Herne. Gleich drei Filialisten renovieren ihre Ladenlokale in der Herner Innenstadt: Sie sehen dies auch als klares Bekenntnis zum Standort Herne.

Die Untergangsszenarien für den Einzelhandel in den Innenstädten kursieren seit Jahren. Gerade mittelgroße Städte wie Herne stehen dabei im Fokus, weil sie von Oberzentren wie Bochum, Dortmund und Essen eingekreist sind. Doch der Handel sieht es offenbar anders und schätzt den Standort Herne. Das spiegelt sich einerseits in Neuansiedlungen, andererseits im Aufhübschen von Ladenlokalen.

So lud Optik-Filialist Fielmann am Donnerstag zur Neueröffnung seines Geschäfts auf der Bahnhofstraße. Welche Bedeutung der Standort Herne für das Unternehmen hat, offenbart unter anderem die Tatsache, dass man während der Renovierungsarbeiten, die im Oktober begannen, in die Bebelstraße auswich, um die Kunden zu binden. Denn es gibt anscheinend viele. Laut Fielmann werden pro Jahr in Herne rund 18.000 Brillen verkauft, Fielmann habe seit seiner Ansiedlung im Jahr 2005 einen Marktanteil von 50 Prozent erobert. Deshalb sei die Fläche der Filiale optimiert worden, um mehr Kunden beraten zu können.

Herner Fielmann-Filiale als Pilotprojekt für die gesamte Unternehmens-Strategie

Eine dreiviertel Million Euro habe das Unternehmen in die Renovierung investiert, so Filialleiter Hubert Borg. Dies sei ein klares Bekenntnis zum Standort Herne – an dem man auch seine Steuern zahle. Die Fußgängerzone sei sehr wertig, das Umfeld gut. Als Marktführer betrachte man sich auch selbst als Frequenzbringer.

Für Oberbürgermeister Frank Dudda ist diese Renovierung ein weiteres Zeichen dafür, dass der Negativkreislauf durchbrochen sei. Seine Hoffnung für einen weiteren Aufwärtstrend liegt einerseits auf den Neuen Höfen. Sind dort erst die Mieter eingezogen, kämen rund 200 Mitarbeiter in die Innenstadt, die dort ihren täglichen Bedarf decken könnten. Und mit dem Lebensmittelhändler, der in den Neubau des „Europagarten“ (dem sehr bald das Adler-Gebäude weichen wird) einzieht, kommt ein weiterer Frequenzbringer in die City.

Fielmann testet in Herne eine neue Art der Warenpräsentation.
Fielmann testet in Herne eine neue Art der Warenpräsentation. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Backwerk will mit der Renovierung zur Aufwertung der Innenstadt beitragen

Die Herner Filiale hat nun übrigens Bedeutung für die Strategie des gesamten Unternehmens. In einem Pilotprojekt wird eine neue Art der Produktpräsentation getestet. Sollte sie bei den Kunden ankommen, werde das Konzept auf ganz Deutschland ausgeweitet.

Mehrere Neueröffnungen

Neben den Renovierungen gab es in der Herner Innenstadt in der jüngeren Vergangenheit auch mehrere Neueröffnungen.

So hat der Sportschuhfilialist JD Sports ein Geschäft eröffnet, ebenso die Kosmetikkette Rituals. In der Behrensstraße ist seit einigen Monaten das Reformhaus Kaubisch vertreten. Dort soll auch das Eiscafé „Emma the Mu“ eröffnen.

Für den Neubau des „Europagartens“ am Europaplatz hat bereits ein Lebensmitteleinzelhändler einen Mietvertrag.

Beim direkten Nachbarn Backwerk ist die Renovierung bereits abgeschlossen. Christian Dreiskämper, der als selbstständiger Franchisepartner auch die anderen Filialen an der Bahnhofstraße 9c und im Herner Bahnhof betreibt, sah nach zehn Jahren dringenden Bedarf, seinen Gästen eine bessere Atmosphäre zu bieten. Um die Gäste zum Verweilen einzuladen, wurde die Zahl der Sitzplätze von acht auf 28 erhöht.

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Kodi: Herne hat eine gute Händlerstruktur

Der Standort Herne rentiere sich, mit der Renovierung wolle er dazu beitragen, die Herner Innenstadt aufzuwerten. Dreiskämper erhofft sich einen zusätzlichen Impuls, wenn die Neuen Höfe bezogen sind und zusätzliche neue Kunden in die Innenstadt kommen. Zur Erinnerung: Unter anderem zieht die Verwaltung der Fläkt-Gruppe, die bisher an der Südstraße ist, in die Neuen Höfe.

Bei Kodi sind die Arbeiten noch in vollem Gang. Die Wiedereröffnung ist Anfang Februar. Der Haushaltsdiscounter ist ebenfalls vom Standort Herne überzeugt. „Wir beobachten in Herne eine gute Händlerstruktur aus alt eingesessenen und neuen Unternehmen. Die Innenstadt ist gut frequentiert. Wir sehen viel Potential in unserer Filiale Herne und investieren derzeit im sechsstelligen Bereich in den Standort“, so Geschäftsführer Babak Kharabi.