Herne. Hernes OB Frank Dudda hat zum zweiten Mal mit Bürgern über die Zukunft der Stadt diskutiert. Um diese Themen drehte sich das Gespräch.

„Wo können wir Potenziale für die Stadt heben?“ Bei dieser Frage seien die Herner Bürger wichtige Ideengeber. In der Künstlerzeche Unser Fritz setzte Oberbürgermeister Frank Dudda am Montagabend die offene Diskussion mit Bürgern über die Zukunft der Stadt fort und präsentierte, welche der Ideen der ersten Runde im vergangenen Jahr bereits weiterentwickelt wurden. Rund 70 Bürger folgten der Einladung.

Der Zukunftsimpuls 2025 stehe unter den Leitthemen urban – digital – international und darin verzahnt sind die fünf Säulen Bildung und Innovation, Wirtschaft und Arbeit, Gesundheit, Wohnen und Leben sowie Kultur. Dies stellte Frank Dudda bei der ersten Gesprächsrunde im Juli 2019 vor. „Nach unserem ersten Austausch war uns aber klar, dass wir noch eine ergänzen müssen: Natur und Nachhaltigkeit.“ Damals sei noch nicht klar gewesen, wie wichtig die einzelnen Säulen bald werden sollten: „Wir wussten gar nicht, wie sehr unsere Gesellschaft ins Rutschen gekommen ist“, sagt Dudda im Hinblick auf die Entwicklung der „besorgten Bürger“. Mit der Säule Wohnen und Leben habe man das Miteinander bereits in den Fokus genommen. Gefolgt ist seither unter anderem die Respekt-Kampagne.

OB: Wir denken anders als früher

Bei der Auswertung der Wünsche und Ideen der Bürger kristallisierte sich heraus, dass ihnen einige Themen besonders am Herzen liegen: „Zusammenleben und Partizipation, Mobilität, im Sinne von mehr ÖPNV und Fahrradwegen, sowie Kultur“, zählt Dennis Neumann von der Stabsstelle Zukunft der Gesellschaft auf. Auch sei der Wunsch nach einer Mitmach-Agentur geäußert worden.

Etwa 70 Bürgerinnen und Bürger kamen zum zweiten Bürgerdialog.
Etwa 70 Bürgerinnen und Bürger kamen zum zweiten Bürgerdialog. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Immer mehr Menschen verstehen, wo wir mit der Stadt hinwollen“, freut sich Frank Dudda. Ein Problem sei jedoch stets das fehlende Geld. „Seien Sie versichert, dass wir Fördergelder beantragen.“ Ob und wann die Gelder kämen, sei nicht immer kalkulierbar. Radwege sollen vehement ausgebaut werden. Es gehe Schritt für Schritt voran. „Wir denken heute anders als früher“, betont Dudda. Damals hieß es noch, man solle aus Herne eine reine Wohnstadt machen. „Wir brauchen alle sechs Säulen, um uns für die Zukunft gut aufzustellen und die Lücke zu konkurrierenden Städten schließen zu können.“

Bürgerin fragt, wo der durchschnittliche Herner in der Planung vertreten ist

Wie ein solches Projekt aussehen kann, werde am Beispiel „International Technology World“ bzw. Blumenthal deutlich: Dort soll die Entwicklung und Produktion von Umwelt-, Hoch- und Zukunftstechnologien gebündelt werden. „Die Unternehmen, die sich dort ansiedeln, sollen unsere Leitsätze voranbringen.“ Doch wie gelingt es, internationale Interessenten nach Herne zu bringen? Zum einen mit dem für den Sommer geplanten internationalen Festival für digitale Studenten-Kurzfilme, an dem 30 Universitäten aus fünf Kontinenten teilnehmen. So könne man Kontakte knüpfen und auf Herne aufmerksam machen. Den Autobauer Mosolf konnte die Stadt bereits für den Standort gewinnen. „Ziel ist es, Wissenschaft und Produktion zu vereinen, um emissionsarme Mobilität voran zu bringen.“

Von Wanne 2020plus bis zum We-House

Über die Projekte Neue Mitte Baukau, Wanne 2020plus, International Technology World, Herne mit Respekt und das We-house in Sodingen konnten Bürger mit Vertretern der Stadt diskutieren und Anregungen sowie Sorgen äußern.

Bei der Umgestaltung des alten Bunkers in Sodingen zeigte sich Anwohner Ulrich Niederdrenk skeptisch: „Ich befürchte eine enorme Lärmbelästigung, da dies keine normale Baustelle ist.“

Eine Bürgerin fragt, wo bei dieser Planung der durchschnittliche Herner vertreten sei, der ja eher Arbeiter als Akademiker ist. „Die Herner in diesen Berufen pendeln zurzeit aus der Stadt aus“, erklärt Dudda. Blumenthal sei ein Projekt für Hernes Jugend, die so adäquate Zukunftschancen erhalte. Von den geplanten Seilbahnen könne Wanne-Mitte profitieren. Ein Bürger fragt, warum Photovoltaik und Klimatisierung nicht berücksichtigt seien. „Da brauchen Sie sich keine Sorgen machen“, sagt der OB und lacht. „Das ist ein green deal. Hier soll der modernste, ökologische Standort entstehen.“

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Ein Bürger fragt, wie es mit dem neuen Standort der Verkehrsschule aussieht. „Im Hintergrund laufen gerade die Prozesse, es werden Ausschreibungen vorbereitet“, erklärt Dudda und fügt zwinkernd hinzu: „Nur weil man nichts sieht, heißt das nicht, dass wir nichts tun.“ Einige Bürger zeigen sich besorgt, was manche Bauvorhaben für sie bedeutet im Hinblick auf Lärmbelästigung. „Das ist für mich immer die Herkulesaufgabe, wie ich es schaffe, die Balance zwischen Umwelt, Mensch und Technik herzustellen. Aber ich habe dies immer im Blick.“