Herne. Auch wenn es keinen Verdachtsfall auf das Coronavirus in Herne gibt, die Lungenkrankheit ist auf zahlreichen Ebenen ein virulentes Thema.

Auch wenn es keinen Verdachtsfall auf das Corona-Virus in Herne gibt, die Lungenkrankheit, die in China ausgebrochen war und sich seitdem verbreitet, ist auch in der Stadt inzwischen ein virulentes Thema. In ganz verschiedenen Facetten.

Vor wenigen Tagen erreichte über das Repräsentanzbüro der Provinz Sichuan ein Hilferuf von Hernes Partnerstadt Luzhou das Rathaus. Der Inhalt: Auch in Luzhou sei keine Entspannung in Sicht: Bei drei Personen sei die Infektion mit dem Corona-Virus bereits festgestellt worden. Die Zahl der Infizierten werde wahrscheinlich weiter stark steigen, da es noch zahlreiche Verdachtsfälle gebe.

Luzhou benötigt rund 100.000 Atemschutzmasken und Schutzkittel

Aufgrund des medizinischen Ernstfalls habe Luzhou die rasche Einleitung der entsprechenden Notfallmaßnahmen beschlossen, weshalb auch der Bedarf an medizinischem Material stark angestiegen sei. Unglücklicherweise zeichne sich bereits jetzt ein Mangel ab, heißt es in der Anfrage. Derzeit benötige die Stadt dringend weitere 100.000 Atemschutzmasken sowie Schutzkittel. Zwar gebe es eine Spende mit 10.000 Atemschutzmasken. Die sei jedoch angesichts des bestehenden Bedarfs lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Aus diesem Grund möchten wir gerne bei Ihnen nachhören, ob Sie noch medizinisches Material zur Verfügung haben. Jeder noch so kleine Beitrag hilft beim Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus in China. Denn mit anderen Menschen zusammen erreichen wir mehr als allein“, heißt es wörtlich in der deutschen Übersetzung der Anfrage aus Luzhou.

Und Herne kann einen Beitrag leisten: Aus einem internationalen Fond für Partnerstädte, angesiedelt bei der Herner Wirtschaftsförderung, hätten kurzfristig Mittel in Höhe von rund 2300 Euro bereit gestellt werden können, teilt Philipp Stark aus der Stabsstelle des OB der Herner WAZ mit. Die ermögliche es dem Repräsentanzbüro, jeweils 10.000 OP-Masken und 10.000 Masken der Schutzklasse FFP2 zu bestellen. Die Bestellung erfolgte über die Zentralapotheke des Evangelischen Krankenhauses Herne. OB Frank Dudda: „Wenn eine Partnerstadt Hilfe braucht, dann sind wir zur Stelle. Das hat in unserer Stadt eine große Tradition, die vor 114 Jahren begann. So haben wir es in Hénin gemacht, in Belgorod und nun auch in Luzhou.“

20.000 Masken werden in den nächsten Tagen auf den Weg nach China gebracht.
20.000 Masken werden in den nächsten Tagen auf den Weg nach China gebracht. © dpa | Ding Ting

Allerdings ist nicht sicher, wie schnell die Sendung ihren Empfänger erreicht. Auch Frachtunternehmen fliegen China teilweise nicht mehr an.

Wirtschaftsdelegation verschiebt Reise in die Partnerstadt auf unbestimmte Zeit

Angesichts der Ausbreitung der Krankheit sehen auch Unternehmen und andere Organisationen von Reisen nach China ab. So sollte im April eine Herner Delegation unter der Leitung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft nach Luzhou fliegen, doch vor dem Hintergrund des Coronavirus ist diese Reise auf unbestimmte Zeit verschoben worden, so Mario Lucas, Leiter des China Kompetenzzentrums, im Gespräch mit der WAZ.

Auch wenn es in Herne keinerlei Hinweise auf das Virus gibt, Teile der Bevölkerung scheinen nervös zu sein. Robert Sibbel, Sprecher der Herner Apotheker, bezeichnet die eigene Liefersituation bei Atemschutzmasken als sehr schlecht. „Wir haben sporadisch nochmal welche bekommen und haben noch ein paar hier. Aber Stand jetzt bekomme ich nichts mehr nach und werde angesichts der aufkommenden Nervosität bald nichts mehr haben“, so Sibbel.

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Auch die Stadt Herne hat inzwischen ihre Antennen ausgefahren. Der Fachbereich Gesundheitsmanagement sei vorbereitet und werde bedarfsgerecht durch das Landeszentrum für Gesundheit über die aktuellen Entwicklungen informiert. Das Gesundheitsamt habe die Krankenhäuser im Stadtgebiet auf die entsprechende Themenseite des Robert-Koch-Instituts, auf der die jeweils aktuellen Handlungsempfehlungen veröffentlicht werden, hingewiesen. Dort könnten die jeweils aktuellen Maßnahmeempfehlungen, die bei einem möglichen Verdachtsfall einzuleiten sind, eingesehen werden, heißt es in einer Mitteilung