Herne. Kurz vor den Wahlen werden die Grünen in Herne von einem „Erdbeben“ erschüttert: Wilfried Kohs schmeißt das Handtuch. Grund ist ein Zerwürfnis.

Paukenschlag bei den Grünen in Herne: Kurz vor den Kommunalwahlen wirft der bekannte Bezirksverordnete Wilfried Kohs das Handtuch. Der 70-Jährige ist mit sofortiger Wirkung aus der Partei ausgetreten. Grund ist ein Zerwürfnis mit einer Parteifreundin.

Der Wanner Bezirksverordnete Wilfried Kohs, bis 2016 sogar Vorsitzender der Grünen in Herne, tritt bei den Kommunalwahlen am 13. September für die Bezirksvertretung Herne-Mitte auf Platz 2 an. Auf Platz eins geht, wie bei den Grünen üblich, eine Frau ins Rennen. Und mit dieser könne er nicht mehr zusammenarbeiten, sagt Kohs, ohne ihren Namen zu nennen: „Das Tischtuch ist zerrissen.“

Von den Wahlzetteln wird er nicht mehr gestrichen

Enttäuscht bis entsetzt über den Rückzug von Wilfried Kohs: Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Rolf Ahrens
Enttäuscht bis entsetzt über den Rückzug von Wilfried Kohs: Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Rolf Ahrens © OH

Gemeint ist die Bezirksverordnete Susanne Gleba. Die nicht namentlich genannte Kollegin habe ihn mehrfach scharf dafür kritisiert, dass er sich auch für Parkplätze einsetze. Nach dem Motto: Grüne kümmern sich nicht um Parkplätze, sondern um den ÖPNV. Das kann Kohs nicht nachvollziehen. Natürlich setzten sich die Grünen für die Förderung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs ein, aber wenn der Parkdruck so wie in Baukau groß sei, dann sei es auch Aufgabe der Politik, sich um diese Probleme der Bürger zu kümmern – in diesem Fall eben für mehr Parkmöglichkeiten einzusetzen. Wegen dieser großen Meinungsverschiedenheit sei es im Falle seiner Wahl in die Bezirksvertretung deshalb nicht möglich, mit der Frau zusammenzuarbeiten.

Gestrichen werden kann der Rentner Kohs, der früher auch einmal bei der SPD war, nicht mehr von den Wahlzetteln. Im Fall seiner Wahl müsste er also auf den Platz in der Bezirksvertretung verzichten. Das will er machen, sagt der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Wanner-Herner Eisenbahn (WHE) zur WAZ. Nachrücker wäre Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Rolf Ahrens. Der zeigt sich enttäuscht bis entsetzt über den Rückzug von Wilfried Kohs. Er sei ein „Kümmerer vor Ort“, der immer ein offenes Ohr für die Bürger habe. Für die Grünen sei Kohs auch deshalb „besonders wertvoll“ gewesen. Ahrens schlägt sich auf die Seite von Kohs: Dieser habe alles richtig gemacht, Susanne Gleba dagegen falsch gehandelt.

Gleba hat von dem Schritt aus der WAZ erfahren und sei „aus allen Wolken gefallen“, sagt sie zur WAZ. Mit Kohs habe es nur eine „kleine Meinungsverschiedenheit“ gegeben, diese sei „völlig harmlos“ gewesen. Sie schätze Kohs als Menschen, Politiker und Kümmerer sehr, habe nur in einer Sachfrage eine andere Meinung gehabt; das dürfe und müsse möglich sein. Sie zeigt sich aber „traurig und enttäuscht“, dass Kohs sie nicht über seine Pläne informiert habe. Und doch: Susanne Gleba hoffe, dass er seinen Schritt noch einmal überdenkt. Sie könne auch weiterhin mit ihm zusammenarbeiten: „Ich bin nicht nachtragend.“

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