Herne. In der Wanner Hochhaussiedlung Emscherstraße brodelt es mal wieder. Mieter berichten von unhaltbaren Zustände. Was sie konkret beklagen.
Ein wenig Trost finden viele Mieter der Hochhaussiedlung Emscherstraße 78 bis 96 derzeit nur beim Blick auf die Wetterkarte, die zumindest bis zur Wochenmitte milde Temperaturen verspricht. Alles andere wäre für die Bewohner des Wanner Blocks auch eine Katastrophe, denn: Viele Heizungen laufen mal wieder nicht, auch warmes Wasser ist bisweilen ein Luxus. Die Stadt hat dem Vermieter inzwischen eine Frist gesetzt.
Schimmel in den Wohnungen
„Das ist menschenunwürdig“, sagt ein Mieter des Hauses Emscherstraße 82 (Name der Redaktion bekannt), der in seiner Not die WAZ informiert hat. Sein Sohn zeigt Fotos aus der Wohnung: Schimmel, überall. Seit drei Jahren falle die Heizung immer wieder aus, berichten sie. Der Vermieter bzw. Verwalter Altro Mondo reagiere nicht, sei telefonisch nicht erreichbar oder halte sie hin. Auch der Hausmeister könne nicht weiterhelfen.
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Beim Ortstermin werden die WAZ und der Wanner Bezirksverordnete Wilfried Kohs, der sich seit Jahren um die Siedlung kümmert, immer wieder auch von Bewohnern anderer Häuser angesprochen. Die Klage ist stets die gleiche: Die Heizungen seien defekt - und das seit Jahren.
Wasser tropft aus defekten Heizungsrohren
Ein Mieter des Hauses 94 öffnet die Tür zu den Kellerräumen, wo Wasser steht. Die Ursache? Der Mann zeigt auf die defekten Heizungsrohre unter der Decke, aus denen es tropft. Ein anderer Mieter stößt hinzu: Im vergangenen Winter sei die Heizung genau einen Monat gelaufen - und trotzdem hätten sie später die Aufforderung zur Nachzahlung erhalten.
Eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern weist noch auf ein weiteres Problem hin: junge Männer aus Südosteuropa, die mit bis zu zehn Personen in einer Wohnung lebten und täglich von Transportern zu umliegenden Schlachthöfen oder anderen Betrieben gebracht würden. Von Lärm und Dreck berichtet sie. „Ich habe als Frau Angst“, sagt sie. Offenbar nicht nur sie: Der Briefträger habe ihm erzählt, dass er ein Haus in der Siedlung nicht mehr betrete, berichtet Wilfried Kohs.
Land ging zweimal gegen Altro Mondo vor
Einige Bewohner haben sich Anwälte genommen, andere sind beim Mieterverein vorstellig geworden. Die Klagen zeigen: Geholfen hat das bisher kaum. Die Landesregierung und die Städte, in denen Altro Mondo seine Häuser verwaltet - einige sagen: verwahrlosen lässt - haben bereits mehrfach am großen Rad gedreht und zeitgleich Kontrollen in den Siedlungen durchgeführt. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach fand anschließend deutliche Worte der Kritik an Altro Mondo, doch deutliche Verbesserungen blieben bisher an der Emscherstraße aus.
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Als beim Ortstermin Vorbehalte gegen die Stadt laut werden, hält Kohs dagegen: „Das Problem ist nicht die Stadt. Die macht hier eine Menge. Es liegt daran, dass es nicht die richtigen Gesetze gibt, um hier aktiv zu werden“, sagt der parteilose Politiker und Ex-Grüne. Eine Klage, die man auch vom städtischen Ordnungsdezernent Johannes Chudziak bereits mehrfach gehört hat.
Die Stadt ist aktiv geworden
Und was sagt die Stadt zu den aktuellen Problemen? „Nahezu täglich“ sei die Wohnungsaufsicht mit Problemen an der Emscherstraße beschäftigt, berichtet Stadtsprecher Michael Paternoga am Freitagmittag auf Anfrage der WAZ. In diesem Fall habe man zunächst Rücksprache mit dem Betreiber der Heizungsanlagen (Uniper) gehalten. Der habe nach erneuter Prüfung bestätigt, dass die Anlagen an sich intakt seien und darauf hingewiesen, dass die Heizkörper regelmäßig zu entlüften seien. „Diese Verpflichtung trifft aber nicht nur die Mieter“, so Paternoga.
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Altro Mondo habe am Donnerstag eine „umgehende Beseitigung“ und die Entsendung einer Heizungsfirma zugesagt. Die Stadt habe dafür eine Frist bis Freitag, 6. November, gewährt, erklärt Michael Paternoga. Dann wird es allerdings höchste Zeit, denn: Schon ab Mittwoch sollen die nächtlichen Temperaturen auf 3 Grad sinken.
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