Herne. Walking Zombies, haarige Spinnen, Skelette im Vorgarten und all diese Dinge: Die WAZ hat zu Halloween drei Herner Horrorhäuser besucht.
Große haarige Spinnen kriechen an der Fassade hoch, überall hängen Spinnweben, im Vorgarten liegen Skelette rund um verwitterte Grabsteine mit der Aufschrift „RIP“, gruselige Clowns lauern hinter Büschen. „Walking Zombie Area“ steht auf einem „Freddy is watching“ auf einem anderen Schild. Ein Absperrband warnt „haunted – keep out.“ Zombies, Gruselgestalten – hier spukt’s wohl! Halloween ist da und auch wenn dieses Jahr Kostümpartys ausfallen müssen, wollen sich die Herner und Wanner das Dekorieren nicht nehmen lassen.
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Bei USA-Besuchen Deko eingekauft
„Wir machen das schon seit sechs Jahren“, erklärt Tim Schönnagel, der mit seiner Frau Jessica Voncine und dem fünfjährigen Töchterchen das Haus am Dahlienweg 6 in Eickel für Halloween herausgeputzt hat. Die Faszination dafür stamme von ihren USA-Besuchen. „Wir fliegen häufig rüber und haben einen Teil der Deko auch von dort mitgebracht.“
Die Südstaaten haben es der Familie angetan. Aber auch in Deutschland werde es einfacher, die passende Dekoration zu bekommen. Manches ist durch Zufall in den Besitz der Familie gelangt: In der Nähe sei ein Betrieb, der Wagen für Fahrgeschäfte repariere. „Da stand der Geisterwagen auf dem Hof und ich hab gefragt, ob ich ihn haben kann.“ Nun steht er inmitten der Grabsteine mit einem Skelett als Insassen.
„Normalerweise machen wir eine große Halloween-Party, das geht ja dieses Jahr leider nicht“, bedauert Tim Schönnagel. „Aber das Schmücken wollten wir uns nicht nehmen lassen.“ Abgerundet wird das Spukhaus am 31. mit projizierten Fledermäusen und tanzenden Skeletten, Beleuchtung und Nebel. „Wir überlegen, eine Rutsche zu bauen, durch der wir die Bonbons für die Kinder durchkullern lassen können. Schließlich möchten wir nicht, dass es zu voll und eng wird.“
Krisenstab rät zum Verzicht
Die Stadt appelliert an die Herner und Hernerinnen, angesichts der Pandemie-Lage am Samstag, 31. Oktober, auf Halloween-Aktivitäten im öffentlichen Raum zu verzichten.
Diese Bitte hat der Krisenstab nach seiner Sitzung am Donnerstag formuliert.
Dirk Stuhm und seine Nachbarn an der Dorneburger Straße 32 in Eickel wollten sich das Dekorieren auch nicht nehmen lassen. „Wir möchten trotz Corona wenigstens ein bisschen Freude in kleinem Rahmen aufleben lassen“, erklärt er. Früher habe er jedes Jahr groß dekoriert, im ganzen Haus gab es in jeder Wohnung Partys mit Halloween-Gästen. „Dann starb mein Partner und da Halloween unser Baby war, habe ich erstmal pausiert.“
Dieses Jahr wollte er wieder loslegen. Spaß am Planen und Organisieren habe Dirk Stuhm schon lange. „Richtig gemerkt habe ich das, als mich die Nachbarn damals baten, bei der Hochzeitsfeier zu dekorieren.“ Als die Hochzeit vorbei war, kam Langeweile auf und gemeinsam überlegten die Nachbarn, was man noch machen könnte: „So kamen wir darauf, für Halloween zu dekorieren.“
Kreuze selbst gebaut und beschriftet
Auch an der Dorneburger Straße findet sich Spinnen und ihre Netze, gruselige Clowns sowie Holzkreuze mit Namen und Todesdaten. „Die Kreuze haben wir selber gebaut und beschriftet“, sagt Dirk Stuhm. Sonst seien immer so 50 bis 70 Personen an Halloween da, die sich über die vier Haushalte verteilen. „Das ist schon geil, weil das ganze Haus mitzieht.“ Für dieses Jahr war eigentlich eine kleine Gartenparty geplant, aber auch auf diese wollen die Nachbarn lieber verzichten. „Für die Kinder haben wir Tütchen mit Süßem gepackt, die wir an einem Hexenbesen raus reichen, um Abstand zu wahren.“
Eine andere Art der kontaktlosen Süßigkeitenübergabe haben sich Kerstin Meyer-Wenzel und Sarah Kock einfallen lassen. Die beiden Cousinen leben mit ihren Kindern (11 und 14) im Haus am Sonnenblumenweg 18. In Kürbissen und Spinnweben können sich kleine Halloween-Besucher Lollis und Co. wegnehmen. „Wir werden darauf achten, dass die Abstände eingehalten werden“, sagt Kerstin Meyer-Wenzel. Zettel, die darauf hinweisen, hängen sie ebenfalls auf. „Sonst machen wir ja immer eine Feier, aber dieses Jahr fällt das leider flach.“
Den Menschen ein Lächeln entlocken
Trotzdem wollten die beiden nicht aufs Dekorieren verzichten und das mit aktuellem Bezug. So tragen die Skelette Mundschutz, zwei einzelne Arme ragen aus der Erde, ihre knochigen Finger umklammern Klopapierrollen. „In diesen komischen Zeiten möchten wir den Leuten ein Lächeln entlocken“, betont Sarah Kock. Einige seien schon am Haus stehen geblieben, haben ihre Kinder in den Vorgarten gestellt und Fotos gemacht. „Das freut uns.“
Angefangen habe alles vor zehn Jahren. „Die Kinder fanden das toll mit dem Verkleiden und Gruseln, so ging es los.“ Erst gab es nur einige Grabsteine. „Die Nachbarn fanden es toll und es kamen immer mehr, was uns anspornte, mehr zu machen.“
Manchmal macht sich die Deko selbstständig
Mittlerweile kommt jedes Jahr etwas Neues dazu. Die Nebelmaschine haben sie beispielsweise beim Loseziehen auf der Cranger Kirmes ergattert. Jetzt nebelt, blitzt und donnert es, während über Lautsprecher die passende Musik nach draußen dringt. Ein Geist kriecht durch den Vorgarten, Projektionen erscheinen auf der Hauswand.
„Manchmal macht sich die Deko selbstständig“, sagt Kerstin Meyer-Wenzel und lacht. So sei, als es stark regnete, einer der Geister in Wallung geraten und habe mitten in der Nacht gekreischt und sei durch den Vorgarten geflattert. „Wir haben eine Schale, die reagiert, wenn man rein greift“, erklärt sie. „Manchmal schreit der integrierte Geist schon, wenn man nur dran vorbeigeht.“ Alle vier verkleiden sich als Hexe oder Zombie, Hauptsache gruselig: „Ein paar Stunden bevor es losgeht, geht’s in die Maske.“
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