Herne. Die CDU in Herne kritisiert die neuen Pläne für das Stadtteilzentrum in Baukau. Sie seien unattraktiver und nicht mit der Politik abgestimmt.

Die CDU in Herne kritisiert den Entwurf für die Neue Mitte in Baukau. Der Investor für das geplante Stadtteilzentrum hatte kurz vor Ostern seinen Bauantrag eingereicht. Bei der Union reibt man sich verwundert die Augen: Die Pläne, kritisiert Partei- und Fraktionsvorsitzender Timon Radicke, seien deutlich abgespeckt worden. Und die Politik sei nicht mal darüber informiert worden.

Die List-Gruppe hatte vor vier Jahren vom Rat den Zuschlag bekommen, auf einer 23 000 Quadratmeter großen Teilfläche zwischen Forellstraße und Kita am Lackmanns Hof ein Wohn-, Handels- und Dienstleistungszentrum mit bis zu 150 Wohnungen zu bauen. Zehn Investoren hatten sich an einem Vergabeverfahren der Stadt beteiligt. Gepunktet hatten die Niedersachsen mit ihrem Konzept „Wohnen und Einkaufen im Park“. Sie präsentierten eine Visualisierung, die Stadt und Politik überzeugten. List kündigte an, an der Forellstraße Gebäude für einen Super- und einen Drogeriemarkt sowie für Büros zu schaffen, außerdem auf einer weiteren, ebenerdigen Fläche Geschäfte unter anderem für Friseur und Bank. Besonderheit: eine begrünte Dachfläche als Teil einer Parklandschaft mit Spielgeräten und Bänken. Außerdem sollte ein Marktplatz kommen sowie ein Gebäude für Gastronomie, 160 Stellplätze und ein Bereich „Wohnen im Park“ mit Häusern für 100 Wohnungen und Tiefgarage. Investition insgesamt: 50 Millionen Euro.

CDU Herne: Jetzt nur noch eine „Dachbegrünung seitlicher Treppenanlage“

Das sind die alten Pläne des Investors List.
Das sind die alten Pläne des Investors List. © Visualisierung List

Mit dem Bauantrag habe List nun ein „gänzlich anderes Konzept“ abgegeben, kritisiert CDU-Chef Timon Radicke. Die neuen Pläne für das „Quartier Kaiserstraße“ – so nennt der Investor jetzt sein Projekt – seien nicht mehr so umfangreich und vor allem nicht mehr so attraktiv. Statt einer Dachterrasse als Teil einer Parklandschaft erkenne man auf der neuen Visualisierung nur noch eine „Dachbegrünung mit seitlicher Treppenanlage“: Das entspreche nun wirklich nicht den Gedanken von 2017/2019. Auch sei der attraktive Marktplatz „verschwunden“, und von Wohnungen sei zunächst keine Rede; sie sollen erst in einem „zweiten Bauabschnitt“ kommen. Radicke fragt zudem: Wo werden die benötigten Stellplätze untergebracht? Gibt es noch eine Tiefgarage?

Timon Radicke (CDU): Politische Gremien sind nicht eingebunden worden

So soll sie aussehen, die „Neue Mitte Baukau“. Oben links soll das neue Stadtteilzentrum entstehen, das „Quartier Kaiserstraße“.
So soll sie aussehen, die „Neue Mitte Baukau“. Oben links soll das neue Stadtteilzentrum entstehen, das „Quartier Kaiserstraße“. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Der Öffentlichkeit sei viel versprochen worden, „und nun wurde leider wenig gehalten“. Die nun eingereichte Planung, so der CDU-Partei- und Fraktionschef, passe nicht mehr mit den Örtlichkeiten zusammen. Die ursprüngliche Planung und die Vision von 2017 hätten zu einem großartigen Projekt geführt. „Der aktuelle Entwurf ist es nicht mehr“, sagt Radicke. Er fragt sich unter anderem außerdem, ob es in den neuen Plänen ein Konzept für Radwege auf dem Areal gibt, wie die U-Bahn und der Schlosspark angebunden werden, wie die Anlieferung der Geschäfte funktioniere und ob es eine Verbindung zum Kanal gebe.

Radicke kritisiert scharf, dass die Parteien nicht eingebunden worden seien: „Es geht nicht, dass sich die politischen Gremien auf einen Entwurf einigen, und am Ende kommt etwas ganz anderes heraus.“ Man gehe auch nicht in eine Zoohandlung, kaufe ein Hamster und bekomme an der Kasse einen Hund ausgehändigt, vergleicht er. Die Politik hätte über den neuen Entwurf informiert werden müssen, anschließend hätte sie darüber sprechen müssen: „Es ist wichtig, dass die politischen Gremien nicht für dumm verkauft werden.“

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Das „Quartier Kaiserstraße“ ist nur eines von mehreren Projekten in der „Neuen Mitte Baukau“, das auf der Fläche zwischen Kaiserstraße und Westring beziehungsweise zwischen Forellstraße und Lackmanns Hof realisiert werden soll.

Unter anderem soll die Kindertagesstätte Lackmanns Hof erweitert und die Grundschule Forellstraße mit Turnhalle dorthin verlagert werden. Außerdem sollen Studentenwohnungen und eine Gastronomie gebaut werden. Und nicht zuletzt soll ein Campus mit Instituten und Forschungseinrichtungen auf der Fläche entstehen.