Herne. Michelle Müntefering ist Bundestagskandidatin für die SPD in Herne. Diese Bilanz zieht die Staatsministerin, diese Probleme will sie anpacken.
Bei der anstehenden Wahl für den Bundestag ist Michelle Müntefering quasi die „Titelverteidigerin“. Sie ist seit zwei Legislaturperioden Abgeordnete - und Staatsministerin - in Berlin und möchte selbstverständlich für eine dritte Amtszeit gewählt werden. Das sind ihre Pläne.
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Als Treffpunkt hat sich die 41-Jährige für das Cranger Tor entschieden. Natürlich habe der Schmerz über die zum zweiten Mal ausgefallene Cranger Kirmes dabei eine Rolle gespielt, doch für Müntefering ist es auch ein Bekenntnis zu Wanne. Dort sehe sie seit einiger Zeit eine Entwicklung mit „viel Licht“.
In ihrem aktuellen Amt, nämlich als Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sieht sie zurzeit sehr viel Schatten. Sie ist recht nah dran an den jüngsten Ereignissen in Afghanistan. Sie habe sich in den vergangenen vier Jahren viel für die Frauenrechte engagiert, die Machtübernahme durch die Taliban sei eine Katastrophe. Nicht nur für die Frauenrechte in Afghanistan, sondern auch weltweit. „Wir müssen jetzt alles tun, um denen zu helfen, die uns geholfen haben.“ In den vergangenen Tagen habe sie für Journalistinnen, Wissenschaftlerinnen oder Menschenrechtsaktivistinnen Programme aufgesetzt, um jenen, die vor Ort waren, zum Beispiel in den Nachbarländern Zuflucht zu bieten.
Als Staatsministerin sei es eine ihrer Hauptaufgaben gewesen, Schutzprogramme auszuarbeiten. Auch Institutionen im Ruhrgebiet würden zum Beispiel Wissenschaftlerinnen aufnehmen, damit diese hier weiterarbeiten können. Auch in Afghanistan selbst seien Programme durchgeführt worden. Doch sie habe weltweit an Themen wie Gleichberechtigung und Emanzipation gearbeitet.
In der Bundesregierung viel gelernt
In den vier Jahren als Mitglied der Regierung habe sie viel gelernt. In ihrer Funktion als Brücke zwischen Parlament und Regierung habe sie direkt die Perspektive des Ruhrgebiets einbringen können, zum Beispiel bei Beratungen zwischen Ministern. „In der Regierung hat man andere Zugänge und Möglichkeiten, um etwas zu erreichen. Und die habe ich genutzt“, sagt sie mit Blick auf eine mögliche Kritik, dass sie als Staatsministerin ihre Heimatstadt und ihre Heimatregion aus dem Blick verloren hat. Hinzu komme, dass sie über das Fremde, das sie in der Welt kennengelernt habe, viel über sich selbst erfahren habe.
Die SPD habe in den vergangenen vier Jahren einiges erreicht: Der soziale Arbeitsmarkt sei eingeführt worden, damit seien in Herne allein 400 Stellen geschaffen worden. Die böten Menschen, die lange arbeitslos waren, wieder eine Perspektive. Dass die Städte bei den Sozialkosten entlastet worden seien, sei eins ihrer Hauptprojekte gewesen. Alleine 2020 habe es für Herne eine Entlastung von 14 Millionen Euro bei der Übernahme der Kosten der Unterkunft gegeben. Sie sei sehr zufrieden mit sich, sie habe auch für Herne viel herausholen können. Es gebe einen engen Draht zu Oberbürgermeister Frank Dudda. Sie schaue, wie sie seine Projekte für Herne in Berlin unterstützen könne.
Müntefering hat weiter Lust auf „Montage unter der Kuppel“
Setzt man den nicht unwahrscheinlichen Fall voraus, dass Müntefering wieder das Direktmandat gewinnt, und setzt man dann noch voraus, dass die SPD in eine neue Regierung einzieht, dann wäre trotzdem längst nicht ausgemacht, dass sie Staatsministerin bleibt. Fest steht aber für sie: Die Lust „auf Montage unter der Kuppel“ zu gehen, wie sie ihre Abgeordnetenarbeit mal beschrieben hat, habe sie nach wie vor. „Ich bin als erstes Abgeordnete. Das ist auch das wichtigste Amt. Von da aus ergibt sich alles andere.“
Einen eventuellen Anflug von Überheblichkeit beim Kampf um das Direktmandat weist sie von sich. „Nichts ist selbstverständlich. Ich bin zuversichtlich und konzentriere mich auf meine Arbeit. Der Zuspruch zur SPD ist da.“ Sie ist froh, dass inzwischen wieder die klassischen Formen des Wahlkampfs möglich sind, zum Beispiel Besuche an der Haustür. Denn ihre Lieblingsbeschäftigung seien die Menschen. Im Gespräch mit ihnen höre sie die Problemlagen.
Projekte: Altschulden, Kindergrundsicherung und Demokratiefördergesetz
Und es gebe genug Problemlagen. Die Altschulden der Kommunen zum Beispiel, oder die Kosten für den Wohnraum. 400.000 neue Wohnungen sollen nach dem Willen der SPD jedes Jahr in Deutschland entstehen. Das sei genauso ein Thema für Herne wie der Mindestlohn. Sie selbst werde sich - im Falle ihrer Wiederwahl - neben der Altschuldenproblematik der Bekämpfung der Kinderarmut widmen - mit der Einführung einer Kindergrundsicherung. Und mit einem Demokratiefördergesetz will Müntefering den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken. Projekte in diesem Bereich müssten dauerhaft gefördert werden.
>>> BITTE ERGÄNZEN: MICHELLE MÜNTEFERING VERVOLLSTÄNDIGT VORGEGEBENE SÄTZE
Olaf Scholz ist...
...derjenige, dem wir dieses Land anvertrauen können.
Mein Wunschkoalition ist...
...rot-grün.
Schalke wird...
...wieder aufsteigen.
In den letzten Jahren habe ich am meisten vermisst, dass...
...in der Coronazeit zu wenig Begegnung mit Menschen stattfinden konnte.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: ZUR PERSON
■ Michelle Müntefering wurde 1980 in Herne geboren und ist in der Stadt aufgewachsen. Nach dem Abitur hat sie ein Journalismus-Studium mit dem Schwerpunkt Wirtschaft absolviert.
■ In die Politik kam sie über die Jusos. Ab 2004 war sie Mitglied im Herner Rat, 2013 wurde sie erstmals direkt in den Bundestag gewählt. Nach der erneuten Wahl in den Bundestag - mit dem besten Erststimmenergebnis der SPD in NRW und dem drittbesten bundesweit - wurde sie im März 2018 Staatsministerin im Auswärtigen Amt.