Herne. Auch 2022 wächst Herner Stadtverwaltung – unter anderem durch neue Stellen in Kitas und beim KOD. Warum trotz aller Bemühungen Engpässe drohen.

Herne im Dezember 2030. Der Personalmangel in der Stadtverwaltung führt zu massiven Einschränkungen. Einige Ämter mit Besucherverkehr öffnen nur noch zweimal wöchentlich. Eltern schließen sich wegen des Erzieherinnenmangels zu Betreuungsgruppen zusammen. Und alle Brände an den Stadtgrenzen müssen von den Feuerwehrkollegen aus Bochum, Gelsenkirchen und Recklinghausen übernommen werden.

Ein solches (Horror-)Szenario wird es in elf Jahren wohl nicht geben, doch die Personalsituation lässt im Rathaus durchaus Alarmglocken klingeln. Einige Schlaglichter auf die aktuelle Lage.

Die Zahlen

3221 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte die Stadt im Oktober 2021, so der städtische Personalrat in seinem Jahresbericht. Davon sind 1910 weiblich und 1311 männlich. Bis zum Jahr 2030 gehen bei der Verwaltung 817 Mitarbeitende altersbedingt in den Ruhestand. Das erklärte Oberbürgermeister Frank Dudda in der jüngsten Ratssitzung auf Anfrage des Piraten-Stadtverordneten Lars Wind.

Der Herner Rat befasste sich in seiner Sitzung am 30. November mit der Personalsituation in der Stadtverwaltung.
Der Herner Rat befasste sich in seiner Sitzung am 30. November mit der Personalsituation in der Stadtverwaltung. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der Stellenplan

Im jährlich vom Rat zu verabschiedenden Stellenplan führt die Stadt unter anderem auf, wie sich die Zahl der Mitarbeitenden im Folgejahr verändern wird. In Herne werden demnach im Vergleich zu diesem Jahr 57 neue Planstellen in der Verwaltung eingerichtet, so der mit breiter Mehrheit gefasste Beschluss der Politik. Allein 17 neue Stellen sollen zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben in den Kitas geschaffen werden. Knapp sechs zusätzliche Mitarbeitende erhält die unterbesetzte Feuerwehr (siehe auch: Der Personalrat). Weitere sechs Planstellen sind auf die vom Rat beschlossene Ausweitung des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) in Herne zurückzuführen. 3,5 zusätzliche Kräfte soll das Gesundheitsamt erhalten. Die Digitalisierung in den Schulen erfordert aus Sicht der Stadt drei Neueinstellungen.

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Die Ausbildung

Die Verwaltung setze bereits in den vergangenen Jahren verstärkt auf Ausbildung und habe auch die Zahl der Berufsfelder ausgeweitet, so die Stadtspitze auf Anfrage der Piraten im Rat. Zum 1. September wurden 58 neue Auszubildende eingestellt (ohne Stadttöchter). Die Übernahmequote sei „traditionell sehr hoch“ und habe in diesem Jahr bei rund 90 Prozent gelegen. 2022 sollen 22 verschiedenen Ausbildungs- und Studiengänge angeboten werden. Aber: Nicht alle vakanten Stellen könnten durch Nachwuchskräfte besetzt werden, weshalb das Gewinnen von Fachkräften eine weitere zentrale Aufgabe in der Personalstrategie sei.

Die OB-Botschaft

Bei der Schaffung neuer Planstellen gehe es ausschließlich darum, „die nötigsten Aufgaben in einer unter der Finanzlast ächzenden Kommune erfüllen zu können“, begründete OB Frank Dudda im Rat das erneute Wachsen der Verwaltung (2021: plus 71). Die zusätzlichen Stellen seien dringend notwendig, um „das Schiff“ überhaupt durchs Wasser fahren zu können, so Kapitän Dudda. „Ich kann einen Kindergarten nicht ohne Erzieherinnen betreiben.“ Brandschutz sei ohne Feuerwehrleute ebenso wenig möglich wie ein KOD ohne Mitarbeitende. In Sachen Gesundheitsamt habe die Bundesregierung die Kommunen sogar ausdrücklich ermuntert, neue Stellen zur Bewältigung zu schaffen. Zum Teil würde diese refinanziert. Wegen der personellen Engpässe könnten Angebote des Gesundheitsamtes wie zum Beispiel Schuleingangsuntersuchungen nicht im gewohnten Maße durchgeführt werden.

Der Personalrat

Gerade im öffentlichen Dienst werde es immer schwieriger, geeignetes Personal zu gewinne, erklärt der städtische Personalrat in seinem Jahresbericht 2021. Die größte Baustelle sieht die städtische Mitarbeitendenvertretung (mal wieder) bei der Feuerwehr: „Es passt hinten und vorne nicht.“ Teilweise hätten einzelne Feuerwehrleute bis zu 600 Überstunden im Jahr. Freie Stellen würden nicht von heute auf morgen besetzt werden können, „aber wir wünschen uns mehr Anstrengung“.

WEITERE INFOS: Beamte deutlich in der Minderheit

2142 der aktuell 3221 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, also knapp zwei Drittel sind Angestellte; 656 Mitarbeitende sind verbeamtet.

Außerdem gibt es 81 Beamtenanwärter und 26 Praktikanten. 241 Mitarbeitende der Stadtverwaltung fallen unter die Rubrik „Aushilfen und Zeitkräfte“ (Quelle: Jahresbericht Personalrat).

Die Stadt ist übrigens nicht der größte Arbeitgeber in Herne. Das ist mit aktuell 5008 Mitarbeitenden die St. Elisabeth Gruppe. Zum Vergleich: Die Evangelischen Krankenhausgemeinschaft beschäftigt am Standort Herne derzeit 1191 Menschen.