Herne. OB Dudda hat mit Bürgern über die Zukunft der Stadt diskutiert. In Herne sollen Fahrzeuge produziert und die gelbe Tonne soll eingeführt werden.
Oberbürgermeister Frank Dudda hat am Donnerstag erstmals Bürger zu einer offenen Diskussion über die Zukunft der Stadt eingeladen. Im Shamrock-EYE in der Tagungsvilla Mulvany auf dem ehemaligen RAG-Gelände präsentierte er den 50 Teilnehmern, was die Stadt auf den Weg gebracht hat, stellte sich Fragen und diskutierte darüber, wie Bürger künftig in Herne leben können – und was dazu auf den Weg gebracht werden muss.
„In einem Zeitalter, in dem man häufig übereinander statt miteinander redet, möchte ich ins Gespräch kommen“, erklärte Frank Dudda ein Anliegen. Die Zukunft des Ruhrgebiets habe mit dem Ende der Kohle eine Weile düster ausgesehen. „Deshalb haben wir mit dem Zukunftsimpuls 2025 eine eigene Strategie aufgelegt, die als Prozess zu begreifen ist.“ Wichtig sei, neue Produktionen und weitere Hochschulen nach Herne zu holen. Die Ansiedlung der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung (FHöV) in Röhlinghausen sei ein erster Schritt. „Wir kommen voran, sind aber noch lange nicht da, wo wir sein wollen, um konkurrenzfähig zu sein.“
Ohne Bürgeraktivierung geht es nicht
Der Zukunftsimpuls 2025 sei auf drei Ebenen angelegt: urban, digital und global. Zu Ersterer zähle beispielsweise die Bürgeraktivierung: „Ohne die geht es gar nicht.“ Er sehe viel Potenzial in der Ansiedlung innovativer Produktionsstätten aus den Bereichen Lebensmittelindustrie sowie E-Mobilität. „Wenn alles glatt geht, können wir bald einen Automobilproduzenten nach Herne holen“, kündigte er an, ohne ins Detail zu gehen. Mögliche Erklärung: Im März wurde bekannt, dass in Herne künftig Elektrofahrzeuge produziert werden könnten.
Aber auch bezahlbarer und lebenswerter Wohnraum stünden auf der Agenda. Bei der Diskussion wird ein Wunsch immer wieder geäußert: eine stärkere und konsequentere Bürgerbeteiligung. Als Beispiel nannte ein Bürger den Umbau an der ehemaligen James-Krüss-Schule, der für Eltern nicht nachvollziehbar sei. Dudda will aus konkreten Beispielen lernen, gab aber zu bedenken: „Viele Probleme lassen sich mit Beteiligungsprozessen nicht lösen, weil es sehr schwierig sein kann, einen Grundkonsens unter den Beteiligten zu finden.“
Grundgerüst sind Bestandsfirmen
Weitere Gesprächsformate unter anderem für den Mittelstand seien in Planung, antwortete er einem jungen Unternehmer, der fragte, warum die Stadt nicht mehr dafür mache, bestehende Firmen zu halten. „Das Grundgerüst sind Bestandsfirmen“, betonte Dudda. Und bekannte: Die Wirtschaftsförderung habe lange Zeit unter Personalmangel gelitten, sei nun aber wieder besser aufgestellt. Zu wenig Personal und die Löcher in der Kasse waren an diesem Abend immer wieder Thema. Um dies zu ändern, müsse die Stadt mehr erwirtschaften. „Wir sind uns bewusst, dass wir besser werden müssen“, gab der OB zu.
OB- Lohnenswerter Abend
Für Frank Dudda habe sich der Abend gelohnt, bilanzierte der Oberbürgermeister, und auch die Bürger scheinen angetan zu sein von dem neuen Format.
„Ich bin sehr zufrieden und finde es schön, dass der Oberbürgermeister sich Zeit nimmt, auf unsere Fragen einzugehen“, sagte die 16-Jährige Corinna. „Vor allem gefällt mir, dass er die Zukunft als Prozess sieht.“
Aber auch die Bevölkerung müsse aktiver werden, beispielsweise im Hinblick auf die Sauberkeit. Apropos: Warum gibt es in Herne eigentlich keine gelben Tonnen? „Die gibt es künftig. Die Verträge mit dem dualen System sind bereits gekündigt“, berichtete er. Allerdings liefen sie noch bis 2021. Bei der Ideensammlung in kleinerer Runde notierten und diskutierten Bürger, was für sie eine lebenswerte Stadt ausmacht und wo sie Potenziale sehen.