Herne. Mit Anstieg der Coronainfizierten-Zahl ist auch in Herne die Nachfrage nach Toilettenpapier gestiegen – wieder einmal. Doch es gibt noch Vorräte.

Es ist eine skurrile und unverständliche Gesetzmäßigkeit: Mit dem Anstieg der Zahl der Coronainfizierten steigt auch die Nachfrage nach Toilettenpapier, aber auch nach Nudeln, Hefe und Mehl.

Wer dachte, dieses Phänomen im Frühjahr wäre einmalig geblieben, sieht sich spätestens seit Freitag getäuscht. Es rollt eine zweite Welle der Toilettenpapierkäufe. Die WAZ ist in diese Welle eingetaucht. Und hat Geschäfte gefunden, die noch Vorräte haben...

Toilettenpapier Herne: Regale leeren sich merklich

Dass etwas im Gange ist, offenbarte sich schon in der vergangenen Woche. Da leerten sich die Regale, in denen sich sonst Toilettenpapiere der unterschiedlichsten Qualitäten stapeln, merklich. Am Montag herrschte dann in vielen Supermärkten und Discountern gähnende Leere. Machen wir mal eine kleine Aufzählung - ohne den Anspruch der Vollständigkeit. Lidl an der Holsterhauser Straße: leer. Netto an der Dorneburger Straße: ausverkauft. Edeka Gronemann in Eickel: gähnende Leere. Der DM am Hannibal-Center: bereits am Freitag leer gefegt. Die beiden Filialen in der Herner Innenstadt: Ausverkauft bis auf quasi symbolische Restbestände. Nur noch ein paar 2er-Pakete, dafür fünflagig. Schlaue Füchse kommen vielleicht auf die Idee, die Zahl der Lagen zu teilen und so die Anzahl der Rollen zu verdoppeln… Rossmann in der Herner Innenstadt: noch ein paar verlorene 4er-Pakete. Der Kodi-Markt hat noch ein paar Restbestände.

Real beweist mit Aushang hintergründigen Humor

Doch wer noch echten Bedarf hat, muss nicht verzweifeln. Manche Märkte sind noch nicht von der Rolle. Beim Real an der Juliastraße hat man offensichtlich früh genug die Notbremse am Einkaufswagen gezogen und auf eine Packung pro Kunde rationiert. In einem anderen Real-Markt hat man hintergründigen Humor bewiesen: Auf einem Aushang heißt es: „Liebe Kunden, das Coronavirus wird von vielen falsch behandelt, da es keine Durchfallerkrankung ist. Also brauchen Sie kein Toilettenpapier für die nächsten Jahrzehnte zu horten oder soviel zu sammeln, um es Ihren Neffen zu vererben. Daher von uns zu Ihrer Unterstützung: Nur noch 1 Paket pro Haushalt!“

Mario Mokanski, Filialleiter bei Rewe an der Dorstener Straße, kann noch Toilettenpapier anbieten, weil er Restbestände vom Frühjahr hat.
Mario Mokanski, Filialleiter bei Rewe an der Dorstener Straße, kann noch Toilettenpapier anbieten, weil er Restbestände vom Frühjahr hat. © FUNKE Foto Services | Ralph Bodemer

Rewe Mokanski an der Dorstener Straße hat ebenfalls noch Bestände. „Seit Freitag ist es eine Katastrophe“, beschreibt Filialleiter Mario Mokanski die aktuelle Nachfrage. Um 200 Prozent sei sie gestiegen. Dass er sie trotzdem noch bedienen kann, liege daran, dass es Restbestände aus dem Frühjahr gebe, die damals übrig geblieben waren, als die Nachfrage gestillt war. Allerdings: Die Rewe-Eigenmarke ist ausverkauft, ebenso die deutschen Qualitätsmarken. Um alle Aufdrucke auf den Packungen lesen zu können, müssten die Kunden entweder spanisch und polnisch lesen können. Von dort kommt die Ware.

Supermarkt in Wanne verkauft Kisten mit 75 Rollen

Ein Kunde steht mit vier Paketen (mit je acht Rollen) an der Kasse. In anderen Geschäften habe er schon geschaut - erfolglos. Die vier Pakete benötige er für seine vierköpfige Familie. Für die Hamsterer habe er kein Verständnis, auch im März habe er keine übergroßen Vorräte gekauft, „da wurde es kurz knapp“, sagt er. Seinen Namen möchte er nicht verraten. Vielleicht möchte er vermeiden, dass er doch als Hamsterer verunglimpft wird.

Discounter: Es gibt keine Lieferengpässe

„Für Hamsterkäufe gibt es keinerlei Anlass,“ sagte eine Sprecherin von Aldi Süd auf Anfrage der WAZ vor wenigen Tagen. Man sei „auf eine steigende Nachfrage vorbereitet“ und erwarte derzeit keine Einschränkungen bei der Verfügbarkeit.

„Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Monate beobachten wir Nachfrageschwankungen sehr genau, um etwaige Lieferengpässe vermeiden zu können.“

Auch Wettbewerber Lidl sieht sich „gut vorbereitet“. Man könne bei Bedarf „schnell reagieren, um die Filialen mit ausreichend Ware zu versorgen“. Lidl betreibt in Herne-Süd ein großes Lager.

Die Hamsterei konnte und kann Mokanski nicht nachvollziehen. „Es gab keinen Engpass.“ Das einzige Problem habe darin bestanden, die Ware von den Herstellern in die Läden zu schaffen. So gebe es nicht genug Lkw-Fahrer. Mokanski hat im Frühjahr selbst einen Lkw geliehen und die Ware direkt beim Hersteller abgeholt.

Rameswary Sivagaran, seit dem Frühjahr Inhaberin des Frischemarkts am Eickeler Markt, kann ebenfalls auf Bestände aus der ersten Welle zurückgreifen. Zwei Lkw-Ladungen hatte sie bestellt, doch die Ware sei erst eingetroffen, als der Bedarf schon gedeckt gewesen sei. „Jetzt haben wir noch den ganzen Keller voll.“ Deshalb gibt es auch keine Mengenbegrenzung.

Die gibt es zwar auch beim Rewe in der Wanner Innenstadt, dennoch ist der Supermarkt so etwas wie der Himmel für Hamsterer. Dort wurden am Montagmorgen Kartons mit 75 Rollen angeboten. Preis: 20 Euro. Doch das Angebot kann sich schnell erledigt haben: Steige die Nachfrage, werde man die Rollen einzeln verkaufen, so Filialleiterin Barbara Hagedorn.

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