Düsseldorf. CDU-Vorsitzender wird ein katholischer Mann aus NRW. Profile und Positionen von Laschet, Röttgen und Merz könnten unterschiedlicher kaum sein.

Drei katholische Männer aus Nordrhein-Westfalen wollen neuer CDU-Vorsitzender und damit erster Anwärter auf die Kanzlerkandidatur der Union werden: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Außenpolitiker Norbert Röttgen.

Am 16. Januar müssen sie beim digitalen Bundesparteitag mindestens 501 der 1001 Delegiertenstimmen auf sich vereinigen. Unser großer Kandidaten-Check:

Armin Laschet: der politische Duracell-Hase

Persönliches: Jahrgang 1961, zuhause in Aachen. Erstes juristisches Staatsexamen. Journalistische Erfahrungen als freier Mitarbeiter beim Privatradio und beim Bayerischen Rundfunk sowie als Chefredakteur der Kirchenzeitung im Bistum Aachen. Verheiratet mit Susanne (Buchhändlerin), Vater von drei erwachsenen Kindern. Der älteste Sohn Johannes (31) macht Schlagzeilen als Model „Joe“.

Spottname: „Türken-Armin“. Seit der Zugehörigkeit zur schwarz-grünen „Pizza-Connection“ in Bonn, der Amtszeit als Deutschlands erster Integrationsminister (2005 - 2010) und seiner entschiedenen Verteidigung offener Grenzen in der Flüchtlingskrise 2015 gilt Laschet als Freund von Multikulti und Schwarz-Grün.

Größter politischer Erfolg: Seit 2012 als Landesvorsitzender den Intrigantenstadl NRW-CDU befriedet und 2017 das Ministerpräsidentenamt erobert - obwohl bis kurz vor dem Wahltag „Parteifreunde“ maulten, der Spitzenkandidat Laschet sei mehr Kandidat als spitze.

Schwerste Niederlage: Verlust des Bundestagsmandats 1998 und die Doppel-Niederlage 2010 beim Kampf um Landtagsfraktionsvorsitz (gegen Karl-Josef Laumann) und Landesvorsitz (gegen Norbert Röttgen).

Größte Stärke: Regiert das größte Bundesland mit nur einer Stimme Mehrheit. Duldet andere neben sich, kann Gegner einbinden und geht pfleglich mit dem Koalitionspartner um. Kaum Feinde, wird über Parteigrenzen hinweg gemocht.

Größte Schwäche: Miese Umfragewerte. Kommt beim Wahlvolk nicht an. Kann medial schlecht Kurssicherheit und Führungsstärke vermitteln.

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Unterstützer: Eine Mehrheit der Delegierten aus NRW (insgesamt 298) und der mächtige Sozialflügel CDA. Teile der Frauen-Union und der Landesverbände Niedersachsen (insgesamt 136 Delegierte) und Schleswig-Holstein (insgesamt 46 Delegierte). Insgeheim Kanzlerin Merkel, die ihm ein „Rüstzeug von Gewicht“ bescheinigte.

Gegner: Wirtschaftsflügel MIT, Parteikonservative.

Rhetorik: Erzählender Redestil mit historischen Rückgriffen und rheinischer ch-Schwäche. Selten in Stein gemeißelte Sentenzen.

Sieger-Gen: Hat als einziger schon mal als Spitzenkandidat eine Wahl gewonnen. Zur Wahrheit gehört: 2017 reichte der NRW-CDU bei der Landtagswahl das zweitschlechteste Ergebnisse ihrer Historie, weil die rot-grüne Regierung Kraft abgewirtschaftet hatte.

Berechenbarkeit: Eher Mann fürs Handgestrickte mit Herz als Meister des präzisen politischen Handwerks. Aber: Hält seit 30 Jahren seinen Werten (christliches Menschenbild, gesellschaftliche Liberalität, europäische Einigung) die Treue.

Nervenstärke: Kommt sprunghaft rüber, kann sich aber im entscheidenden Moment konzentrieren. Politischer Duracell-Hase: Steckt Niederlagen und Kritik weg, macht einfach immer weiter.

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Friedrich Merz: Verspottet als "Sauerland-Trump", Gegner von Merkel

Persönliches: Jahrgang 1955, geboren in Brilon und bis heute zuhause im Sauerland. Volljurist und ehemaliger Richter. Verheiratet mit Charlotte (Direktorin des Amtsgerichts Arnsberg), Vater von drei erwachsenen Kinder. Inhaber einer Pilotenlizenz und eines eigenen Flugzeugs.

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Spottname: „Sauerland-Trump“. Gilt als einer, der das „Partei-Establishment“ aufmischt, die Union neu konturiert und den vergessenen Stammwählern der CDU wieder eine Heimat gibt. Klare Kante statt Grünen-Kuscheln und Gender-Sternchen.

Größter politischer Erfolg: Seit fast 20 Jahren ohne politisches Spitzenamt, aber noch immer die wichtigste konservative Sehnsuchtsfigur der Union. Seine „Bierdeckel-Steuer“ kennt jeder, Leute wie Roland Koch und Christian Wulff kaum noch einer.

