Herne. Die Herner Sozialdemokraten haben in dieser Woche (mal wieder) viel Gesprächsstoff geliefert. Auch der „Fall Özcelik“ spielte eine Rolle.
Warum ein Leistungsträger der Herner SPD zum Wasserträger mutierte, wie SPD-Ratsfrau Nurten Özcelik sich politisch zurückmeldete, was Genossen so auf Facebook posten und warum ein Ex-Bezirksbürgermeister die Hutschnur platzte.
Gutmütigkeit oder Schwäche?
Nach der Kommunalwahl hat sich Patrick Steinbach insbesondere als Vorsitzender des Sozialausschusses zu einem Leistungsträger der SPD-Ratsfraktion entwickelt. Seit dieser Woche ist bekannt: Der 43-Jährige ist gleichzeitig auch Wasserträger. Auf dem Weg von Herne-Mitte zur Sozialausschusssitzung wuchtete Steinbach am Rathaus Herne nämlich mal eben mehrere Kisten Mineralwasser für die Ausschussteilnehmer in seinen Wagen und sprang damit dem dafür verantwortlichen Stadtmitarbeiter bei. Dafür gab es nicht nur Lob, sondern auch eine Warnung. So schrieb Livia Leichner, Gattin des Ex-Bürgermeisters Erich Leichner (SPD), auf Steinbachs Facebook-Seite: „Pass auf, dass dir Gutmütigkeit nicht als Schwäche ausgelegt wird.“
Das Comeback
Stärke wollte die SPD demonstrieren, als sie ihre Stadtverordnete Nurten Özcelik aus dem Fraktionsvorstand schmiss und sie aus allen Aufsichtsräten abwählen ließ. Weil die SPD-Ratsfrau aus rechtlichen Gründen ihre Ausschusssitze behalten darf, konnte sie jetzt ein Comeback feiern. Nach mehrmonatiger (krankheitsbedingter) Auszeit nahm sie am Mittwoch im Sozialausschuss in den Reihen der SPD Platz, ergriff das Wort in einer Diskussion über ein neues Angebot für Migranten und stimmte bei einem Tagesordnungspunkt anders als die SPD-Fraktion ab. Und nun? Wie es weitergeht, darüber wollen sich die Fraktion und Özcelik Ende April in einem „moderierten Gespräch“ austauschen.
Kommen und Gehen
Politiker und Parteien tummeln sich ja längst auf Social Media und nutzen Facebook, Instagram & Co. (siehe oben), um für sich und ihre Forderungen zu werben. Bei der SPD wurde die Marschroute ausgegeben, dass Mitglieder die Postings ihrer Genossen liken und teilen – damit sie noch mehr Menschen erreichen. Fundstück der Woche: Ein Spruch von SPD-Ratsfrau Petra Herrmann-Kopp. „Über das Kommen mancher Leute tröstet uns nichts als die Hoffnung auf ihr Gehen“ zitierte sie Marie von Ebner-Eschenbach auf Instagram; vielfach geliked, unter anderem von Hernes SPD-Chef Alexander Vogt. Wen Herrmann-Kopp mit dem Zitat wohl meinte?
Schelte für die Stadt
Die politischen Ausschüsse und Bezirksvertretungen finden wegen Corona ja seit Wochen verkürzt statt, damit Teilnehmer und Besucher nicht zu lange aufeinander hocken. So werden Anfragen nicht mehr mündlich, sondern nur noch schriftlich beantwortet. Wannes Ex-Bezirksbürgermeister Ulrich Koch, zuletzt in der Bezirksvertretung Wanne zu Gast, platzte die Hutschnur. Die Verwaltung, kritisierte er, lade erst per Anzeige zu allen Tagesordnungen ein, dann würden viele gar nicht behandelt. Darauf sollte die Stadt, bitte schön, in ihren Anzeigen doch gleich hinweisen: „Sonst kommen viele Leute umsonst.“ Wie sagte Marie von Ebner-Eschenbach doch gleich? „Über das Kommen mancher Leute tröstet uns nichts als die Hoffnung auf ihr Gehen“.