Duisburg. Ehemals von Altro Mondo verwaltete Häuser in Duisburg haben einen neuen Besitzer. Mit Belvona solle alles besser werden – doch es gibt Zweifel.

Mehrere Duisburger Immobilien der Deutschen Grundbesitz AG (DEGAG), in der Vergangenheit von Altro Mondo verwaltet, sollen einen neuen Besitzer haben. Insgesamt 170 Einheiten an der Kirchstraße in Hochheide sowie an der Albert-Einstein-Straße in Neumühl wurden an das Wohnungsunternehmen Belvona verkauft.

Bereits im August sei der Kauf fixiert worden, über den Preis macht Frank Krienen, geschäftsführender Gesellschafter von Belvona, keine Angaben. „Wir gehen jetzt großflächig in die Sanierung“, kündigt er an. Investitionen im siebenstelligen Bereich sollen fließen, um die Immobilien „schnellstmöglich in Betrieb zu nehmen, denn wir haben nichts von leerstehenden Gebäuden.“

Belvona: „Katastrophale Zustände“ in Altro-Mondo-Häusern

Darüber, dass viel Arbeit bevor steht, gebe es keine Diskussion. So liegt etwa für die Anschrift Albert-Einstein-Straße 21 derzeit eine Nutzungsuntersagung der Stadtverwaltung vor. 14 Etagen stehen seit Juli 2019 leer, Mieter mussten aufgrund erheblicher Mängel schlagartig die Wohnungen verlassen.

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Diese Redaktion hatte mehrfach über die Zustände in den von Altro Mondo verwalteten Immobilien berichtet. Zur Mängelliste zählten etwa nicht funktionierende Aufzüge, defekte Hauseingangstüren und Schimmel. Zustände, bei denen Krienen die Worte fehlen. „Ich muss den Hut vor vielen Mietern ziehen, wie ruhig sie geblieben sind, in so katastrophalen Zuständen leben zu müssen“, sagt er, angesprochen darauf, was ihn hinter verschlossenen Türen erwartet hat.

Keine „Pinselsanierung“ – Mieterwohl stehe an erster Stelle

Aufgrund des Sanierungsbedarfs müsse die Instandsetzung der Immobilien als „Neubauprojekt“ gesehen werden. Ein Gutachten für die Umsetzung bestehe, einen konkreten Zeitplan möchte und kann der geschäftsführende Gesellschafter aber nicht nennen. „Wir sind dran.“ Von einer „Pinselsanierung, um ein paar hundert Euro Miete zu generieren“, hätte das vor neun Monaten in Düsseldorf gegründete Unternehmen mit rund 80 Mitarbeitern aber nichts.

Außenansicht des Wohnblocks Albert-Einsteinstraße 21. Ein Schild weist auf den neuen Eigentümer der Immobilie hin.
Außenansicht des Wohnblocks Albert-Einsteinstraße 21. Ein Schild weist auf den neuen Eigentümer der Immobilie hin. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Ebenso wenig wie von unzufriedenen Mietern. Deshalb solle in den Siedlungen künftig alles besser laufen. Man wolle kurze Wege für Mieteranliegen schaffen, etwa in Form von Sprechstunden. Das Mieterwohl solle wieder an erster Stelle stehen – nicht wie bei der börsennotierten Konkurrenz, so Krienen.

Mieterschutzbund äußert Zweifel am Eigentümerwechsel

Doch es gibt Zweifel an dieser Erzählung von einer besseren Zukunft: „Es bleibt abzuwarten, ob es auch eine inhaltliche Änderung gibt“, sagt Peter Heß vom Mieterschutzbund Niederrhein zum Eigentümerwechsel. Denn anders als das kommunale Duisburger Wohnungsunternehmen Gebag habe Belvona „reine Wirtschaftsinteressen“.

Ihn verwundere auch das schnelle Wachstum des Unternehmens – und der wiederholte Ankauf von Immobilien der DEGAG. Es liege deshalb die Vermutung nahe, dass mit dem Wechsel nur eine „Etikettenänderung“ stattgefunden habe, um den belasteten Namen auszutauschen. Doch dies sei nur schwer zu belegen, so das Urteil des Experten.

Bisher soll es keinen Eigentümerwechsel gegeben haben

Es sind aber Mutmaßungen, die durch das Amtsgericht Duisburg-Hamborn zusätzlich angetrieben werden: Bisher habe für die Immobilien an der Albert-Einstein-Straße kein Eigentümerwechsel im Grundbuch stattgefunden, teilt das Amtsgericht auf Nachfrage der Redaktion mit. Es liege derzeit auch kein Antrag vor.

„Wir haben die Objekte gekauft und warten auf die Umschreibung“, beteuert Frank Krienen hingegen. Derzeit werde mit einer „Verwaltervollmacht“ gearbeitet. Mit Spekulationen zur Nähe zum Vorbesitzer sowie dem ehemaligen Verwalter solle man ihn „um Himmelswillen in Ruhe lassen“. Belvona sei ein „eigenständiges Unternehmen“.

>> KONTROLLAKTIONEN BEI ALTRO MONDO IN DUISBURG

  • Bereits mehrfach (September 2019, August 2020) hat das NRW-Bau- und Kommunalministerium landesweite Kontrollen in Häusern des skandalumwobenen Immobilienunternehmens DEGAG/Altro Mondo initiiert, bei denen Mitarbeiter kommunaler Behörden Häuser etwa in Dortmund, Hagen oder Duisburg begutachtet haben.
  • Was ist seitdem passiert? „Der Zustand der Gebäude hat sich nicht wesentlich verbessert. Der Leerstand in den noch genutzten Gebäuden ist entsprechend hoch“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Derzeit wurden zwölf wohnungsaufsichtsrechtliche Verfahren gegen Altro Mondo sowie vier gegen Belvona eingeleitet, so ein Sprecher der Stadt.
  • Aktuell sind zum großen Teil Verfahren wegen Undichtigkeiten in Rohrleitungssystemen und Folgeschäden wie beispielsweise Schimmel anhängig. Außerdem werden defekte Hof- und Hausbeleuchtungen, Aufzüge sowie Tür- und Gegensprechanlagen bemängelt.
  • Im Jahr 2019 hat die Verwaltung mitgeteilt, dass die Stadt bei der Unterbringung der Mieter, die aus Sicherheitsgründen ihre Wohnungen verlassen mussten und zunächst nirgendwo unterkamen, in Vorleistung gegangen ist – obwohl dies Sache des Vermieters sei. Die reinen Unterbringungskosten betrugen rund 13.000 Euro, so die Verwaltung auf Nachfrage.