herne. . „Hilfe - Es brennt“: So hat der städtische Personalrat die personelle Situation der Feuerwehr beschrieben. Wie die Stadt darauf reagiert.

Elf nagelneue Fahrzeuge im Wert von 3,7 Millionen Euro hat die Feuerwehr im Oktober vor den Rathaus präsentiert und sich bei der Politik für diese Investition bedankt. Gut fünf Monate später war die Feuerwehr erneut Thema der Politik - diesmal aber mit völlig anderen Vorzeichen: Im Hauptausschuss ging es am Dienstag auf Initiative der Grünen um die großen personellen Probleme der zurzeit 254 Mitarbeiter zählenden Feuerwehr.

150 bis 200 Überstunden im Jahr

„Hilfe - Es brennt!“ So hatte der städtische Personalrat die Situation im Oktober in einem internen Bericht beschrieben, auf den sich die Grünen berufen hatten. Die laut der Mitarbeitervertretung heute noch weitgehend gültigen Missstände sind unter anderem:
– Es fehlt an Personal. Das führe dazu, dass es kaum einen Tag gebe, an dem alle Funktionen der beiden Wachen vollständig besetzt seien.
– Die Belastung sei immens. 150 bis 200 Überstunden leiste jeder Feuerwehrkollege im Jahr.
– Die Konkurrenz sei groß. Andere Städte hätten bessere Argumente, sprich: böten eine höhere Besoldung und bessere Karrierechancen.
– Ausbildung könne nicht durchgängig während der normalen Dienstzeit durchgeführt werden.

Dezernent Frank Burbulla (li.) - hier mit Feuerwehr-Chef Andreas Spahlinger - räumte Missstände ein und kündigte Verbesserungen an.
Dezernent Frank Burbulla (li.) - hier mit Feuerwehr-Chef Andreas Spahlinger - räumte Missstände ein und kündigte Verbesserungen an.

Die Schilderung des Personalrates vom Oktober seien zutreffend, sagte Feuerwehrdezernent Frank Burbulla im Hauptausschuss. Die Stadt habe bereits im Herbst reagiert; „wesentliche Bausteine“ seien auf den Weg bracht worden. So seien Änderungen beim Besoldungssystem vereinbart worden, die aber wegen der begrenzten Finanzen auch zu Lasten von Beförderungen gingen.

Wiederbesetzung von Stellen soll schneller erfolgen

Durch die Einstellung von neun Berufsanfängern nach Abschluss deren Ausbildung zum 1. April sowie von weiteren Mitarbeitern hoffe er auf eine Entspannung. Auch die künftige Entlastung beim Rettungsdienst (siehe unten) werde zu Verbesserungen führen, so Burbulla. Ansetzen wolle die Stadt zudem bei der Wiederbesetzung von Stellen bei Pensionierungen; mit mehr als sechs Monaten dauere das bisher einfach zu lange.

Burbulla räumte ein, dass auch der schlechte Zustand der Wachen die Attraktivität des Feuerwehrberufs in Herne mindere. Beim Bau der neuen Wache in Alt-Herne sei es leider zu einer zweijährige Verzögerung gekommen. In der kommenden Woche habe die Stadt hier aber Neues zu verkünden.

Von der Politik gab es für den Dezernent im Ausschuss großes Lob. Seit Frank Burbulla diese Aufgabe übernommen habe, würden die Belange der Feuerwehr stärker berücksichtigt, so der Tenor. 15 Jahre lang sei sich jedoch bei der Stadt zu wenig um die Belange der Feuerwehr gekümmert worden, kritisierte Tina Jelveh (Grüne).

>> INFO: Das ändert sich beim Rettungsdienst

Bislang war allein die Feuerwehr für den Einsatz der Rettungswagen, kurz RTW, zuständig, ab dem 1. Mai übernehmen auch die Johanniter-Unfallhilfe und der Krankentransport Falck einen Teil der Aufgaben. Die beiden neuen Partner seien notwendig, um für die stetig steigende Zahl an Einsätzen gewappnet zu sein, sagt Feuerwehrdezernent im Gespräch mit der WAZ. Inzwischen sind es fast doppelt so viele wie noch 2007. Waren es damals noch 9650, lag die Zahl Ende 2018 bei 17.123.

Wie die Stadt auf diese Entwicklung reagieren soll, diese Frage hat sie einen Gutachter beantworten lassen. Der wiederum hat den Vorschlag unterbreitet, so Burbulla, weitere Anbieter einzubeziehen. Die Feuerwehr stoße bereits jetzt an ihre personellen Grenzen, obwohl es in den Jahren seit 2016 Dutzende zusätzlicher Stellen im Rettungsdienst geschaffen worden seien. Ferner wurde auch die Anzahl der Rettungsfahrzeuge von fünf auf sieben erhöht.

Gab es früher zwei Rettungsbezirke, sind nun daraus drei geworden. Neben Herne und Wanne wurde nun auch ein eigener Bereich für Sodingen geschaffen.