Herne. Am 1. März dürfen die Friseursalons in Herne wieder öffnen. Wer noch keinen Termin hat, sollte sich beeilen. Die Kalenderseiten füllen sich.

Endlich wieder frisch geschnittene Spitzen: Vor einer Woche, am 10. Februar, haben Bund und Länder beschlossen, dass Friseure ab dem 1. März wieder öffnen dürfen. Die Telefone in den Herner Salons stehen seitdem nicht still. „Ein paar Lücken im März haben wir noch“, sagt eine Mitarbeiterin des Friseursalons „Dirk Gresch – perfect hair“ an der Bahnhofstraße. So langsam füllten sich aber die Kalenderseiten für den April.

Geschäftsführer Dirk Gresch, der insgesamt 17 Salons im Ruhrgebiet betreibt, bestätigt die hohe Nachfrage. So habe er für Notfälle eine Rufumleitung eingerichtet. „Am Mittwochabend hatte ich ganz viele Notfälle“, sagt er und lacht. Aber: Der Andrang sei nicht so groß wie nach dem ersten Lockdown. „Viele Menschen haben mittlerweile andere Wege gefunden, um sich die Haare zu frisieren“, so der Friseurmeister – sie griffen entweder selbst zur Schere oder hätten Bekannte, die ihnen die Haare zurechtmachten. Vor allem ältere Menschen, die normalerweise wöchentlich zum Haare waschen kämen, wollten aber nicht länger auf den Friseurbesuch verzichten.

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In dem Herner Salon, der größten Perfect-Hair-Filiale, sind ab dem 1. März 14 Personen gleichzeitig erlaubt. Die Hygienemaßnahmen, so Gresch, seien noch einmal verschärft worden. So habe sich nach dem ersten Lockdown ein Kunde pro 10 Quadratmeter in dem Salon aufhalten dürfen. Nun sei es eine Person, sprich, die Friseurinnen und Friseure werden fortan mitgezählt. Einige blieben daher weiter in Kurzarbeit. Dirk Gresch: „Wir müssen schauen, dass wir überleben.“

Herner Friseurmeisterin: „Ich sehe viele geschnittene Haare“

Ute Kühn, Inhaberin des Friseursalons „Wuschelkopf“ an der Jahnstraße nimmt ebenfalls seit Mittwochabend, 10. Februar, Termine entgegen – per Telefon, über WhatsApp und soziale Plattformen wie Instagram und Facebook. „Wir sind mittlerweile bei Ende März angekommen“, erzählt die Friseurmeisterin. Den Satz den sie am häufigsten in diesen Tagen hört: „Sie wissen gar nicht, wie schlimm ich aussehen.“ – „Ich sehe auch schlimm aus“, gibt Kühn daraufhin zu. Auch sie habe sich von keiner ihrer Mitarbeiterinnen die Haare schneiden lassen.

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Die allermeisten Menschen seien „sehr dankbar“ – auch über einen Termin in sechs Wochen. Es gebe jedoch auch Kunden, die Druck ausübten, etwa weil sie eigentlich schon für Januar einen Termin vereinbart hatten. „Ich bevorzuge niemanden, auch wenn ich an dem ein oder anderen mehr verdiene“, sagt die Friseurmeisterin, die laut eigenen Angaben in den vergangenen Monaten viel privates Geld in ihren Salon gesteckt hat.

Die Überbrückungshilfe III komme frühestens Ende März an. Einige Friseure nähmen daher auch unmoralische Angebote an: „Ich sehe viele geschnittene Haare“, sagt Ute Kühn. Mit der Öffnung der Friseursalons werde der coronabedingten Schwarzarbeit zumindest teilweise ein Ende gesetzt. Auch die Saloninhaberin sei einige Male gefragt worden, ob sie nicht einen „Lieferdienst“ anbiete. Aber: „Ich habe keine Schere in der Hand gehabt“, versichert die Friseurin. Auch ihr Sohn habe nicht davon profitiert, dass die Mutter das Handwerk beherrscht.

Herner Friseure öffnen am 1. März: „Ein bisschen unfair ist das schon“

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„Die erste Woche ist komplett ausgebucht“, sagt auch Jessica Bahlmann von „Head Factor“. Der Friseursalon an der Bahnhofstraße vergibt normalerweise überhaupt keine Termine – das ist das Konzept. Doch ab März dürfen maximal fünf Kunden gleichzeitig den Salon betreten. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, vergibt die Salonleiterin nun doch Termine. Doch das wüssten längst nicht alle ihrer Stammkunden. Die 34-Jährige rechnet daher damit, dass die Kunden ihr am 1. März „die Bude einrennen“. Schon vor der Schließung der Friseurbetriebe Mitte Dezember hätten einige drei bis vier Stunden für einen Platz auf dem Friseurstuhl gewartet.

Einen Hygieneaufschlag, wie ihn manche Friseure nach dem ersten Lockdown von ihrer Kundschaft gefordert hatten, wird es in dem Herner Salon nicht geben. Eventuell müssten sich die Kunden aber auf eine kleine Preiserhöhung einstellen, das sei noch nicht ganz sicher, sagt Jessica Bahlmann. Doch Preiserhöhung hin oder her, die Hernerinnen und Herner freuen sich auf das Frisch-vom-Friseur-Gefühl: „Ich möchte wieder was ganz Neues… Haare wieder ab und kurz“, schreibt eine Frau unter einem Facebook-Post von „Friseur Head Factor“.

Den Ärger mancher Tätowierer, Nageldesigner und Einzelhändler, die frühestens ab einem „stabilen“ Inzidenzwert von 35 öffnen dürfen, können die Herner Friseure nachvollziehen. Zwar gehöre das Haareschneiden und -waschen, so die Begründung von Bund und Ländern, vor allem für ältere Menschen zur Körperhygiene dazu, aber: „Im Winter haben wir doch sowieso alle Mützen auf“, sagt Friseurin Jessica Bahlmann. „Ich bin absolut froh, dass wir wieder öffnen dürfen. Aber ein bisschen unfair ist das schon.“

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>> WEITERE INFORMATIONEN

■ Friseurbetriebe müssen sich weiterhin an strenge Konzepte halten. Dazu gehören Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts, Reservierungen sowie die Nutzung medizinischer Masken.

■ „Informationen, wie genau die länderspezifischen Auflagen aussehen, folgen“, schreibt die Handwerkskammer Düsseldorf auf ihrer Internetseite.