Herne. Timon Radicke kandidiert nicht mehr für den Vorsitz der Herner CDU. Außerdem zieht es ihn ab Februar Richtung Parteizentrale in Berlin.

Die Wahl eines neuen Bundesvorsitzenden der CDU strebt gerade ihrem Finale entgegen - und auch der Herner CDU-Kreisverband muss sich nach einem neuen Vorsitzenden oder einer Vorsitzenden umschauen. Timon Radicke wird bei der nächsten Wahl nicht mehr kandidieren. Dies hat hat er in einem Brief an die Mitglieder mitgeteilt und es im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion bestätigt. Und Radicke steht noch vor einem weiteren Schritt innerhalb der Partei.

Bereits ab Februar wird Radicke im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin eine Position zur Kampagnenorganisation des Bundestagswahlkampfes für die CDU übernehmen. Wie genau die Stellenbeschreibung sei, stehe noch nicht fest, so Radicke im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Aber er deutete an, in welche Richtung es gehen könnte. Als Beispiel nannte er das Video des Youtubers Rezo mit dem Titel "Die Zerstörung der CDU". In der Reaktion darauf machte die CDU keine gute Figur. Seine Aufgabe könne es möglicherweise sein, solche Dinge schnell zu erkennen, zu reagieren und eigene Handlungsempfehlungen zu geben.

Einsatz während des Bundestagswahlkampfs in der CDU-Parteizentrale

Radicke berichtet, dass man in Berlin seinen Kommunalwahl- und Oberbürgermeisterwahlkampf mit der Kampagnenführung, Themensetzung und der Bedienung der sozialen Medien beobachtet habe. Offenbar hat der Parteiführung gefallen, was sie gesehen hat. Im vergangenen Jahr habe ihn der Bundesgeschäftsführer Stefan Hennewig kontaktiert und ihn gefragt, ob sich Radicke einen Einsatz in der Bundeszentrale vorstellen könne. Und es ist keine Überraschung, dass auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der noch seinen Wahlkreis in Herne hat und dessen Wahlkampf für die Bundestagswahl 2017 Radicke organisiert hatte, bei der Anfrage eine Rolle spielte. Beide verbindet seit 2016 eine Freundschaft.

Nach einer intensiven Diskussion mit seiner Familie - Radicke ist verheiratet und Vater eines kleinen Kindes - habe er zugesagt. Die kommende Bundestagswahl sei vor dem Hintergrund, dass Angela Merkel nicht mehr kandidiere, eine Zäsur. "Und dies ist eine einmalige Chance, bei dieser Zäsur dabei zu sein", so Radicke. Er werde sich für die Zeit vom 1. Februar bis zum 30. September als Lehrer freistellen lassen und danach in den Schuldienst zurückkehren. Allerdings darf man gespannt sein, ob sich Radicke in der Zeit in Berlin nicht für weitere, höhere Aufgaben empfiehlt.

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Seine Position als Fraktionsvorsitzender der CDU im Herner Rat werde er behalten. Es sei ja durchaus möglich, Fraktionssitzungen per Video von Berlin aus zu leiten, die Bundespartei habe ihm für diese Aufgabe entsprechende Zeiten eingeräumt. Mit der Fraktion habe er bereits einen Plan für diese Zeit erarbeitet.

Radicke: Fraktionsvorsitz und Parteivorsitz nicht in Personalunion

Dass er aber zum Fraktionsvorsitzenden gewählt worden sei, habe zur Folge, dass er nicht mehr als Parteivorsitzender kandidieren werde, wenn im dritten Quartal des Jahres ein neuer Kreisvorstand gewählt wird. Für diese Entscheidung nennt Radicke zwei Hauptgründe. Parteiführung und Fraktionsvorsitz sollten nach seiner Überzeugung nicht in Personalunion ausgefüllt werden. Die Partei brauche immer die Beinfreiheit, über die Grenzen der fraktionellen Arbeit und Absprachen hinaus Impulse zu setzen, um sich erkennbar abzugrenzen vom politischen Mitbewerber. Radicke: "Mit der Wahl zum Fraktionsvorsitzenden im November 2020 ist diese Beinfreiheit nicht mehr gegeben, und damit halte ich es für zwingend notwendig, den Parteivorsitz an dieser Stelle personell neu zu besetzen."

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Ein weiterer wichtiger Grund, nicht mehr für den CDU-Vorsitz zu kandidieren, sei der des demokratischen Wandels. In den vergangenen Jahren - Radicke hatte den Parteivorsitz vor vier Jahren übernommen - und in vielen Gesprächen habe er immer wieder erlebt, dass Demokratie vom Wechsel lebt. Dazu gehöre auch, nach einiger Zeit anderen Impulsen und Ideen Raum zur Entfaltung zu geben und notwendigen Wandel nicht dadurch zu behindern, dass man an Posten und Ämtern klebe. Diesen neuen Ideen und Impulsen wolle er den Raum geben, den sie verdienten, so Radicke, der als 35-Jähriger selbst eher der Nachwuchsgeneration innerhalb der Partei angehört.

Seit 17 Jahren in der Kommunalpolitik

Timon Radicke ist seit 2003 in der CDU, und ist seitdem in der Kommunalpolitik aktiv. Seit zehn Jahren gehört er dem geschäftsführenden Kreisvorstand an, 2016 wurde er Nachfolger des Parteivorsitzenden Markus Schlüter. Im vergangenen Jahr kandidierte er für die CDU für das Amt des Oberbürgermeisters.

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