Herne. Markus Dossenbach ist Kandidat der AfD im Wahlkreis Herne/Bochum II. Was er zu Herne, zur Wirtschaft, über Björn Höcke und über Flüchtlinge sagt.
Die politische Karriere von Markus Dossenbach beginnt in der CDU. Schon als Jugendlicher habe er etwas verändern wollen, drum engagiert er sich in der Jungen Union, ist zwischenzeitlich ihr Landesgeschäftsführer in Thüringen. 2013 ist dann Schluss, nach 27 Jahren in der Union wechselt er zur AfD. Die CDU sei zu verkrustet gewesen, in den einzelnen Verbänden erstarrt, ohne Kontakt zu Parteimitgliedern von außen, begründet der 53-Jährige seinen Abschied. Kurz: Als Teil der Basis habe er kein Gehör gehabt.
In der AfD sei das anders. Man tausche sich über die Verbände hinaus aus, diskutiere, arbeite miteinander. Dossenbach macht Karriere: 2018 geht er nach Berlin, wird Referent für Arbeit und Soziales in der AfD-Bundestagsfraktion, seit 2020 ist er Büroleiter des Soester AfD-Bundestagsabgeordneten Berengar Elsner von Gronow. Den Bundestagsalltag kennt er aus dem Effeff. Nun will er selbst Abgeordneter werden.
Herne: Er bringe einen „neutralen Blick“ von außen mit
Seine Partei schickt ihn nun ins Ruhrgebiet, im Wahlkreis Herne/Bochum II soll er die Kandidatenlücke stopfen. Herne, bekennt er, kenne er kaum, Bochum etwas besser, weil er dort Freunde habe. Ein Nachteil sei das nicht, im Gegenteil: Er bringe einen „neutralen Blick“ von außen mit, der anderen fehle, auch sei er nicht eingebunden in örtliche Gruppen und Kreise, die Abhängigkeiten verursachten, etwa wirtschaftliche. Und die Region, die kenne er auch durch seine Arbeit für den Soester Abgeordneten.
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Zum Treffen mit der WAZ dürfen sich die Kandidaten den Ort aussuchen. Dossenbach wählt das IGZ, das Innovations- und Gründerzentrum Herne in Baukau. Denn: Eines seiner Schwerpunkte ist das Thema Wirtschaft. Dossenbach beklagt den Verlust an Innovationskraft in Deutschland: „Wir brauchen Ideen und Produkte, die sich auf dem Weltmarkt verkaufen lassen.“ Diese Idee müssten langfristig in deutscher Hand bleiben und hier Löhne erwirtschaften, von denen die Menschen leben könnten. Der Ausverkauf der Produktneuheiten, etwa nach China, müsse verhindert, der Innovationsstau beendet werden.
Know-how, „das ist die einzige Chance, die wir haben“, erklärt Dossenbach und verweist auf Herne: Die größten Arbeitgeber seien Krankenhausträger und die Stadt, also „Einrichtungen, die Steuergelder verwalten und ausgeben“. Mehr „Tüftler- und Erfindergeist“ sei nötig, das will er anstoßen. Und eine Stärkung des Mittelstands, der das „Opfer auf dem globalistischen Weg“ sei, während Großkonzerne wie einst Nokia in Bochum oder heute Tesla in Brandenburg Millionen an Fördermitteln erhielten, und dann irgendwann weiterzögen.
Dossenbach ist Mitgründer und Sprecher der Alternative der Mitte in der AfD
In der AfD vertrete er „ganz klar“ den bürgerlich-konservativen-freiheitlichen Teil der Partei, sagt Dossenbach. Zur AfD gewechselt sei er seinerzeit vor allem auch wegen des Mitgründers und damaligen Parteichefs Bernd Lucke. Von rechten bis rechtsradikalen Quertreibern wie Björn Höcke, dem Landeschef in Thüringen, oder die mittlerweile aus der AfD rausgeworfenen ehemaligen Landesvorsitzenden von Brandenburg und Schleswig-Holstein Andreas Kalbitz und Doris von Sayn-Wittgenstein, grenzt er sich ab. Bei einigen gehe es schneller, bis sie aus der Partei seien, bei anderen dauere es länger, kommentiert er. Zu Höcke: Es werde mit Sicherheit keine Veranstaltung geben, „wo ich neben Höcke stehe“, betont er. Dossenbach zählt sich zum Lager um Parteichef Jörg Meuthen und ist Mitgründer und Sprecher der Alternative der Mitte in der AfD; sie macht sich dafür stark, dass die AfD stärker in der Mitte steht.
Zum Thema Flüchtlinge: Wer berechtigt komme, der dürfe auch kommen. Die Gesellschaft dürfe aber nicht überfordert werden. Im Gegensatz zu der Gastarbeiter-Generation, die in unserer Gesellschaft aufgegangen sei, gebe es jetzt aber große Probleme, darunter Wohnungsknappheit. Er prophezeit: „Wir werden Verwerfungen bekommen, die man nicht so einfach auflösen kann.“ Der 53-Jährige plädiert dafür, Flüchtlinge heimatnah zu betreuen, unter der Obhut der Vereinten Nationen.
>> Bitte ergänzen. . .
Die WAZ gab (Stich-)Worte vor, Markus Dossenbach ergänzte sie zu einem Satz:
Björn Höcke sollte in der AfD. . .
. . .keine wichtige Rolle bekleiden.
Den Begriff „Lügenpresse“. . .
. . . habe ich nie verwendet und werde ihn nie verwenden.
Herne. . .
. . .hat das Innovationszentrum mit einem Punkt für eine mittelständische Zukunft.
Politimporte. . .
. . .sind für mich Personen, die nur deshalb vor Ort kandidieren, weil sie unbedingt an einem aussichtsreichen Punkt ein Mandat erreichen wollen. Ich gehöre nicht dazu.
>> Zur Person: Markus Dossenbach
Markus Dossenbach wuchs im Südschwarzwald auf, seinen Erstwohnsitz hat er nach eigenen Angaben in Bad Staffelstein (Oberfranken). Nach Abitur und Dienstzeit bei der Luftwaffe studierte er Betriebswirtschaft an der FH Coburg bis zum Vordiplom. Er ist ledig und hat zwei Kinder.
Ab 1993 war er selbstständig tätig, Schwerpunkte: Altbausanierung, Einfamilienhaus-Neubau, Finanzen und Versicherungen sowie Vertrieb im Bereich Telekommunikation, Unternehmensberatung und Veranstaltungsmanagement. Im April 2018 ging Dossenbach als Referent für Arbeit und Soziales in die AfD-Fraktion nach Berlin und wechselte im Januar 2000 ins Abgeordnetenbüro Elsner von Gronow als Büroleiter.
Musik sei ein wesentlicher Bestandteil seiner Freizeit, erzählt er: Dossenbach hat vor vielen Jahren eine Ausbildung zum Dirigenten für traditionelle Blasorchester gemacht.