Schwerste Niederlage: Nach der Bundestagswahl 2002 entwand ihm die Parteivorsitzende Angela Merkel den Vorsitz der Bundestagsfraktion, ohne dass er es merkte.

Größte Stärke: Ist in der freien Wirtschaft mit Aufsichtsratsmandaten wohlhabend geworden, genießt parteiintern maximale Unabhängigkeit und hat nichts zu verlieren. Strahlt Führungsstärke aus und hat auch ohne politisches Amt die besten Umfragewerte.

Größte Schwäche: Gilt als Polarisierer, der die mittigen Merkel-Wähler verschrecken und die Grünen ins linke Lager treiben könnte. Als Millionär mit Blackrock-Vergangenheit bietet er Verhetzungspotenzial. Keine Regierungserfahrung.

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Unterstützer: Wirtschaftsflügel MIT, Junge Union sowie die Mehrheit in Baden-Württemberg (insgesamt 153 Delegierte) und Ostdeutschland (insgesamt 135 Delegierte), Teile der Hessen-CDU (insgesamt 88 Delegierte).

Gegner: Sozialflügel CDA, Kanzlerin Merkel, Frauen-Union.

Rhetorik: Meister des knackigen Stakkatos, jeder Satz ein Hieb. Kann einen Parteitag anzünden - hilft nur beim Digitalformat nichts.

Sieger-Gen: Hat das Bundestagsmandat im Hochsauerlandkreis regelmäßig mit Traumwerten gewonnen. Bringt glühende Anhänger und erbitterte Gegner gleichermaßen zum Laufen.

Berechenbarkeit: Tritt seit Jahrzehnten verlässlich für wirtschaftsliberale und gesellschaftspolitisch eher konservative Positionen ein. Neigt in Interviews zum Tritt ins Fettnäpfchen („gehobene Mittelschicht“).

Nervenstärke: Füllt mit 1,98 Meter Körperlänge und zackiger Ansage jeden Raum, hat aber beim Bundesparteitag 2018 im entscheidenden Moment geschwächelt.

Norbert Röttgen: Mehr Feuilleton als Fußgängerzone

Persönliches: Jahrgang 1965, zuhause in Königswinter. Promovierter Volljurist und Rechtsanwalt. Verheiratet mit Ebba Herfs-Röttgen (Fachanwältin für Arbeitsrecht und Partnerin einer Kanzlei in Bonn), Vater von drei erwachsenen Kindern. Sohn Clemens (Jura-Student) sitzt im Landesvorstand der Jungen Union.

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Spottname: „Muttis Klügster“. Als er noch fleißiger Parlamentarischer Geschäftsführer und kluger Vertrauter von Angela Merkel war, galt er als einer, der „auf Kanzler studiert“ hat.

Größter politischer Erfolg: Obwohl 2012 von der Kanzlerin als Bundesumweltminister gefeuert und im System Merkel in Ungnade gefallen, hat er sich als Außenpolitiker auf eigene Faust ein völlig neues Feld erschlossen. Heute kann kaum einer die Weltlage so gut analysieren wie er.

Schwerste Niederlage: Historisches Debakel als Spitzenkandidat der NRW-CDU bei der Landtagswahl 2012, in der Folge Verlust von Bundesminister-Amt, Landesvorsitz und Bundesvize-Posten.

Größte Stärke: Charme des Außenseiters. Strahlt Weltläufigkeit aus und macht in jeder Talkshow „bella figura“. Ist weder „Mini-Merkel“ noch Bruch mit Merkel.

Größte Schwäche: Mehr Feuilleton als Fußgängerzone. Polit-Profis aus der Berliner Blase lieben seine Analysen, normale Menschen verstehen sie oft nicht.

Unterstützer: Teile der Frauen-Union und der Jungen Union. Alle, die sich CSU-Chef Markus Söder als Kanzlerkandidaten wünschen, dem er bereitwillig Platz machen würde.

Gegner: Weite Teile der NRW-CDU, die das Wahl-Desaster von 2012 nicht vergessen haben.

Rhetorik: Steht auch den dreifachen Nebensatz-Axel. Das macht bloß das Zitieren oft schwierig.

Sieger-Gen: Hat seit 1994 verlässlich den Bundestagswahlkreis Rhein-Sieg II gewonnen. Wurde von den Medien einst „George Clooney der CDU“ genannt, ließ sich jüngst vom „Spiegel“ auf einer Treppe liegend ohne Socken ablichten.

Berechenbarkeit: Gehörte zu den Autoren des reformerischen Unions-Wahlprogramms zur Bundestagswahl 2005 und sollte mal Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) werden, gehörte aber auch der schwarz-grünen „Pizza-Connection“ an. Steht wohl am ehesten für sich selbst.

Nervenstärke: Als Zählkandidat vor elf Monaten gestartet, inzwischen ernst zu nehmender Aspirant. Da kann einen nichts mehr erschüttern.