Herne. Das Herner Testzentrum an der Bismarckstraße sorgt für Ärger: Anwohner klagen über Lärm und Müll. So will das DRK das Problem lösen.
Schon wieder gibt es Ärger wegen der ehemaligen Janosch-Schule an der Bismarckstraße: Anwohner beschweren sich unter anderem über die Lärmkulisse des dort ansässigen städtischen Corona-Testzentrums, betrieben vom Deutschen Roten Kreuz (DRK).
Als dort vor Jahren eine Flüchtlingsunterkunft untergebracht war (die WAZ berichtete), gab es bereits aus demselben Grund Beschwerden – und die sind keine Überraschung. Denn direkt an der linken Seite des Baukauer Schulgeländes liegen die Gärten der Nachbarn Kaiserstraße. Nur ein Zaun steht dazwischen.
Wartezone direkt am Gartenzaun
„Gleich auf der anderen Seite des Zauns ist der Ausgang des Zentrums, dort wurde eine Wartezone eingerichtet“, ärgert sich eine Anwohnerin, „die Wartenden unterhalten sich oder telefonieren oft laut, die Mitarbeiter rufen ständig Namen.“ Sechsmal die Woche gehe das so, morgens bis nachmittags. „Ich habe schon meine Musik aufgedreht, weil mich die Geräuschkulisse so nervt, aber eigentlich will ich nur Ruhe“, sagt eine andere Nachbarin.
Ein weiteres Problem sei Müll in den Gärten, beschwert sich ein Anwohner: „Wir haben schon Zigarettenkippen und benutzte Taschentücher einsammeln müssen und weißes Bonbonpapier mit rotem Kreuz.“ Bereits vor Wochen sei das Gespräch mit DRK und Stadt gesucht worden – bislang erfolglos. Der Vorschlag: „Die Getesteten können doch ihr Ergebnis wie bei anderen Testzentren per Mail bekommen und müssten dann nicht dort warten.“ Ansonsten bliebe nur, den Ausgang mit Wartezone von der linken Seite auf die rechte Seite zu verlagern, dort könne man dann auch noch die Turnhalle mitnutzen.
Städtisches Abstrichzentrum ist kein Bürgertestzentrum
„Mir persönlich ist hier weder eine enorme Lautstärke noch Müll aufgefallen“, sagt DRK-Geschäftsführer Martin Krause. Aber natürlich sei die Toleranzschwelle subjektiv, gibt er zu. „Wir nehmen die Beschwerden ernst und sind an einer einvernehmlichen Lösung interessiert.“
Das Problem: Das DRK-Testzentrum vor Ort sei städtisch und kein öffentliches Schnelltestzentrum. „Ausschließlich die Stadt bestellt Personen telefonisch zum Test ein, beispielsweise weil sie bei der Nachverfolgung als Kontakt identifiziert wurden, sie einen positiven Schnelltest hatten oder aber um die verordnete Quarantäne nach 14 Tagen zu beenden“, erläutert DRK-Teamkoordinatorin Gesche Krause.
Fast alle Getesteten müssten daher warten, um nach Vorschrift der Stadt das Testergebnis vor Ort zu quittieren und sich bei positivem Ergebnis sofort einem PCR-Test zu unterziehen „Die Übermittlung des Ergebnisses per Mail ist daher unmöglich, auch aus Datenschutzgründen.“ Im Gebäude gelte zwingend ein Einbahnstraßensystem, die Turnhalle könne dafür nicht ständig genutzt werden: „Um zur Halle zu gelangen muss man vom Erdgeschoss aus einmal die Treppen hoch, durch einen Flur ohne Lüftungsmöglichkeit und wieder Treppen runter – das ist schlicht unzumutbar und für weniger mobile Menschen auch nicht machbar.“
Vier Änderungen sollen Frieden schaffen
Das DRK möchte aber Lösungen anbieten, sagt Martin Krause: „Ab Montag, 17. Mai, werden wir den Ein- und Ausgang tauschen, da vor dem Eingang nur gewartet wird, wenn es mal Verzug gibt.“ Vor dem Ausgang warten hingegen alle etwa fünfzehn Minuten auf ihr Testergebnis, ab kommender Woche wie gewünscht anstatt auf der linken „Gartenseite“, rechts vom Gebäude: „Außerdem stellen wir an den Seiten ,Ruhe bitte’-Schilder auf.“
An den Zäunen links und rechts werde mit Band eine Sicherheitszone abgesperrt, damit nicht mehr so einfach Unrat in die Gärten gelange. Und damit die Namen der Getesteten nicht mehr gerufen werden müssten, bekomme demnächst jeder Getestete eine Nummer, die auf einer Tafel stehe, sobald das Ergebnis fertig sei. „Ich hoffe, nach der Umsetzung der Maßnahmen klappt es auch wieder mit den Nachbarn.“ Das hoffen diese auch: „Dann wäre ja hoffentlich ein ruhiger Sommer im Garten möglich“ - so eine erste Reaktion auf die Ankündigungen des DRK.
>>Stichwort: Abstrichzentrum Bismarckstraße
– Seit Juli 2020 wurden zuerst an der DRK-Teststelle Ludwigstraße und dann in der ehemaligen Janosch-Schule insgesamt 16.213 Abstriche durchgeführt, 4900 davon mobil.
Im Oktober 2020 ist das Testzentrum unter anderem aus Platzgründen auf Weisung der Stadt von der Ludwigstraße an die Bismarckstraße umgezogen. Vergangenen Samstag wurden hier 80 Herner getestet.
40 Menschen arbeiten hier für das DRK, täglich sind inklusive eines Trupps, das nicht mobile Herner zu Hause testet, etwa zehn Mitarbeiter im Einsatz.
Das Abstrichzentrum ist unbefristet eingerichtet worden. Sobald es jedoch Inzidenz und Testaufkommen zuließen, sollen die Öffnungszeiten gekürzt und auch an weniger Tagen getestet werden, sagt Gesche Krause vom DRK.