Herne. Herne wird wieder Pilotstadt. Neben Oberhausen und Bottrop ist die Stadt Teil des Projekts „Ruhrgebiet besser machen“. Das sind die Ziele.
Herne war in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Pilotstadt. Die E-Scooter rollten im Sommer hier bundesweit als erste im normalen Verkehr, auch mit dem Wohnprojekt WeHouse in Sodingen bekommt Herne die Rolle einer Modellstadt. Gemeinsam mit den anderen zwei Ruhrgebietsstädten Oberhausen und Bottrop wird Herne nun Pilotstadt für das Projekt „Ruhrgebiet besser machen“ der Brost-Stiftung und Körber-Stiftung.
Den Anstoß zu diesem Projekt gaben aktuelle Umfragen: Diese offenbarten eine generelle Stimmung, dass viele Bürger das Gefühl haben, ihre Meinung würde nicht zählen, ihre Ideen nicht gehört werden. Rund 60 Prozent der im Ruhrgebiet lebenden Menschen sind stark am politischen Geschehen in ihrer Stadt oder ihrer Gemeinde interessiert. Aber nur 38 Prozent sind zufrieden damit, wie sie ihre eigenen Ideen und Vorschläge in dieses Geschehen einbringen können. Und das, obwohl in nahezu allen Ruhrgebietsstädten Abteilungen damit betraut sind, die Bürgerbeteiligung zu erhöhen und die Menschen stärker einzubinden. So sinkt das Vertrauen in die Politik weiter, 64 Prozent attestieren eine Entfremdung zwischen Politik und Bürgern. Neues Mitmach-Projekt für Oberhausener: Kneipen-Gespräche Entfremdung zwischen Politik und Bürgern. Neues Mitmach-Projekt für Oberhausener: Kneipen-Gespräche
Themen: Mobilität, Soziales und Wohnen, Umwelt, Wirtschaft und Integration
Deshalb möchte die Essener Stiftung mit ihrem Projekt direkt auf die Menschen im Revier zugehen, ihre Ideen einsammeln und weitertragen. Und sie geht sprichwörtlich auf die Menschen zu - nämlich an Orte, wo die Menschen gerne sind: in die Kneipen und Lokale direkt in ihrem Wohnquartier. Gleichzeitig wird die Online-Plattform „www.ruhrgebietbessermachen.de“ gestartet, auf der alle Bürger des Reviers ihre Ideen für ein besseres Ruhrgebiet beisteuern können.
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Bei den Kneipengesprächen können die Menschen sagen, was sie ärgert, wo sie der Schuh drückt und was man ihrer Meinung nach besser machen könnte. Die Gespräche am Tresen sollen sich um die Themen Mobilität, Soziales und Wohnen, Umwelt, Wirtschaft und Integration drehen. Laut Brost-Stiftung soll es auch eigene Beteiligungsformate für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund geben.
Nach dieser ersten Phase diskutieren die Teilnehmer der Kneipengespräche die Ergebnisse, mit dem Instrument einer Ideenwerkstatt sollen die Lösungsvorschläge weiterentwickelt und konkretisiert werden. Im Sommer sollen bei einer großen Konferenz die besten Zukunftsideen vorgestellt werden. Gemeinsam mit der Politik und den Verwaltungsspitzen sollen die Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert und vorangetrieben werden.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda hatte im Sommer bereits mit Bürgern über die Zukunft der Stadt gesprochen, laut Brost-Stiftung sei die Politik an den zusammengetragenen Ideen sehr interessiert, jede Kommune unterstütze das Projekt und bringe ihr Wissen mit ein.
Bodo Hombach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, sieht in dem Projekt großes Potenzial, das Revier gemeinschaftlich zu verbessern: „Eine Region besser machen? Wie soll das gehen? Man will, dass es ihr gut geht. Man traut ihr etwas zu. Man kennt und mag ihre Eigenschaften, ihre Talente. Man macht sie nicht nieder, sondern richtet sie auf. Man hat ein Ziel, aber dafür braucht es viele Schritte, und ohne den ersten kommt man niemals an.“ Der Weg sei kurvenreich, und zuweilen steinig. Es lohne sich, nicht allein zu gehen. In der Gruppe gehe alles leichter. Ganz wichtig: Wer einen Traum verwirklichen will, müsse erst einmal daraus erwachen. Hombach verweist auf Erich Kästner. Der habe Bescheid gewusst: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Sein Rat: „Bessert euch drauflos!“