Herne. Die Nachfrage nach Schwimmkurse ist so hoch wie nie, die Wartelisten in Herne sind aber lang. Etwas Abhilfe soll eine neue Schwimmschule bieten.

Schon vor der Corona-Pandemie hat es in Herne zu viele Kinder gegeben, die nicht schwimmen können. Dieses Problem hat sich durch abgesagte Schwimmkurse und geschlossene Schwimmbäder in den vergangenen eineinhalb Jahren dramatisch verschlimmert. Nun möchten Schwimmschulen und -vereine wieder mit ihren Kursen loslegen, aber die Folgen der Pandemie aufzuholen, werde Jahre dauern, sagen Verantwortliche. Das Wananas eröffnet eine eigene Schwimmschule.

„Fast 60 Prozent der Kinder in den Grundschulen konnten schon vor der Pandemie nicht sicher schwimmen“, sagt Uwe Mohns von der DLRG Herne/Wanne-Eickel. „Das ist ein trauriges Bild und ich fürchte, dass die Zahlen nun noch deutlich steigen.“ Die Wartelisten für Kurse bei der DLRG seien „dramatisch“, allein in den vergangenen drei Wochen seien etwa 30 bis 40 Neuanmeldungen dazugekommen. „Der Stapel mit den Wartelisten ist so hoch, dass er fast umfällt“, beobachtet der Schwimmausbilder mit wachsender Sorge.

Wartezeiten von mindestens einem Jahr

Wer sich jetzt anmeldet, müsse mit Sicherheit ein Jahr warten, bis ein Platz in einem Kurs frei wird. Denn: „Zunächst beginnen wir ab dem 23. August die Schwimmkurse nur mit den Kindern, die bereits vor der Schließung drin waren“, so Mohns. Erst nach und nach könnten einzelne Kinder von der Warteliste nachrücken.

Das Problem sei aber: „Viele Kinder, besonders wenn sie erst gerade schwimmen gelernt haben, werden wohl wieder fast bei Null anfangen“, fürchtet er. Denn auch privat habe es ja bei geschlossenen Schwimmbädern bis vor kurzem keine Chance gegeben, im Wasser zu üben. „Bis das aufgeholt ist, wird sich die Situation die nächsten zwei bis drei Jahre nicht bessern“, fürchtet Mohns. „So viele Wasserflächen haben wir gar nicht.“

Stadtsportbund: Lehrschwimmbecken an den Wochenenden öffnen

Mangelnde Schwimmflächen sind seit jeher ein Problem. Der Stadtsportbund hat aufgrund der dramatischen Lage bei der Schwimmausbildung erstmals in den Sommerferien für Anfängerschwimmkurse die zwei Lehrschwimmbecken an der Michaelschule und an der Börsinghauser Straße von der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen.

Der SSB-Vorsitzende, Hans Peter Karpinski, fordert langfristig mehr Zeiten in Lehrschwimmbecken auch an den Wochenenden, um den Rückstand in der Schwimmausbildung besser aufzuholen.
Der SSB-Vorsitzende, Hans Peter Karpinski, fordert langfristig mehr Zeiten in Lehrschwimmbecken auch an den Wochenenden, um den Rückstand in der Schwimmausbildung besser aufzuholen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Wir möchten die Lehrschwimmbecken auch nach den Sommerferien am Wochenende für zusätzliche Schwimmkurse bekommen“, sagt Hans Peter Karpinski, Vorsitzender des Stadtsportbundes. „Wir brauchen unbedingt zusätzliche Schwimmzeiten.“ Darüber müsse die Politik aber erst noch entscheiden. „Gerade für Kinder und Jugendliche hat die Schwimmausbildung fast eineinhalb Jahre brach gelegen“, betont er. Und auch jetzt könnten Kurse aufgrund der Corona-Regelungen nicht mit so vielen Kindern belegt werden wie vor der Pandemie. Besonders in kleinen Lehrschwimmbecken sei es schwierig, die geforderten Abstände einzuhalten - auch in den Duschen und Umkleiden, so Mohns.

Wananas baut eigene Schwimmschule auf

Etwas mehr Platz gibt es in den Schwimmbädern in Herne, in denen ebenfalls wieder Kurse stattfinden. „Der Bedarf ist riesig und deshalb haben wir mit den Schwimmkursen begonnen, noch bevor Schwimmbäder für die Öffentlichkeit geöffnet wurden“, sagt Lothar Przybyl, Chef der Herner Bädergesellschaft. Und er macht Eltern Mut, die noch einen Schwimmkurs für den Nachwuchs suchen: „Wir wollen als Wananas noch eine eigene Schwimmschule aufbauen und ausbauen.“ Ab September sollen die Kurse starten. Zunächst seien Wasserflächen für etwa zehn bis 15 Kurse mit jeweils zehn Kindern frei.

Geplant war die Schwimmschule, die bisher noch keinen Namen hat, bereits vor der Pandemie, so Przybyl. Diese habe ihnen und ihren Planungen dann „einen Strich durch die Rechnung gemacht“. Die genaue Zielgruppe werde erst in dieser Woche besprochen, klar ist aber, dass neben Baby- und Anfängerschwimmen auch für die Abzeichen Bronze, Silber und Gold trainiert werden kann. Und auch Erwachsene sollen Kurs-Angebote bekommen, denn auch in dieser Altersgruppe gebe es viele Nichtschwimmer, so Przybyl.

Keine Kürzung der Schwimmzeiten

Der Herner Bäderchef betont aber auch, dass durch die neue Schwimmschule den Herner Vereinen keine Schwimmzeiten gekürzt werden und auch die normalen Schwimmbad-Besucher müssten keine Einschränkungen fürchten. Vielmehr solle durch zusätzliche Lehrschwimmbecken eine bessere Infrastruktur geboten werden. So seien etwa am Südpoolzwei Lehrschwimmbecken geplant und, so hofft er, in etwa zwei bis drei Jahren fertig. Zusätzlich würde es sich für Przybyl anbieten, zwei Lehrschwimmbecken im Wananas anzubauen, um den Bedarf in Wanne-Eickel zu decken. Dafür müssten aber erstmal die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.

Viele Herausforderungen, denen sich die Schwimmbäder und Vereine in nächster Zeit stellen, immer in der Hoffnung, dass die Inzidenz nicht weiter steigt und sie dann erneut das Handtuch werfen müssen. „Ab einer Inzidenz von 50 macht es für uns keinen Sinn mehr“, sagt Uwe Mohns von der DLRG. Aber bis dahin werde alles getan, um möglichst vielen Kindern das Schwimmen beizubringen.