Herne. Die Grundschule an der Schulstraße sollte abgerissen werden, nun wird sie saniert. Sie ist Teil von Hernes großem Schul-Modernisierungspaket.

Rund 50 Mädchen und Jungen werden nach den Sommerferien voller Stolz und Erwartung ihren ersten Tag in der Grundschule Schulstraße in der Herner Innenstadt verbringen. Sie werden sich nicht bewusst sein, dass dieser Tag auch aus einer anderen Perspektive eine besondere Bedeutung hat: Denn an der Schulstraße wird ein Standort wieder zum Leben entdeckt, der eigentlich längst aufgegeben und dem Abriss geweiht war. Am Mittwoch gab die Herner Schulmodernisierungsgesellschaft (HSM) Einblicke in die Reaktivierung und lenkte den Blick auf weitere Projekte.

Allerdings werden die i-Männchen zunächst nicht im historischen Hauptgebäude, das im Jahr 1900 errichtet wurde, Platz nehmen, sondern im zweigeschossigen Pavillon (Baujahr 2007), der zuvor als Kita genutzt wurde. Das Hauptgebäude, das offenbarte sich beim Ortstermin schnell, wird erst später fertiggestellt - im kommenden Jahr.

Ein paar Details erinnern noch daran, dass in den Räumen einmal das ABC und das Kleine Einmaleins unterrichtet wurden. Es gibt noch Garderobenhaken oder Aufkleber auf den Fenstern. Ansonsten blickt man auf rohes Mauerwerk, offene Decken oder Stützen. „Wir ziehen hier alles von links nach rechts“, fasst HSM-Projektleiterin Alexandra Bednarczyk das umfangreiche Paket zusammen. Das Gebäude bekomme neue Sanitäranlagen und werde energetisch auf einen aktuellen Stand gebracht. In Planung ist auch ein Anbau für die Offene Ganztagsschule (OGS), auch die Sporthalle soll später wieder fit gemacht werden.

Das historische Hauptgebäude der Grundschule Schulstraße ist eine große Baustelle.
Das historische Hauptgebäude der Grundschule Schulstraße ist eine große Baustelle. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Knapp sechs Millionen Euro hat die HSM für die komplette Maßnahme kalkuliert. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, sonst läge die Summe deutlich höher. In der Summe seien schon Risikoreserven enthalten, so Hernes Kämmerer Hans Werner Klee, denn bei Renovierungen im Bestand erlebe man regelmäßig (unangenehme) Überraschungen. Die Preissteigerungen bei Materialien wie Bauholz oder Metall seien bei diesem und an den anstehenden Projekten allerdings noch nicht berücksichtigt. Da die Preissteigerungen mehrere Ursachen hätten, sei davon auszugehen, dass in einigen Bereichen auch wieder eine Entspannung eintrete.

Angesichts der Projekte, die die HSM laut Klee „noch im Köcher“ hat, könnte in seiner Erwartung auch ein Stück Hoffnung stecken: Die kommenden Maßnahmen summieren sich auf insgesamt 86 Millionen Euro.

Sanierung der Gesamtschule Mont-Cenis ist die größte Einzelmaßnahme

Für den Bau eines Erweiterungsgebäudes und die Sanierung des Bestandsgebäudes an der Claudiusschule in Wanne hat die HSM mehr als acht Millionen Euro einkalkuliert, im Sommer beginnt auch die Sanierung der Europaschule an der Königstraße in Eickel mit dem Abbruch der Hausmeisterwohnung. Sanierung von Hauptgebäude und Sporthalle sowie Bau des Erweiterungsgebäudes schlagen mit über 13 Millionen Euro zu Buche.

Mit einer Summe von rund 14 Millionen plant HSM bei der Grundschule Lackmanns Hof in Baukau, die als Ersatz für die Grundschule Forellstraße komplett neu gebaut wird - inklusive Sporthalle. Die Sanierung und Erweiterung der Grundschule Max-Wiethoff (Sodingen) wird voraussichtlich 4,5 Millionen Euro kosten. Das dickste Paket wird an der Gesamtschule Mont-Cenis geschnürt: Rund 40 Millionen Euro veranschlagt HSM für die Sanierung und einen Neubau der Sodinger Schule.

Kämmerer: Schaffung der HSM war „genau richtig“

Die Herner Politik hat 2017 die Schaffung der Schulmodernisierungsgesellschaft beschlossen, Auftrag war und ist es, Herner Schulen mit einer Gesamtsumme von 100 Millionen Euro zu sanieren. Die HSM errichtet zudem drei Kitas und erweitert eine weitere.

Kämmerer Hans Werner Klee und Karla Fürtges, Fachbereichsleiterin des Gebäudemanagements, ziehen auf Anfrage der Herner WAZ eine positive Bilanz. Die Einrichtung sei genau richtig gewesen, die HSM profitiere von Erleichterungen bei Vergabe und Ausschreibungen und könne auch nachverhandeln. Es habe sich ein kleines, aber fachlich exzellentes Team gefunden. Und die Verzahnung zum Fachbereich Schule funktioniere sehr gut.