Herne. Paul Ziemiak tritt bei der Bundestagswahl im September nicht mehr in Herne an. Zwei CDU-Bewerber für den Wahlkreis gibt es schon.
Bei der Suche nach einem Bundestagskandidaten ist die CDU in Herne einen deutlichen Schritt weiter: Mit Frank Heu und Christoph Bußmann wollen zwei Bewerber am 26. September im Wahlkreis Herne-Bochum II antreten. Das sagt Hernes CDU-Kreisvorsitzender Timon Radicke im Interview mit der WAZ. Weitere Bewerber könnten sich aber noch melden.
Die Union braucht einen neuen Bundestagskandidaten, weil Paul Ziemiaknicht mehr in Herne, sondern in einem anderen Wahlkreis antreten will. Aus persönlichen Gründen wolle Ziemiak, der aus dem Sauerland stammt, näher bei seiner Familie sein. Der 35-Jährige, damals Bundesvorsitzender der Jungen Union, trat 2017 als „Polit-Import“ in Herne an, nachdem Ingrid Fischbach, die Parlamentarische Staatssekretärin aus Eickel, ihren Rückzug aus dem Bundestag erklärt hatte. Der im Land bekannte Ziemiak erhielt einen vorderen Listenplatz und zog nach der Wahl über die Liste ins Parlament ein. Herne, sagt CDU-Kreisvorsitzender Radicke, rückte dadurch näher an die Bundespolitik heran – vor allem, nachdem Ziemiak zum Generalsekretär seiner Partei ernannt wurde.
Herne: Kandidat muss diesmal wohl den Wahlkreis gewinnen
Nach weiteren vier Jahren mit einem eigenen, in der Bundespolitik bekannten und verankerten Bundestagsabgeordneten droht der Union nun der Verlust des Mandats. Für einen Kandidaten, weiß auch Parteichef Radicke, gebe es angesichts der Umfragewerte diesmal „kaum eine Chance, über die Landesliste in den Bundestag einzuziehen“. Heißt: Der Kandidat muss den Wahlkreis Herne-Bochum II gewinnen. Zweimal hintereinander gelang das aber Michelle Müntefering von der SPD deutlich. Und sie peilt nach 2013 und 2017 den dritten Sieg in Folge an: Ihr Ortsverein Wanne-Süd hat die 40-jährige Staatsministerin im Auswärtigen Amt erneute als Kandidatin für die Bundestagswahl vorgeschlagen.
Zwei, die sich zutrauen, den Wahlkreis zu gewinnen, sind Christoph Bußmann und Frank Heu. Der Politikwissenschaftler Bußmann ist in der CDU Herne Vorsitzender des Stadtbezirksverbands Eickel. „Ich scheue die Auseinandersetzung mit Michelle Müntefering nicht“, sagt der 32-Jährige selbstbewusst. Es gebe viele Probleme vor der Haustür, die er anpacken wolle. Unter anderem müssten sich die Lebensverhältnisse vor Ort verbessern, durch Corona drohe eine weitere Verschlechterung. Außerdem müssten mehr Fördermittel nach Herne, auch „Projekte mit Prestige“, sagt er zur WAZ. Dafür wolle er sorgen.
„Einer von uns, einer für uns“: Mit diesem Motto wolle er den Wahlkreis gewinnen, sagt Frank Heu zur WAZ. „Zuletzt gab es Kandidaten, die nicht so präsent waren“, so der Polizeibeamte (56), ohne Namen nennen zu wollen. Mit ihm solle sich das ändern: Die Bürger bräuchten Abgeordnete, die auch vor Ort seien, sich auskennen und kümmern. Die Arbeitslosigkeit in Herne sei noch immer zu hoch, und es gebe noch den einen oder anderen Brennpunkt in der Stadt, kritisiert Heu, der Chef der CDU-Arbeitnehmer CDA ist und Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Herne-Zentrum.
Radicke: Respekt vor jedem, der sich Kandidatur zutraut
Hernes CDU-Chef Radicke will sich öffentlich (noch) nicht zu einzelnen Kandidaten äußern. Nur so viel: „Ich habe Respekt vor jedem, der sich das zutraut.“ Er sagt aber auch: Angesichts der aktuellen Debatte in der Union könne er sich auch gut eine Kandidatin vorstellen. Bis März oder April, wenn die Wahlkreisversammlung stattfinden soll, können sich noch Bewerber melden, aus Herne wie auch aus Bochum. Theoretisch könne ein Kandidat auch noch in der Versammlung selbst seinen Hut in den Ring werfen.
>> WEITERE INFORMATIONEN:
Die CDU in Herne und Bochum sei über den gemeinsamen Kandidaten für den Wahlkreis Herne/Bochum II im Austausch, sagt Hernes CDU-Kreisvorsitzender Timon Radicke. Der Herner Bewerber soll von den 550 CDU-Mitgliedern zunächst bei einem Kreisparteitag nominiert werden.
Anschließend finde gemeinsam mit den Mitgliedern aus dem Bochumer Teil des Wahlkreises die Wahlkreisversammlung statt. Nicht auszuschließen sei, dass auch die Bochumer einen eigenen Bewerber aufstellen.