Herne. Viele Herner sind durch die Corona-Krise stark belastet. Das zeigt die Analyse unseres Corona-Checks. Es gibt bewegende Einzelschicksale.

Seit weit über einem Jahr leben wir nun mit der Corona-Pandemie – und mit all den Einschränkungen, die sie mit sich bringt. Sei es beruflich, mit den Kindern oder den Freunden: Fast nichts ist mehr so, wie es vor der Krise war.

Unser Corona-Check zeigt: Viele Herner sind durch die Pandemie stark beeinträchtigt, machen sich Sorgen um ihre Zukunft und vor allem um ihre Kinder. 625 Herner sind unserem Aufruf gefolgt und haben den Corona-Fragebogen ausgefüllt. Die Ergebnisse zu unseren Fragen fallen je nach Alter und Geschlecht ganz unterschiedlich aus. Unterm Strich aber ist nach der Auswertung von 625 Fragebögen klar: Die Auswirkungen des Virus belasten die Menschen in Herne sehr.

Corona-Krise belastet die Herner psychisch

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Vor allem psychisch sind einige Hernerinnen und Herner mit der Gesamtsituation überfordert. „Durch den Kontaktverlust zu Freunden und Familie im ersten Lockdown haben sich meine eigentlich besiegten depressiven Phasen wieder zurück in mein Leben geschlichen. Das Versagen mit der Impfung hat mir die letzte Hoffnung genommen“, schreibt uns eine WAZ-Leserin.

Ein anderes Paar schreibt uns: „Als Ehepaar sind wir beide chronisch krank, Impfungen sind noch in weiter Ferne. Unsere Tochter bekommt im Mai unser erstes Enkelkind, nur schade, dass auch da viel verloren geht. Leider verpassen wir auch viel, freuen uns aber riesig und hoffen, dass bis Mai alles etwas besser ist und wir das Oma-und-Opa-sein genießen dürfen.“

Viele Auswertungsergebnisse pendeln zwar um den Mittelwert von 3, aber die Zielrichtung ist eindeutig. Nur in einem Fragenfeld schlägt das Pendel in den blauen Bereich aus: Die Bedeutung der Impfung wird für die Rückkehr zur Normalität insgesamt hoch eingeschätzt.

Arbeit der Herner Verwaltung wird kritisiert

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Besonders auffällig sind zwei Aspekte: Zum einen bewerten die Herner die Arbeit von Stadt, Land und Bund deutlich schlechter als Befragte in anderen Ruhrgebietsstädten. Zum anderen erreichen uns viele Mitteilungen von verzweifelten Eltern, die sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder machen. Stichwort: Digitalisierung. Vor allem zu Beginn der Krise waren die Schulen demnach überfordert mit dem Lernen auf Distanz.

Ein Jahr danach scheint sich die Situation aus Sicht der Schulen etwas entspannt zu haben. „Wir haben viel dazugelernt, vor allem technisch“, sagte Stefan Lindemann, Schulleiter der Realschule an der Burg, vor einigen Tagen zur WAZ. Trotzdem scheint dies eines der grundlegendsten Probleme in der Stadt zu sein. So schreibt uns eine Frau: „Kinder, Lehrer und Erzieher werden nicht ausreichend geschützt, obwohl man ein halbes Jahr Zeit hatte, sich um technische Möglichkeiten zu kümmern.“

Was ist in Herne an welchen Stellen schiefgelaufen?

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Auch gegenüber der Arbeit der Verwaltung gab es im Laufe der Pandemie immer wieder deutliche Kritik. Sei es wegen rasant steigender Zahlen, zu wenig Testkapazitäten oder zu langsamer Kontaktnachverfolgung – die Arbeit des Krisenstabs wurde häufig von den Hernern kritisch unter die Lupe genommen. Das zeigt sich auch in unserer Auswertung. So schreibt ein Teilnehmer, dass er „das Versagen in der Impfpolitik“ kritisiere. „Seitens der EU, der Verantwortlichen national und das unseres OB.“

Doch was hat die Stadt, ihre Verwaltung, ihre Schulen und Kitas aus der Krise gelernt? Wo gibt es Verbesserungsbedarf? Und was ist an einigen Stellen schiefgelaufen? In den kommenden Wochen wollen wir auf diese Fragen blicken und den Corona-Check Schritt für Schritt auswerten.