Herne/Essen. Ruhrgebiet besser machen: So heißt ein Projekt mit Herne als Modellstadt. Nun wurden die Ergebnisse vorgestellt. Zwei werden gleich umgesetzt.
Menschen diskutieren über Verbesserungen in ihrer Stadt und stoßen sie an: Darum geht es beim Projekt „Ruhrgebiet besser machen“, das am Dienstagabend nach über einem Jahr zu Ende ging. Aber nur vorläufig, da waren sich die Beteiligten einig.
Wie wird das Ruhrgebiet lebendiger, attraktiver, schöner? Das sollten Bürger beim Projekt „Ruhrgebiet besser machen“ herausfinden, das die Brost-Stiftung (Essen) in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung (Hamburg) auf den Weg gebracht hat. Dabei gab es drei Pilotstädte: Bottrop, Herne und Oberhausen. Der Plan: „Ideenbotschafter“ aus jeder Stadt begleiten den Prozess. Sie diskutieren in Kneipen mit Bürgern über ihre Wünsche, sammeln sie und gemeinsam legen sie diese vor.
200 Menschen beteiligten sich in Herne an den Kneipengesprächen
Sieben Kneipengespräche hat es in Herne noch gegeben, dann kam Corona. 200 Menschen haben sich daran beteiligt. Hernes Ideenbotschafterin Edeltraud Krause zieht eine positive Bilanz. Bei der Abschlussveranstaltung der Brost-Stiftung, die wegen der Pandemie ohne Publikum stattfand und im Internet übertragen wurde, berichtete sie exemplarisch vom Kneipengespräch im „Heinrich“: Eine „tolle Atmosphäre“ habe dort geherrscht, der „Metzger von gegenüber“ sei gekommen, ebenso Radfahrer, Naturschützer, und am Ende hätten auch die normalen Kneipenbesucher von der Theke mitdiskutiert über Ideen für ihre Stadt.
1249 Ideen kamen auf den Tisch
Auf den Internet-Plattformwww.ruhrgebietbessermachen.de sind alle Ideen aus den drei Pilotkommunen Bottrop, Herne und Oberhausen aufgelistet. Von Januar 2020 bis März 2021 kamen insgesamt 1249 Ideen auf den Tisch.
Die Ideensammlung wurde den drei Oberbürgermeistern bei der Abschlussveranstaltung übergeben. Moderiert wurde sie von Jost Lübben, Chefredakteur der Westfalenpost.
Die Bürger seien während des Prozesses begeistert dabei gewesen: Endlich mal hätten sie eine Plattform gefunden, um sich einzubringen, sagte Edeltraud Krause. Insgesamt 402 Ideen allein aus Herne seien auf den Tisch gekommen, so die Brost-Stiftung. Die Themen am Tresen: Bus & Bahn, Umwelt, Wohnen, Wirtschaft oder Integration. Die Verbesserungswünsche wurden anschließend in digitalen Werkstätten weiterdiskutiert und gebündelt. Die Stadt, die mit im Boot war, kann nun schwarz auf weiß sehen, was sich die Menschen wünschen und was sie fordern.
Schüler des Emschertal-Berufskollegs erarbeiten Motive mit Künstler
Die Brost-Stiftung als Motor des Prozesses setzt aber auch selbst Ideen in den drei Städten um, in Herne sind es zwei: Die Unterführung der Hauptstraße unter den Bahngleisen am Hauptbahnhof Wanne-Eickel erhält neue Graffiti, außerdem wird ein digitaler interkultureller Stadtführer für Wanne erarbeitet.
Die Graffiti erarbeiten die Gestaltungsklasse des Emschertal-Berufskollegs und der Künstler Martin Domagala. Statt der verblassten Fische und Meerjungfrauen sollen nun neue Bilder mit Bezug zur Stadt auf die Tunnelwände aufgebracht werden. Die ersten Entwürfe zeigen Fritz, das Maskottchen der Cranger Kirmes, das Stadtwappen, das Cranger Tor und den Mond von Wanne-Eickel. Die schönsten Motive sollen bei einem Wettbewerb gekürt werden und bald das „Eingangstor“ von Wanne zieren.
Miteinander der Kulturen soll gefördert werden
Den interkulturellen Stadtführer setzt die Brost-Stiftung mit der Stadt und dem Kommunalen Integrationszentrum um. Wunsch der Beteiligten sei es gewesen, das Miteinander der Kulturen zu fördern. Die fünf Stationen des rund anderthalbstündigen Stadtspaziergangs sollen deshalb Einblick geben in die verschiedenen Lebenswelten und in die Vielfalt von Wanne. Stationen sind Moschee, Schule, syrisch-orthodoxe Kirche, Sportverein und türkisches Restaurant. An jeder Station können die Spaziergänger mit ihrem Smartphone über einen QR-Code einen Audio-Clip abspielen. Am 25. März soll der Stadtführer fertig sein.
Die Oberbürgermeister der drei beteiligten Städte lobten das Projekt. Hernes OB Frank Dudda sprach bei der Abschlussveranstaltung von einer „super Geschichte“. Die Bürger hätten einen neuen Raum bekommen für ihre Kreativität und diesen genutzt. Deshalb sei es sehr gut denkbar, dass die Stadt daran anknüpfe und nach „Ruhrgebiet besser machen“ nun „Herne besser machen“ starte. „Herne kann besser werden“, bekannte Dudda. Warum, fügte er an, nicht auch mit diesem neuen Format?