Herne. Gäste des Südpools in Herne sind sauer: Tickets werden teurer, das Parken kostet jetzt, Zeiten wurden eingeschränkt. Was der Betreiber sagt.

Schwimmerinnen und Schwimmer im Südpool in Herne sind sauer: Der Eintritt ins Schwimmbad sei teurer geworden, außerdem müssten sie jetzt Gebühren für den Parkplatz berappen. Zu allem Überfluss, kritisieren sie, seien auch noch die Schwimmzeiten eingeschränkt worden.

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Der Südpool-Betreiber, die Herner Bädergesellschaft, hat die Gebühren zuletzt angepasst und wird „Flatrate-Angebote“ einführen. Darüber sind die Schwimmerinnen und Schwimmer, die sich mit der WAZ auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad treffen, erbost. Erster Vorwurf: Die Jahreskarte hat bislang 129 Euro gekostet, nun seien die Kosten explodiert, schimpft Wilfried Kohs, der die Gäste für diesen Morgen zusammengetrommelt hat.

Herner Bädergesellschaft: Schwimmbad ist Gästen entgegen gekommen

Regelmäßiger Frühschwimmer: Wilfried Kohs.
Regelmäßiger Frühschwimmer: Wilfried Kohs. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Schaut man auf die Preistabelle, dann hat Kohs recht: Knapp 240 Euro kostet dann demnächst die Jahreskarte. Aber: Die Preise für die Jahreskarten, erklärt Lothar Przybyl, Chef der Herner Bädergesellschaft, seien in den vergangenen zwölf Jahren nie verteuert worden. Nun sei es so weit, denn der wirtschaftliche Druck sei groß. Um den Badegästen aber entgegen zu kommen, habe die Bädergesellschaft nicht nur die „alten“ Jahreskarten um bis zu acht Monate verlängert, sondern auch einen Sonderverkauf von Jahreskarten zum alten Ticketpreis ermöglicht. Fast 400 Gäste hätten davon Gebrauch gemacht – und sich Verlängerungen zu alten Konditionen teilweise bis ins Jahr 2024 gesichert.

Erst wenn diese Karten ausliefen, greife das neue Abosystem: Monatliches Frühschwimmen koste dann 14,95 Euro/Monat, Jederzeit-Schwimmen 19,95 Euro/Monat und das Einzelticket fürs Frühschwimmen 2,50 Euro wie bisher. Auf Wunsch weiterer 100 Gäste gab es zudem für das laufende Jahr noch ein Drei-Monats-Ticket analog zur bisherigen Südpool-Card. Kostenpunkt für die fünfmonatige Sommersaison: 80 Euro. Drei Monate, rechnet Przybyl vor, kosteten also 48 Euro, die Bädergesellschaft habe aber sogar nur 39 Euro veranschlagt.

Kundin: Parkgebühren sind eine Unverschämtheit

Seit diesem Jahr müssen Südpool-Besucher nun Parkgebühren zahlen.
Seit diesem Jahr müssen Südpool-Besucher nun Parkgebühren zahlen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Verärgert sind die Kunden auch über die Gebühren für den Parkplatz vor dem Südpool, die seit Anfang des Jahres erhoben werden. Ute Nieszery (80) spricht von einer „Unverschämtheit“. Jeden Tag gehe sie ins Bad, jetzt aber nur noch für eine Stunde „im Galopp“, weil sie für zwei Stunden die Parkgebühren nicht zahlen könne. Die eine Stunde kostet 1 Euro, davon bekommt sie 40 Cent wieder. Rolf Höcker (72) zieht täglich das 1,5-Stunden-Ticket – zähneknirschend. „Für die Jahreskarten-Besitzer hätte man das Parken frei lassen sollen“, meint er. Und kritisiert: Vor dem Lago und Wananas dürften Kunden der Bädergesellschaft ja auch kostenlos parken.

Im Gegensatz zum Südpool verfügten Lago und Wananas „über großzügige Parkraumflächen ohne Frequentierungen von Fremdnutzern von Krankenhäusern, einer überbezirklichen Schule, einer großen benachbarten Sportstätte und erheblichem Anwohnerparkdruck“, begründet Bäderchef Przybyl die neue Parkraumbewirtschaftung. Weil der Südpool-Parkplatz wegen der neuen Parkscheinautomaten im Umfeld zugeparkt gewesen sei, habe es zu den Parktickets „keine andere Alternative“ gegeben. Ein Schrankensystem als Alternative sei nicht finanzierbar. Und: Für die Zeit des Frühschwimmens würden überhaupt keine Parkentgelte fällig.

