Herne. Vor rund vier Wochen dürften Gaststätten wieder öffnen. Herner Gastronomen ziehen eine Zwischenbilanz. Die fällt eher wolkig als heiter aus.

Die Gastronomie steckt auf Grund der Corona-Pandemie in einer existenzgefährdenden Krise. Rund vier Wochen nach der Wieder-Öffnung hat das erste Herner Restaurant entschieden, den Betrieb drastisch zurückzufahren.

Ab der kommenden Woche wird die Gute Stube (früher: Parkrestaurant) nur noch von Donnerstag bis Sonntag ab 18 Uhr geöffnet haben. Damit macht Pächter Jan-Hendrik van Dillen das wahr, was er vor rund vier Wochen bereits angedeutet hatte: dass er den Betrieb wieder schließen werde, wenn unter dem Strich eine rote Zahl stehe.

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre eine Komplettschließung die beste Lösung

Und genau dieser Fall sei eingetreten, so van Dillen im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Dabei seien die Rahmenbedingungen gar nicht schlecht gewesen: Das Menükarussell sei fortgesetzt worden, und vor allem die Ausstrahlung der Kabel-1-Sendung „Mein Lokal - Dein Lokal“, bei der die Gute Stube einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte, habe dem Haus ein gestiegenes Interesse beschert.

Jan Hendrik van Dillen, Geschäftsführer der Guten Stube, schränkt die Öffnungszeiten des Restaurants wieder deutlich ein.
Jan Hendrik van Dillen, Geschäftsführer der Guten Stube, schränkt die Öffnungszeiten des Restaurants wieder deutlich ein. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Doch die guten Gästezahlen im Restaurant können die drastischen Verluste an anderer Stelle bei weitem nicht auffangen: Van Dillen kann keine Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Tagungen mehr durchführen. Doch genau diese sind der Umsatzbringer in der Gastronomie, nicht nur in der „Guten Stube“. Von 25 Hochzeiten, die bei ihm geplant gewesen seien, sei eine im August übrig geblieben. Und neue Buchungen würde es angesichts der unsicheren Aussichten nicht geben.

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Aus rein wirtschaftlicher Sicht wäre eine Komplettschließung die richtige Lösung, so van Dillen. Doch da die Gute Stube in namhaften Restaurantführern vertreten ist, möchte van Dilllen am Markt vertreten sein. Außerdem habe er eine Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern.

Elsässer Stube

Die Elsässer Stube hatte nach der Öffnung ein Zwei-Schicht-System eingeführt, da durch die größeren Abstände der Tische nur eine Belegung von maximal 45 Prozent zu erreichen sei. Allerdings habe es sich nicht richtig bewährt, so Herbert Kroll im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Lediglich an zwei Tagen habe es sich geloht. Das Restaurant bleibe weiter geöffnet, aber Kroll bereiten die kommenden Monate Sorgen. Da die Elsässer Stuben nicht über eine nennenswerte Außengastronomie verfügen, sei der Sommer eigentlich die ruhige Zeit.

Stefan Rustemeier, Gastronom im „Zille“, erwirtschaftet noch längst nicht wieder den Umsatz wie vor Beginn der Krise.
Stefan Rustemeier, Gastronom im „Zille“, erwirtschaftet noch längst nicht wieder den Umsatz wie vor Beginn der Krise. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zille

Stefan Rustemeier, Gastronom im „Zille“, sieht erste hauchzarte Zeichen der Hoffnung: Zwar seien die Gäste nach wie vor zurückhaltend, doch manche trauten sich doch wieder ins Restaurant. Positiv sei auch, dass sich wieder zehn Menschen in der Öffentlichkeit treffen dürfen. Dennoch liege der Umsatz noch deutlich unter 50 Prozent im Vergleich zu normalen Zeiten. Um gegenzusteuern, sind die Mitarbeiter immer noch zeitweise in Kurzarbeit, sind die Öffnungszeiten eingeschränkt. Kommt eine zweite Welle und damit wieder schärfere Einschränkungen, sieht Rustemeier schwarz.

Café Extrablatt

Auch Julian Rommel, Geschäftsführer des Café Extrablatt, sieht eine leichte positive Entwicklung, wobei auch er die Beobachtung macht, dass die Gäste noch verunsichert sind. So wüssten viele gar nicht, dass das Extrablatt wieder ein Frühstücksbüffet anbieten darf, allerdings unter einigen Hygienevorgaben. Da Rommel im Café längst nicht alle Tische besetzen darf, sei die Terrasse umso wichtiger, um halbwegs wirtschaftlich arbeiten zu können. Auch wenn dort nicht alle Tische stehen. Und so hängt Rommels Umsatz recht stark vom Wetter ab.

DEHOGA fordert weitere staatliche Hilfe

Laut einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga NRW) arbeiten 85 Prozent aller Betriebe zurzeit nicht wirtschaftlich.

Mindestens 70 Prozent des normalen Umsatzes seien nötig, um über die Runden zu kommen. Aber drei Viertel der Betriebe hätten derzeit weniger als 50 Prozent. Manche lägen sogar bei 20 oder 30 Prozent. Ohne weitere staatliche Hilfe, ist der Verband überzeugt, werden viele Betriebe diese Krise nicht überleben.

Haus Galland

Markus Galland, Inhaber von Haus Galland, öffnet nur von donnerstags bis sonntags. Doch das a-la-Carte-Geschäft beschert ihm rote Zahlen, denn der Hauptumsatzbringer seien Veranstaltungen, so Galland. Dennoch schließt er die Tür nicht komplett ab. So möchte er die Mitarbeiter halten, weil er sie irgendwann wieder brauchen werde.