Herne. . Paul Ziemiak ist zum CDU-Generalsekretär gewählt worden. Warum die Herner Christdemokraten stolz sind und welche Erwartungen sie haben.
Der Bundesparteitag der CDU brachte am Samstag aus Herner Perspektive einen Paukenschlag. Paul Ziemiak, Bundes-Chef der Jungen Union und Bundestagsabgeordneter mit Wahlkreis Herne, wurde von den Delegierten zum Generalsekretär der Christdemokraten gewählt.
Auch wenn Ziemiak bei seiner Wahl lediglich 62,8 Prozent der Delegierten-Stimmenerhielt: Bei den Herner Christdemokraten ist man stolz, dass „ihr“ Abgeordneter nun eine Spitzenposition in der Partei hat - und damit immerhin in einer Reihe steht mit Persönlichkeiten wie Angela Merkel oder Heiner Geißler.
Für Hernes CDU-Kreisvorsitzenden Timon Radicke, der selbst als Delegierter den historischen Parteitag hautnah erlebt hat, kam die Wahl allerdings nicht völlig überraschend. Als Vertrauter von Ziemiak wusste er, dass die neue Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer Ziemiak bereits vor Wochen dieses Amt angeboten - und Ziemiak abgesagt hatte. Im Laufe des Freitagabends hätten sich die Anzeichen verdichtet, dass es Ziemiak doch werden könnte.
Im Gespräch mit der WAZ-Redaktion zeigte sich Radicke stolz, dass erstmals in der Geschichte ein Herner Abgeordneter diese Position inne habe. Er sei überzeugt, dass Ziemiak eine gute Wahl ist, denn sie sei ein Zeichen an die junge Generation, dass sie in der CDU endlich mitreden und wichtige Posten übernehmen könne. Mit seinen 33 Jahren spreche er die Sprache der jungen Leute und könne so die Aufbruchstimmung bei ihnen weitertragen.
Vorschlag: Runder Tisch mit Abgeordneten und OB
Mit dem Posten des Generalsekretärs kommen zahlreiche neue Aufgaben auf Ziemiak zu - da stellt sich die Frage, wie viel Kapazitäten noch für die Wahlkreisarbeit bleiben. „Immer wenn jemand eine höhere Position hat, muss der Wahlkreis Verständnis aufbringen“, so Timon Radicke. Aber Ziemiak sei ja nicht völlig weg. Nun gelte es, die Wahlkreisarbeit effektiver zu gestalten. Ziemiaks Problem bestehe aber darin, dass er inzwischen nicht nur für Herne und Teile von Bochum zuständig ist, sondern wegen der personellen Veränderungen auch für Dortmund, Hagen und Iserlohn (wo Ziemiak wohnt).
Auf der anderen Seite kann jemand an einer Schaltstelle seinen Einfluss zu Gunsten seines Wahlkreises geltend machen. Hier macht Radicke folgenden Vorschlag: ein runder Tisch mit den Bundes- und Landtagsabgeordneten und Oberbürgermeister Frank Dudda, bei dem der OB formuliert, welche Hilfe er von welcher Stelle benötige. So ein Gespräch solle nach Möglichkeit im kommenden Jahr stattfinden.
Ingrid Fischbach hatte als parlamentarische Staatssekretärin eine herausgehobene Position. Deshalb weiß sie, wie schwer es für Ziemiak sein wird, im Wahlkreis weiter Präsenz zu zeigen, schließlich müsse er die kommenden Wahlkämpfe organisieren und am Grundsatzprogramm mitarbeiten. „Man muss schauen, wie man seine Präsenz vor Ort bündelt. Das ist schwierig, aber lösbar“, sagt sie aus ihrer eigenen Erfahrung.
Über Ziemiaks Wahl freue sie sich, das sei auch ein Zeichen an die jungen Leute. Sie hätte ihm noch mehr Zeit gewünscht, bevor er so eine Aufgabe übernimmt, aber manchmal müsse man eben zugreifen, wenn sich die Chance biete.
Fischbach hofft, dass Ziemiak als Generalsekretär, aber auch Michelle Müntefering (SPD) als Staatsministerin Herne weiter im Blick haben, dann könne die Stadt profitieren.
Diese Hoffnung formuliert auch die CDU-Ratsfraktions-Chefin Bettina Szelag, richtet den Blick aber auf das ganze Ruhrgebiet. Doch Paul Ziemiak wisse, wo er herkomme, deshalb sei sie optimistisch. Es sei immer gut, einen Draht zur „großen“ Politik zu haben. Szelag hält seine Wahl für gut, weil sowohl er als auch Annegret Kramp-Karrenbauer starke Persönlichkeiten seien, die die Partei nach vorne bringen könnten. „Ich freue mich für ihn über seinen Karrieresprung.“
Paul Ziemiak selbst stand mit Verweis darauf, dass der Sonntag Familientag sei, nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.