Herne. Wer tritt in Herne bei der Bundestagswahl an? Warum in der CDU alles auf ein Duell hinausläuft und wie es bei den anderen Parteien aussieht.

Das Feld der Herner Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Herne-Bochum II ist noch immer nicht komplett. Nachdem die SPD am Montag erneut Michelle Müntefering aufgestellt hat, zeichnet sich bei der CDU, dem (bisher) stärksten Kontrahenten um dieses Direktmandat, ein Zweikampf ab. Dieser wird coronabedingt in einem ungewöhnlichen Rahmen stattfinden.

CDU nimmt von Nominierung per Briefwahl Abstand

Frank Heu (li.) und Christoph Bußmann - hier 2018 bei einer Veranstaltung der CDU-Arbeitnehmer in Coesfeld - kämpfen bei der Herner CDU um die Bundestagskandidatur.
Frank Heu (li.) und Christoph Bußmann - hier 2018 bei einer Veranstaltung der CDU-Arbeitnehmer in Coesfeld - kämpfen bei der Herner CDU um die Bundestagskandidatur. © CDU

Christoph Bußmann gegen Frank Heu - auf dieses Duell läuft es nun wohl im April in der Herner Union hinaus. Beide Herner Christdemokraten hatten bereits im Januar ihren Hut in den Ring geworfen. Weitere Interessenten oder Vorschläge gab es seitdem nicht, auch wenn CDU-Chef Timon Radicke im Januar öffentlich bekundete, sich auch sehr gut eine Kandidatin vorstellen zu können.

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Anders als die SPD wollen die Christdemokraten ihren Bewerber „auf Empfehlung des CDU-Justiziars“ nicht durch eine Kombination aus digitaler Wahlkreiskonferenz und Briefwahl küren. Stattdessen soll es ein zweistufiges Verfahren geben: Am 17. April finde ein Präsenzparteitag der Herner CDU im Kulturzentrum statt, der parallel dazu aber auch digital übertragen werde, so Radicke. Direkt nach Abschluss des Parteitags könnten dann Mitglieder im Kuz über einen gewissen Zeitraum ihre Stimme abgeben. Nach diesem Verfahren soll eine Woche später gemeinsam mit CDU-Mitgliedern aus dem Bochumer Teil des Wahlkreises die offizielle Nominierung erfolgen.

Ob Liste oder Direktmandat: Wenig Chancen für die Union

2017 verlor der für Herne kandidierende Iserlohner Paul Ziemiak in Herne-Bochum II deutlich gegen Müntefering. Der heutige Bundesgeneralsekretär zog damals jedoch über die Landesreserveliste ins Parlament ein, wovon der Herner CDU-Kreisverband seitdem auch finanziell profitiert. Das dürfte bald vorbei sein, denn: Die Chancen für Bußmann (Vorsitzender im CDU-Bezirk Eickel) und Heu (Bezirksverordneter in Herne-Mitte und Chef der CDU-Arbeitnehmer) auf einen aussichtsreichen Listenplatz dürfte ähnlich groß sein wie die des FC Schalke 04 auf den Klassenerhalt. Und auch das Direktmandat im Wahlkreis liegt angesichts bisheriger Ergebnisse in weiter Ferne (siehe Kasten).

Lange vor der SPD haben die Grünen und die FDP ihre Weichen für die Bundestagswahl gestellt. Für die Liberalen tritt zum fünften Mal Klaus Füßmann an. Und bei den Grünen feiert Stadtmitarbeiter Jacob Liedtke - er engagiert sich sehr stark im antifaschistischen „Bündnis Herne“ - seine Kandidatenpremiere.

AfD-Vorsitzende Beate Fiedler will antreten

Und sonst? Die Linke werde sich noch in diesem Monat zur Kandidatur erklären und voraussichtlich im April nominieren, so Parteivorsitzender Patrick Gawliczek auf Anfrage. AfD-Chefin Beate Fiedler bekundete gegenüber der WAZ, „selbstverständlich“ kandidieren zu wollen, weil sie ja ihre Partei auch bereits im Kommunalwahlkampf erfolgreich vertreten habe. Weitere Bewerber seien ihr bisher nicht bekannt.

Auch über den Termin für die Nominierung könne sie nichts sagen, weil hier der AfD-Bezirksverband Arnsberg zuständig sei. Nicht nur die Pandemie erschwere die Durchführung der Kandidatenaufstellung, sondern auch das „stetige Bedrängen von Veranstaltungen der AfD“.

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Schließlich: Die im Rat vertretene Piratenpartei signalisierte auf Anfrage, dass sie in Herne wohl keinen Bundestagskandidaten aufstellen wird.

2017: Müntefering (SPD) deklassiert Ziemiak (CDU)

Bei der Bundestagswahl 2017 deklassierte Michelle Müntefering (SPD) ihren CDU-Herausforderer Paul Ziemiak - damals Bundesvorsitzender der Jungen Union - im Wahlkreis Herne-Bochum II deutlich und siegte mit mehr als 17 Prozent Vorsprung (41,9 zu 24,1).

2013 holte sich Müntefering das Direktmandat sogar mit 18,3 Prozent Vorsprung auf Ingrid Fischbach (CDU).

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