Michelle Müntefering bei der Bundestagswahl erneut das Direktmandat im Wahlkreis Herne/Bochum II gewonnen. AfD wird dritte Kraft in Herne

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering hat zum dritten Mal hintereinander den Wahlkreis Herne/Bochum II gewonnen. Das ist das Ergebnis zum Redaktionsschluss.

Es wurde früh deutlich, dass es ein angenehmer Abend für die SPD und die Herner Direktkandidatin Müntefering werden würde. Noch vor der Prognose um 18 Uhr plauderte die 41-Jährige bei der SPD-Wahlparty in der Eventarena im Revierpark Gysenberg entspannt mit anderen Genossen. Sie wird die Nachwahlbefragungen, die Grundlage für die Prognose sind, gekannt haben. Als später die ersten Herner Ergebnisse eintrudelten, zeichnete sich früh ab, dass sie ihren Wahlkreis locker verteidigen würde.

Müntefering: Wir wollen das Land in den 20er-Jahren gestalten

„Ich mache meine Arbeit so gut, wie ich kann, die Menschen müssen entscheiden, ob es genug ist“, so Müntefering. Offenbar war es gut genug. Die SPD habe eine rasante Aufholjagd gestartet, das sei nicht ohne Olaf Scholz möglich gewesen: „Wir wollen das Land in den 20er-Jahren gestalten“, sagte Müntefering. Und fügte an: „Die SPD ist da, die Menschen wollen Olaf Scholz als Kanzler.“ Angela Merkel habe das Land durch manche Krise geführt, doch es sei zu viel liegengeblieben: „Wir haben große Aufgaben vor uns, die wir lösen wollen.“

Direktkandidat Christoph Bußmann wäre gerne in den Bundestag eingezogen, doch er war von seiner klaren Niederlage nicht überrascht.
Direktkandidat Christoph Bußmann wäre gerne in den Bundestag eingezogen, doch er war von seiner klaren Niederlage nicht überrascht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

CDU-Direktkandidat Christoph Bußmann war sichtlich nicht überrascht von seiner Niederlage im Wahlkreis, war Müntefering doch als klare Favoritin ins Rennen gegangen. „Natürlich wäre ich gerne in den Bundestag gekommen, aber ich bin ja noch jung“, sagte der 33-Jährige recht aufgeräumt. Der Wahlkampf in seiner Heimatstadt habe unheimlich viel Spaß gemacht.

AfD-Kandidat freut sich zu früh

Bei der CDU-Wahlparty im Restaurant Kostbar in Herne-Mitte zeigten sich die Unionsmitglieder ernüchtert vom historisch schlechten Abschneiden ihrer Partei auf Bundesebene. „Wir dürfen das jetzt nicht schönreden“, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Timon Radicke. Er arbeitet in der CDU-Zentrale und war auf einer Videoleinwand aus Berlin zugeschaltet.

„Mit diesem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein“, sagte auch Bußmann. Trotzdem betonte er: „Ich gehe davon aus, dass wir in einer Jamaika-Koalition die nächste Regierung führen werden.“

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Zunächst sah es so aus, als ob die AfD erneut drittstärkste Kraft werden würde. Direktkandidat Markus Dossenbach zeigte sich zufrieden: Die AfD habe im Wahlkreis deutlich mehr Stimmen geholt als im Bund, und 12 Prozent an Stimmen im Westen, das „sei schon was“. Doch diese Einschätzungen erwiesen sich als verfrüht. Der Stimmenanteil sank im Laufe des Abends.

Herner Grüne feiern ihr bestes Wahlergebnis

Die Herner Grünen feiern ihr bestes Wahlergebnis, das sie jemals eingefahren haben. „Wir sind ein kleiner Kreisverband und sind hier in der Diaspora“, sagte der Kreisvorsitzende Stefan Kuczera. Dennoch habe sich die Partei in Herne gut etabliert. „Der nächste Schritt ist es, in Herne auf Augenhöhe mit der CDU zu kommen“, so seine Kampfansage – auch schon mit Blick auf die Landtagswahl. Bundesweit habe sich die Partei ein noch besseres Ergebnis gewünscht, habe aber, so seine Analyse, bei der Aufholjagd der SPD Feder lassen müssen.

FDP-Direktkandidat Klaus Füßmann hat sein Ergebnis vom letzten Mal halten können: „Das geht in Ordnung“, kommentiert er. Er freue sich über das schlechte Abschneiden der Linken vor Ort und ärgere sich über das gute Abschneiden der AfD, fügte er an.