Ist die Kritik an Frank Dudda berechtigt? Ja, findet Redakteur Lars-Oliver Christoph. Denn: Als OB verletzt er demokratische Spielregeln.
Wahlkampf oder Amtsausübung? Frank Dudda lässt diese Diskussion an sich abprallen: Er sieht sich vielmehr als Kapitän, der Herne durch die stürmische See, sprich: die Pandemie navigiert. In 59 von 60 Monaten seiner Amtszeit steht es ihm auch frei, seine Rolle so zu interpretieren und auszuüben. Um im Bild zu bleiben: In den Wochen vor einer Kommunalwahl darf ein Oberbürgermeister, der selbst antritt, nicht jeden beliebigen Kahn besteigen. Das verbieten die (ungeschriebenen) demokratischen Spielregeln.
Natürlich gab und gibt es auch Termine, bei denen die Teilnahme des Amtsinhabers unerlässlich ist. Aber: Inwieweit stärkt ein Oberbürgermeister das Vertrauen des Bürgers in die Handlungsfähigkeit der Stadt, wenn er den neuen Pächter eines „Wirtshauses“ in den Neuen Höfen präsentiert? Warum ist es notwendig, dass eine Stadtspitze das neue WLAN-Angebot für 29 HCR-Busse vorstellt? Sorry, aber das ist Wahlkampf pur.
Die Frage nach dem Warum
Rein rechtlich ist diese Omnipräsenz nicht zu beanstanden, doch ein Geschmäckle hat diese Terminflut sehr wohl. Der Versuch, dieses unfaire Verhalten mit der Pandemie in Zusammenhang zu bringen, befremdet zudem ein wenig. Und auch die Frage, inwieweit Teile des städtischen Apparats für eine Wiederwahl genutzt werden, ist berechtigt. Dass dies gerade im Ruhrgebiet bei Oberbürgermeistern kein unübliches Verhalten ist, macht es nicht besser.
Es bleibt die Frage nach dem Warum. Selbst wenn Frank Dudda in den drei Wochen bis zum 13. September komplett abgetaucht wäre, stünde seiner Wiederwahl wohl nichts im Wege. Auch politische Gegner erkennen an, dass dieser OB für Herne vieles angestoßen und erreicht hat. In der Sprache der Nautik könnte man es so sagen: In seinem Amt ist Frank Dudda ein sehr verlässlicher Kapitän, als Wahlkämpfer ist er allerdings vom Kurs abgekommen.