Weitere Kritik: Nach 8 Uhr müssen alle aus dem Schwimmbad

Frühschwimmen geht im Südpool bis 8 Uhr, anschließend ist auch dieses Schwimmbad eine Stunde lang dicht.
Frühschwimmen geht im Südpool bis 8 Uhr, anschließend ist auch dieses Schwimmbad eine Stunde lang dicht. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das Frühschwimmen gehe im Südpool jetzt nur noch von 6.30 bis 8 Uhr, so die weitere Kritik vieler. Von 8 bis 9 Uhr gebe es jetzt eine Pause. Gerd Winkelmann (79) meint, dass das nicht kundenfreundlich sei – und müssten alle gleichzeitig früh kommen, um bis 8 Uhr raus zu sein. Zwischen 8 und 9 Uhr, erklärt Przybyl, machten die Kollegen ihre gesetzlich vorgeschriebene 30-minütige Pause, danach gebe es Arbeiten in der Technik, Materialbeschaffung, Reinigung und Organisation: „Diese Stunde würde ansonsten im laufenden Badebetrieb durch zusätzliches Personal aufgefangen werden müssen.“

Auch seien diese Öffnungszeiten synchron mit dem Wananas, so dass die Schichtmodelle der Schwimmbäder übereinstimmten und Personal bei Bedarf besser wechseln könne. Im Übrigen: „Das Frühschwimmen ist in der gesamten Stadt abgestimmt, auch mit dem Stadtsportbund, auf anderthalb Stunden begrenzt und funktioniert im Lago und Wananas ohne Beanstandungen.“ Nicht zuletzt benötigen die Schulen im Südpool ab 8 Uhr „mehr denn je die Wasserflächen“.

Bädergesellschaft will nach Lösungen suchen

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Nicht zuletzt: Verärgert sind die Gäste auch darüber, dass die Badezeit samstags jetzt auf 6.30 bis 8 Uhr begrenzt sei, anschließend müssten sie draußen bleiben, nur noch Vereine dürften rein. Die aber, hätten sie beobachtet, nutzten das Angebot kaum. Das stimme so nicht, sagt der Bäderchef. Von 9 bis 20 Uhr könnten alle Badegäste weiterhin die Außenpools nutzen. Dass ab 9 Uhr Vereine Vorrang hätten, liege an dem Umstand, dass ein Ausweichquartier für die marode Schwimmhalle am Otto-Hahn-Gymnasium gefunden werden musste, die repariert werden müsse: „Hier ist die Entscheidung zugunsten der Kinder und Jugendlichen weiterhin wichtig und sinnvoll“. Im Übrigen werde die Bädergesellschaft wie im Vorjahr den Dauerkarteninhabern des Südpools in Aussicht stellen, samstags ohne Preisaufschlag ersatzweise das Wananas zu besuchen.

Auch wenn er Veränderungen und Neuerungen erklären könne: Bäderchef Przybyl betont, dass die Bädergesellschaft die Botschaft und Verärgerung der Badegäste sehr ernst nehme. Erste Gespräche mit politischen Vertretern, dem Aufsichtsratsvorsitzenden und ihm als Geschäftsführer hätten bereits stattgefunden, um nach Lösungen zu suchen. Auch habe sich der gesamte Aufsichtsrat bei seiner Beschlussfassung darauf verständigt, nach einem Erfahrungszeitraum das Thema noch einmal zu erörtern. Die Geschäftsführung wolle daher mit dem Betreiber „Fair Parken“, der den Parkplatz gepachtet habe, verhandeln und in der nächsten Sitzung dem Aufsichtsrat der Bädergesellschaft mögliche Lösungen vorschlagen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Kostendeckungsgrad im Südpool „erschreckend niedrig“

Chef der Herner Bädergesellschaft: Lothar Przybyl.
Chef der Herner Bädergesellschaft: Lothar Przybyl. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Bereits vor vier Jahren seien auf der Grundlage eines Gutachtens Kennzahlen herangezogen und Vorschläge diskutiert worden, wie die Herner Bäder synchronisiert und Kosten reduziert werden könnten, sagt Bäderchef Lothar Przybyl. Dabei sei den Gutachtern aufgefallen, dass der Südpool im Vergleich zu anderen kommunalen Bädern einen „erschreckend niedrigen Kostendeckungsgrad“ erziele – von 35 Prozent; viele vergleichbare Bäder, darunter die Therme Lago, hätten 70 Prozent.

Die Gründe lägen nicht nur an einer hohen Frequentierung durch den Vereins- und Schulsport, sondern auch an der sehr niedrigen Erlösstruktur, so Przybyl. Berechne man die bisherige Jahreskarte von 129 Euro auf eine durchschnittliche Ausnutzung von 300 Tagen, so ergebe sich gerade einmal ein Eintrittsentgelt in Höhe von 43 Cent je Schwimmbadbesuch. Das zukünftige Abosystem würde bei einem Vergleich (240 Euro/300 Tage) immerhin 80 Cent je Schwimmbadbesuch betragen, rechnet er vor. Beschränke sich der Gast auf das Frühschwimmen (180 Euro/ 300 Tage), so seien es nur 60 Cent.

Diesen Vorteil, so Przybyl, genössen die Frühschwimmer im Wananas nicht: Dort würden für jeden einzelnen Besuch 2 Euro Eintrittsentgelt über den Stadtsportbund erhoben – und von den Gästen auch akzeptiert.