Essen. Auch Friseure schließen ab Mittwoch. Viele Kunden versuchen teils verzweifelt, noch einen Termin zu bekommen. Viele Salons arbeiten daher länger.

Die Friseure erleben am Montag einen regelrechten Kundenansturm vor dem Lockdown am Mittwoch. Das Telefon steht auch bei Mirko Schoroth, Inhaber des Salons „Pure“ in Rüttenscheid, seit dem Morgen nicht still. In den ersten 20 Minuten nach Öffnung zählte er schon 30 Anrufe von Kunden, die noch kurzfristig nach einem Termin fragten. Denn ohne Termin geht in Corona-Zeiten nichts.

Normalerweise hat der Salon von Mirko Schoroth montags geschlossen. Doch der Friseurmeister hat nach der Nachricht, dass der Lockdown auch die Friseure betrifft, kurzerhand geöffnet. Und nicht nur das. Statt bis 21 Uhr wird er am Montag und Dienstag bis Mitternacht Haare schneiden.

Lockdown: Friseure telefonieren schon am Sonntag mit Kunden

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Am Sonntag hatte er schon mit ersten Kunden telefoniert, die einen Termin am 22. und 23. Dezember gehabt hätten. „Wir haben da schnell gemerkt, dass die Kapazitäten nicht ausreichen werden, möglichst vielen noch einen Haarschnitt zu ermöglichen“, sagt Schoroth. Er selbst wird am Montag und Dienstag die gesamte Zeit im Salon sein, sein Team arbeitet in zwei Schichten. Am Montagvormittag waren noch nicht alle Termine ausgebucht.

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Aber kommt jemand tatsächlich noch um 23 Uhr zum Friseur? „Ja“, meint der Friseurmeister. „Viele denken sich: besser ein später Haarschnitt als gar keiner.“

Auch im Salon vom Markus Bredenbröcker klappern heute die Scheren, obwohl das Geschäft montags normalerweise ebenfalls geschlossen ist. Auch Bredenbröcker versucht, noch so vielen Kunden wie möglich, einen Haarschnitt zu ermöglichen. Zwei Abendschichten erwarten auch sein Team: „Ich denke, wir werden am Montag und Dienstag bis 21.30 Uhr brauchen, um alle zu bedienen.“

Essener Friseur mit langer Warteliste

Auf seiner Warteliste standen am Montagmorgen 50 Kunden, die noch auf einen Termin hofften. Sagt jemand ab, rückt der nächste nach. Wer am Montag einen neuen Termin nach dem Lockdown haben möchte, den muss Bredenbröcker auf Anfang Februar vertrösten. „Wenn wir am 11. Januar wieder öffnen dürfen“, fügt er hinzu.

Das gleiche Bild auch bei Thilo Fuhrmann, Besitzer der „Paintbox“ auf der Rüttenscheider Straße. Bis 21 Uhr hat Fuhrmann an den beiden letzten Öffnungstagen die Arbeitszeit verlängert, mehr als einen Zwölf-Stunden-Tag will er seinen Mitarbeitern und sich selbst aber nicht zumuten. „Im November war es relativ ruhig, dafür war im Dezember terminlich alles dicht“, sagt er. Klar, vor Weihnachten und Silvester lassen sich traditionell viele noch mal die Haare in Ordnung bringen.

Viele Kunden kämpfen mit Haken und Ösen um einen der raren Termine

Daraus wird nun oft nichts mehr. Über 200 vereinbarte Termine muss der Friseurmeister bis zum Jahreswechsel absagen, viele Kunden kämpfen mit Haken und Ösen um einen der raren „Slots“ bis Dienstag Abend, einige drohen sogar mit Konsequenzen, wenn sie nicht zum Zuge kommen. „Das Telefon steht nicht mehr still.“ Dass die Friseure fast von einem auf den anderen Tag stillgelegt werden, sei nicht schön, aber Fuhrmann strahlt trotzdem eine gewisse Gelassenheit aus. Er hat das im vergangenen Spätwinter schließlich alles schon mal mitgemacht.

Kunde Marvin Gille (20) ist am Montag einer der Glücklichen gewesen, die bei ihrem Friseur noch einen Termin ergattern konnten und „sehr froh“ darüber. Basar Baylar vom „Saloon“ auf der Rüttenscheider Straße hatte ihn am Sonntagabend angerufen und hatte ihm einen Termin angeboten. Am Montag war der Salon, der eigentlich zu Wochenanfang geschlossen ist, komplett ausgebucht, berichtet er.

Markus Bredenbröcker ist gleichzeitig Obermeister der Friseurinnung in Essen. Noch am Freitag hatte es Nachrichten aus dem Verband gegeben, dass die Friseure vom Lockdown wohl nicht betroffen sein werden. Nach der Bund-Länder-Konferenz am Sonntag kam es anders. Bredenbröcker hat generell Verständnis für die Entscheidung. „Die meisten Friseure, mit denen ich Kontakt habe, gehen mit der Situation sehr routiniert um“, sagt er.

Auch Mirko Schoroth nimmt den verordneten Lockdown gelassen. „Ich finde es konsequent, wenn wir auch schließen.“