Herne. . Ladenkassen in Herne wandeln sich zunehmend zu Bankautomaten. Wir erklären, wie man erst einkaufen und dann Geld abheben kann.

  • Angebot wird angesichts von immer mehr Filialschließungen verstärkt angenommen
  • Auch Einzahlungen sind bei Rewe möglich, dafür gibt es einen 13-stelligen QR-Code
  • Sparda-Bank bietet mit einer App einen eigenen Service bei kooperierenden Partnern an

Die Einkäufe erledigen und an der Kasse nicht nur bezahlen, sondern auch Geld abholen zu können, das ist ein Service, den immer mehr Menschen nutzen. In Herne ist dies unter anderem bei den Märkten von Rewe Mokanski möglich, aber auch an Shell-Tankstellen.

Der Vorgang an der Kasse ist für einige Kunden noch ungewohnt, manche kennen das Angebot noch gar nicht. So wie Christina Alfter, die gerade ihre Einkäufe bei Rewe Mokanski an der Dorstener Straße in den Wagen legt. „Ich habe da noch nie drüber nachgedacht“, verrät sie. „Aber schlecht ist es eigentlich nicht, weil man sich den Weg zur Bank sparen kann.“ Eine andere Kundin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, hat bereits Geld an der Kasse abgehoben. Sie finde die Möglichkeit praktisch, habe sie aber noch nicht verinnerlicht.

Auch Einzahlungen sind möglich

Für die Kassierer hingegen ist das Angebot mittlerweile normal: „Das Geldabheben verzögert die Abläufe an der Kasse nicht und gehört einfach dazu“, sagt Kassiererin Mallzime Asani. Bei der Rewe-Gruppe gibt es bereits seit 2003 die Möglichkeit, Geld abzuheben. Rewe Dortmund, zu der auch die Mokanski-Filialen zählen, ist seit 2010 dabei. „Es fing klein an, ist aber ein stetig wachsendes Angebot“, erklärt Mario Mokanski, Marktleiter Rewe Mokanski. Im Schnitt nutzten zwischen zehn und 100 Kunden die Option täglich.

Anbieter benötigt keine zusätzliche Ausrüstung

„Immer mehr Banken machen zu, das macht sich bemerkbar.“ Der Supermarkt sei bis zu 16 Stunden geöffnet, so dass die Option eine praktische Lösung für Kunden ist. „Es ist eine reine Dienstleistung, die nichts extra kostet.“ Einkaufen müsse man ohnehin und so könnten Kunden beides auf einmal erledigen. Zusätzliche Ausrüstung brauche es dazu nicht. „Das Abheben funktioniert mit den regulären EC-Cash-Geräten.“ Für die Mitarbeiter gebe es jährlich Kassenschulungen.

Wer bei Rewe Mokanski Geld abheben möchte, muss nur eine Regel beachten: Er muss für mindestens 20 Euro einkaufen. „Das schreiben uns die Kreditinstitute vor“, erklärt Mario Mokanski. Ist dieses Kriterium erfüllt, könnten Kunden bis zu 200 Euro an der Kasse abheben. In der Regel lassen sich die Kunden zwischen 50 und 100 Euro auszahlen. „Auch wenn der Trend immer mehr zur Karte geht: Zwischen 40 und 50 Prozent zahlen ihre Einkäufe bargeldlos. Es ist also immer noch viel Bargeld im Umlauf.“ Übrigens kann an den Kassen auch Geld eingezahlt werden. „Barzahlung“ lautet das Stichwort. „Das Angebot richtet sich an Kunden, die kein eigenes Konto haben, aber etwas überweisen müssen“, erklärt Mario Mokanski. Kunden erhalten von der Firma, der sie etwas schuldig sind, einen 13-stelligen QR-Code, der an der Kasse eingescannt wird. Kunden geben die entsprechende Summe dem Kassierer und Rewe überweist das Geld dann im Namen des Kunden.

Keine Deckelung des Abhebebetrages bei Shell

Bei der Shell-Tankstelle funktioniert das System ein bisschen anders. Dort müssen Kunden nicht extra tanken, um Geld abheben zu können. „Für alle, die in der Cash Group der Postbank sind, ist das Abheben kostenfrei“, erklärt Serkan Cin, Stationsleiter der Shell an der Herner Straße. Die Abholbeträge seien nicht gedeckelt. Im Schnitt nutzten rund 25 Kunden pro Tag das Angebot. Erstaunlicherweise nutzen auch viele das Angebot, die nicht in der Postbank Cash Group sind, obwohl sie pro Auszahlung knapp vier Euro Gebühr zahlen müssten. „Es gibt nicht mehr so viele Automaten und vielen ist es zu stressig, in die Innenstadt zu fahren“, weiß Serkan Cin. „Bei uns können Kunden ganz bequem parken, um Geld abzuheben. Da sind ihnen die Gebühren egal.“

Sparda-Bank bietet Service mit einer App

Die Sparda-Bank bietet mit „SpardaBargeld“ einen eigenen Zusatzservice an. Mit Hilfe der „SpardaBankingApp“ können Kunden bei kooperierenden Partnern kostenfrei Geld abheben. Die Standortbestimmung der App zeigt an, wo sich die nächste Möglichkeit zum Geldabheben befindet. Kunden können auch Geld einzahlen. Dabei fallen jedoch Gebühren in Höhe von 1,5 Prozent des Einzahlbetrags an, der mindestens 50 Euro betragen muss. Infos gibt es unter www.sparda-west.de/spardabargeld.php

>> DIE SICHT DER VERBRAUCHERZENTRALE

Die Verbraucherzentrale sieht das Geldabheben an Ladenkassen unproblematisch.

Da das Abheben in der Regel gebührenfrei erfolge, sei es eine Alternative zum eigenen Geldinstitut (wenn das Gebühren verlangt) oder zu anderen Banken, die Gebühren verlangen, wenn man selbst nicht Kunde ist. Probleme mit dem Datenschutz seien nicht bekannt.

So müsse man selbst entscheiden, ob man im öffentlichen Raum Geld abheben möchte, so Veronika Hensing, Leiterin der Herner Beratungsstelle, auf Anfrage der WAZ.