardhauses) eingestellt als auch die für das Effizienzhaus 40. Die Notbremse war nach Ansicht des Ministers notwendig, weil die Programme durch einen Antragssturm von Häuslebauern überzeichnet waren, nachdem im November die alte CDU-SPD-Regierung angekündigt hatte, dass Ende Januar das Effizienzhaus-55-Programm auslaufen werde. 24.000 Antragsteller mit Förderungswunsch sind von dem Stopp betroffen.

Auch die Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd (WHS) kalkuliert bei ihren Projekten regelmäßig mit Fördermitteln. Beim Bauvorhaben „Wohnen am Westbach“ seien der WHS bereits KfW-Mittel im Rahmen der BEG-Förderung in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro bewilligt worden. Beim Projekt „Wohnen im Fortuna-Park“ (dahinter verbirgt sich die Bebauung des ehemaligen Fußballplatzes an der Nordstraße) belief sich die kalkulierte Fördersumme auf 1,05 Millionen Euro – unter Einhaltung des KfW-Standards 55 EE. Da aber absehbar gewesen sei, dass diese Förderung auslaufen würde, weil sich „55“ inzwischen generell zum Standard im Neubau entwickelt habe, sei die WHS umgeschwenkt und habe nach KfW-Standard 40 geplant. Die Kalkulation habe gezeigt, dass die Mehrkosten durch den besseren Standard durch die Förderung abgefedert worden wären, so WHS-Vorstand Klaus Karger im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Die HGW baut die Kindertagesstätte Am Weustenbusch neu. Die Fördermittel machen elf Prozent der Finanzierung aus.
Die HGW baut die Kindertagesstätte Am Weustenbusch neu. Die Fördermittel machen elf Prozent der Finanzierung aus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch auf dieses Geld muss die WHS zunächst verzichten. Der Stopp auch für die Förderung des 40er-Standards habe die Genossenschaft „wie ein Blitz getroffen“, so Karger. Mit dem Förderstopp stehe das Vorhaben „Fortuna-Park“ allerdings nicht auf der Kippe. Einerseits befänden sich die Planungen noch in einem frühen Stadium, andererseits hofft Karger darauf, dass die WHS später auf einen anderen oder neuen Fördertopf zugreifen kann.

Neues Förderprogramm soll ab 2023 aufgelegt werden

Anzeichen dafür gebe es. So hat der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW) seinen Mitgliedsunternehmen mitgeteilt, dass die Bundesregierung plane, ab dem Jahr 2023 die Gebäudeförderung grundsätzlich neu auszurichten. Es solle ein neues Förderprogramm Klimafreundliches Bauen als Nachfolgeprogramm für die bisherige KfW-Effizienzhaus-Förderung aufgelegt werden. Förderbeginn solle spätestens der 1. Januar 2023 sein. Das Förderprogramm solle primär auf das Bauen mit nachhaltigen Baustoffen, das Fördern einer nachhaltigen Energieversorgung sowie die Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen pro Quadratmetern Wohnfläche ausgerichtet werden. Karger hofft, dass die WHS dafür die Fördervoraussetzungen erfüllen wird. Ganz ohne Förderung werde es wohl schwierig, das Projekt in der beabsichtigten Form umzusetzen.

Außerdem weiß der VdW zu berichten, dass das Bundeswirtschaftsministerium für das laufende Jahr ein befristetes Förderprogramm für das KfW-Effizienzhaus-40 auflegen werde. Die Fördersätze sollen allerdings auf die Hälfte abgesenkt, und ein Kostendeckel von voraussichtlich nur eine Milliarde Euro soll eingezogen werden.

Dieses Programm wäre für die Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW) von Bedeutung. Die Stadttochter baut die marode Kindertagesstätte Am Weustenbusch in Eickel neu. Entstehen soll sie nach den Worten von HGW-Geschäftsführer Thomas Bruns nach KfW-Standard 40. Dass dafür plötzlich die Förderung eingestellt wurde, trifft die HGW empfindlich. Denn die veranschlagte Fördersumme von rund 500.000 Euro mache immerhin elf Prozent der Gesamtinvestition aus, so Bruns. Diese Summe zu kompensieren, mache die gesamte Kostenkalkulation für das Projekt kompliziert. Selbstverständlich habe Bruns ein Auge auf das befristete Förderprogramm, doch er ist sich im Klaren darüber, dass die Nachfrage extrem hoch sein werde, sobald die Mittel beantragt werden können.

>>> FÖRDERUNG WICHTIGER FINANZIERUNGSBAUSTEIN

■ Wie wichtig eine öffentlich Förderung für Neu- und Sanierungsprojekte ist, macht WHS-Vorstand Klaus Karger am Beispiel der energetischen Sanierung der Wohnanlage an der Sodinger Straße/Bochumer Straße deutlich.

■ Die Baukosten betragen insgesamt rund 10 Millionen Euro, die Wohnraumförderung des Landes liegt bei 9,2 Millionen Euro - inklusive eines sogenannten Tilgungsnachlasses von 2,8 Millionen Euro.