Herne. Herne hat gewählt: Michelle Müntefering siegt erneut im Wahlkreis Herne/Bochum II. Dazu ein Kommentar von Michael Muscheid.

Michelle Müntefering gewinnt zum dritten Mal hintereinander den Wahlkreis Herne/Bochum II. Das ist nun wirklich keine Überraschung. Die 41-Jährige tritt im „roten Herne“ an, ist vor Ort sehr bekannt und bestens vernetzt, und auch in der Bundespolitik spielt die umtriebige Staatsministerin mittlerweile in den vorderen Reihen mit.

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Die anderen Kandidaten wussten das von Anfang an, allen voran CDU-Kandidat Christoph Bußmann. Er trat trotzdem an – nicht als Zählkandidat. Er hat sich reingehängt, so, wie man das von einem Kandidaten erwarten darf. Vergebens. In der Union darf sich der 32-Jährige deshalb trotz seiner Niederlage auch ein kleines bisschen als Gewinner fühlen: Er ist in seiner Partei ein Stück nach vorne gerückt, und ihm könnte die Zukunft gehören.

Herne: CDU hat keinen Bundestagsabgeordneten mehr

Dennoch: Dass die Union erstmals seit langem über die Liste keinen Vertreter mehr nach Berlin schickt, ist ein großer Verlust für die Partei vor Ort, aber auch für Herne. Mit Paul Ziemiak, der diesmal lieber in seiner Heimat Sauerland statt in Herne antrat, vor allem aber mit seiner Vorgängerin Ingrid Fischbach hatte die CDU in Berlin zwei politische Schwergewichte. Sie verliehen dem Kreisverband Strahlkraft und setzten sich für die Stadt ein. Vorbei.

Und Michelle Müntefering? Sie muss abwarten, wohin die Reise für sie geht. Dass sie nicht abgeneigt ist, Staatsministerin zu bleiben, ja sogar Ministerin zu werden, darf man voraussetzen. Noch aber ist gar nicht abzusehen, welche Koalition Deutschland führen wird. Bleibt die SPD bei der Regierungsbildung außen vor, etwa bei „Jamaika“, dann landet auch Müntefering auf der harten Oppositionsbank und nicht wieder am Kabinettstisch – und wäre als Hernes große Gewinnerin am Ende doch auch eine Verliererin.