Herner Gastronomen ärgern sich über einen Trend: Immer öfter bestellen Gäste einen Tisch, tauchen aber nicht auf. Das bringt Probleme.
Valentinstag, Mutter- und Vatertag, Ostern – das Frühjahr bietet eine Vielzahl an Feiertagen, zu denen Menschen gerne essen gehen. Um einen Tisch im Wunschrestaurant zu bekommen, sollte man also rechtzeitig reservieren. Das machen auch die meisten Menschen. Doch seit einiger Zeit gibt es einen Trend, der den Gastwirten Kopfzerbrechen beschert.
Gäste reservieren in mehreren Restaurants
„Wir stellen immer wieder fest, dass Plätze im Vorfeld reserviert werden und die Gäste dann gar nicht oder mit weniger Gästen als angemeldet erscheinen“, erklärt Markus Galland, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Westfalen. Gäste reservierten immer häufiger in verschiedenen Häusern, um sich dann kurzfristig für ein Restaurant zu entscheiden. Die Gastwirte haben das Nachsehen, da häufig noch nicht einmal abgesagt wird.
Im Haus Galland habe er zwar hauptsächlich ein älteres Publikum, das sich eher an sein Wort hält, aber trotzdem gebe es auch bei ihm häufiger diese sogenannten „No-Shows“, also das Nichterscheinen. Ein negativer Trend, der zunimmt. „Seit drei Jahren diskutieren wir im Dehoga über das Thema. Seither werden die Fälle extremer.“ Vor allem für kleinere Betriebe sei dies eine Katastrophe.
Halbes Restaurant leer
„Bei einem Betrieb in Bochum war es vor zwei Jahren so schlimm, dass der halbe Laden an Weihnachten leer blieb, weil die Gäste nicht gekommen sind“, sagt Galland. In kleineren Betrieben werde gezielter für die entsprechende Personenzahl eingekauft. „Da zählt man darauf und hat alles da, und steckt dann schön in der Bredouille.“
In größeren Häusern wie dem Haus Galland seien solche Absagen ebenso ärgerlich, fielen aber nicht immer gleich so ins Gewicht. „Trotzdem sind die Reservierungen verbindlich. Wir rechnen mit ihnen.“ Das gelte im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der Personal- und Einkaufsplanung spiele die Buchungslage eine große Rolle. Reservierte Tische würden anderen Gästen erst einmal nicht weiter angeboten, Anfragen abgelehnt. „Umso ärgerlicher ist es, wenn dann trotz Reservierung keiner oder weniger Gäste kommen.“
Sinn von Anzahlungen ist umstritten
Die Auswirkungen seien von Betrieb zu Betrieb verschieden, da jeder anders plant und kalkuliert. Deshalb sei es so wichtig, dass Gäste rechtzeitig absagen oder Änderungen mitteilen. Bei einer normalen Gruppengröße von vier Personen sollte es mindestens ein Tag vorher sein. Bei größeren Gruppen natürlich früher. Ein leerer Tisch ist für jeden Gastwirt ärgerlich, trotzdem ist Markus Galland vorsichtig: „Die Bochumer Kollegen nehmen jetzt zum Teil eine Anzahlung. Ich weiß nicht, ob das die Gäste nicht eher abschreckt.“
>>> WELTWEITES PROBLEM
Reservierungsmissbrauch ist kein nordrhein-westfälisches oder deutsches Problem, sondern ein weltweites.
In den USA ist es üblich, bei einer Bestellung bereits Kreditkartendaten zu hinterlegen oder Anzahlungen zu leisten.
Markus Galland: „Wir setzen und hoffen auf die Einsicht unserer Gäste.“