Herne. Erstmals seit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags zwischen Herne und Luzhou waren die Chinesen zu Gast in Herne. Das erlebten sie.
Im Mai schlossen in Berlin Herne und die chinesische Millionenstadt Luzhou ihre Städte-Ehe, am Donnerstag besuchte zum ersten Mal seit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags eine Delegation aus Luzhou den Partner im Ruhrgebiet - und absolvierte ein Programm, das neben einem intensiven Austausch zu Forschung und Wirtschaft auch „weiche“ Faktoren bot.
Dafür, dass die Gäste aus China es mit der Partnerschaft ernst nehmen, sprach die Tatsache, dass sie nicht im Rahmen einer längeren Reise in Herne einen Zwischenstopp eingelegt haben, sondern die weite Reise allein mit dem Ziel Herne antraten.
Unternehmerreise nach Luzhou Anfang 2020 geplant
Bei der offiziellen Begrüßung im Herner Rathaus zählte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda auf, welche Aktivitäten Herne in der jüngeren Vergangenheit Richtung China und Luzhou entfaltet hat. So habe die Stadt gemeinsam mit der Herner Wirtschaftsförderung und der IHK Mittleres Ruhrgebiet das China-Kompetenzzentrum gegründet, um Unternehmen den Sprung nach China - und umgekehrt - zu erleichtern. Zu Beginn des kommenden Jahres sei bereits eine Unternehmerreise nach Luzhou geplant. Auch das deutsch-chinesische Bildungszentrum sei an den Start gegangen, Dudda erwähnte auch das internationale Festival für digitale Studentenfilme. Dazu hätten sich bereits rund ein Dutzend Unis aus China angemeldet.
Duddas Amtskollege Linxing Yang verwies darauf, dass seine Stadt weitere Entwicklungsschritte anstrebe - auf technisch hohem Niveau. Deshalb sei der Forschungsverbund Ruhr Valley, der in Herne seinen Sitz hat, ein wichtiges Modell für die Umwandlung der Industrie. Ruhr Valley hatte bereits beim Besuch Hernes in Luzhou im September eine Kooperationsvereinbarung mit der dortigen Hightechzone unterzeichnet, nun lernten die chinesischen Gäste den Forschungsverbund besser kennen. Verbundsprecher Prof. Gerd Uhe erläuterte den Gästen die strategische Ausrichtung von Ruhr Valley. Die Gäste hätten besonderes Interesse an der Forschung zur Elektromobilität gezeigt. Uhe hofft, dass in Zukunft chinesische Firmen im Ruhrgebiet mit Ruhr Valley Joint Ventures gründen.
Drei Unternehmen unterzeichnen Absichtserklärungen
Luzhous OB Linxing Yang erwähnte im Rathaus aber auch die Tatsache, dass seine Stadt einer der größten Schnapsproduzenten Chinas sei und dort eine internationale Spirituosenmesse stattfinde. Den Gastgebern hatten die Chinesen jeweils ein Fläschchen 1573 mitgebracht, einer der größten und traditionsreichsten Marken. Mit den Produkten der Alten Drogerie Meinken kann Herne in diesem Bereich ebenfalls aufwarten. Im Rahmen des Mittagsessen in der historischen Mulvany-Villa unterzeichnete Peter Meinken eine Absichtserklärung mit Luzhou, die besagt, dass China Spirituosen made in Herne importieren könne, wenn gewünscht.
Adams-Armaturen - stark in China vertreten
Auch ein Unternehmensbesuch stand auf dem Programm. Die Delegation schaute beim Armaturenhersteller Adams in Baukau vorbei.
Dort kennt man sich mit dem chinesischen Markt bestens aus. Geschäftsführer Thomas Pakusch erläuterte den Gästen, dass das Herner Unternehmen 1995 ein Büro in Peking eröffnet habe, danach seien 1996 Chengdu und 1999 Shanghai gefolgt. Adams ist in China stark im Kraftwerksbereich vertreten, auch das gesamte Pekinger Fernwärmenetz sei mit Adams-Armaturen ausgestattet.
Neben Meinken unterzeichnete Jörg Mosolf eine Absichtserklärung. Sein Unternehmen baut ab 2020 den Elektrotransportwagen Tropos auf dem Heitkamp-Gelände, Teile dafür kommen auch aus China. Für ihn sei die Erklärung dazu da, Partner kennenzulernen, sich auszutauschen und möglicherweise Projekte zu entwickeln.
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Um einen möglichen Schritt nach China geht es in der dritten Absichtserklärung: Oliver Pieper, Geschäftsführer der Parfümerie Pieper, kann sich vorstellen, den Duft „Knowledge“ auch in der Region anzubieten. Am Donnerstag stellte er ihn den Gästen vor. Es handelt sich um jenes Parfüm, das die Ruhr-Universität zu ihrem 50. Geburtstag in Zusammenarbeit mit der Parfümerie Pieper hat kreieren lassen und das auf den Forschungen von Prof. Hanns Hatt beruht, dem wohl bekanntesten Duftforscher weltweit.