Herne. Durch das Coronavirus müssen immer mehr Einrichtungen schließen. Friseure dürfen jedoch weiterhin öffnen. Was die Herner Friseure davon halten.

Das Leben in Deutschland und auch in Herne kommt immer mehr zum Erliegen: Einzelhändler müssen schließen, Kitas, Schulen und auch Bibliotheken bleiben zu. Neben Lebensmittelläden gehören Friseure zu den wenigen Ausnahmen, die trotz der Corona-Krise weiterhin öffnen dürfen.

Bei vielen Kunden stößt das auf Unverständnis. So äußern am Mittwoch - kurz nach Bekanntgabe, dass Friseure weiterhin geöffnet bleiben dürfen - einige Herner bei Facebook ihren Unmut. "Macht die Friseure dicht!", ist der Tenor. Doch wie sehen das die Inhaber der Salons selbst? Wir haben uns in Herne umgehört:

"Friseure gehören zur Körperhygiene"

Beim Friseur "Schnittpunkt" ist die Stimmung "zurzeit nicht so toll", berichtet Inhaber Rolf Buchwald, der drei Salons in Herne betreibt. Es herrsche definitiv kein Normalzustand. Trotzdem gehörten Friseure zur Körperhygiene dazu. Deswegen sei es wichtig, dass sie weiterhin geöffnet bleiben dürften, so Buchwald. "Solange wir den Auftrag haben, werden wir hier weitermachen."

Natürlich habe das auch finanzielle Gründe, "schließlich habe ich elf Mitarbeiter." Er wisse, dass es jetzt vor allem darauf ankomme, dass sich das Virus nur sehr langsam ausbreite. Deshalb achtet Buchwald gemeinsam mit seinen Mitarbeitern auf die Hygiene-Vorschriften. Ein Vorteil seines Ladens sei, dass Trennwände zwischen den einzelnen Plätzen stünden, "sodass die Kunden sowieso schon einen gewissen Abstand zueinander haben."

"Unsere Familien wünschen sich, dass wir schließen müssen"

Gewisse Vorsichtsmaßnahmen hält auch der Friseursalon Janik an der Altenhöfener Straße ein. "Wir besetzen nur jeden zweiten Platz", erklärt Inhaber Andreas Janik. Bis Mittwoch sei noch viel los gewesen, "jetzt flaut es langsam ab."

Für ihn und seine zwei Mitarbeiter hoffe er, dass die Regierung nun auch bald für die Friseure die Entscheidung treffe, diese zu schließen. "Das würden sich vor allem auch unsere Familien wünschen - die haben schließlich auch gemischte Gefühle dabei, wenn wir ständig so einen engen Kontakt mit anderen Menschen haben", sagt Janik.

"Wenn wir schließen müssten, wäre das unser Ruin"

Anders sieht das Bärbel Steinbach, die ihren Friseursalon in Horsthausen betreibt. "Wenn wir schließen müssten, wäre das unser finanzieller Ruin." In den vergangenen Tagen sei schon nicht mehr viel in ihrem Laden los gewesen, berichtet sie. Bereits nach den ersten Nachrichten über das Virus seien die Leute weggeblieben. "Leider leben wir Friseure von der Hand in den Mund."

Auch sie treffe einige Vorsichtsmaßnahmen: Geld fasse sie nur noch mit Handschuhen an, den Boden reinige sie häufig mit Desinfektionsmittel und ihre Kämme und Scheren mache sie ebenfalls öfter sauber als sonst.

"Wir haben extrem Umsatz-Einbrüche"

Noch drastischer formuliert es Lisandro Adler, der Inhaber von "Style4me" in Wanne. "Wir haben bereits extreme Umsatz-Einbrüche zwischen 40 und 80 Prozent zu verzeichnen." In Osnabrück habe er bereits eine Filiale, auf Anweisung der Kommune, schließen müssen. Insgesamt betreibt Adler acht Friseursalons. Einen davon in Wanne mit vier Mitarbeitern. Vor allem die Ungewissheit sei das, was ihn quäle. "Bekommt man sofort eine finanzielle Entschädigung, wenn man schließen muss?" Auch er bewege sich auf sehr dünnem Eis und habe nur wenige Rücklagen.

Aufgrund des Mangels an Desinfektionsmittel habe er sich bereits selbst welches angerührt. Zudem lasse auch er jeden zweiten Platz frei und habe auf Monitoren, die in den Salons hängen, Verhaltensregeln aufgelistet. "Ich bin sehr auf die Gesundheit meiner Mitarbeiter und der Kunden bedacht", sagt er. Dass die Salons so lange wie möglich geöffnet bleiben, "ist für mich überlebensnotwendig."

>>> Das ist noch offen

Diese Geschäfte sind noch geöffnet: Lebensmittelgeschäfte, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Tankstellen, Apotheken, Poststellen, Friseure, Reinigungen, Waschsalons, Zeitungsverkauf, Großhandel, Bau-, Garten- und Tierbedarfsmärkte.

Alle anderen Einrichtungen und Läden sind seit Mittwoch geschlossen.