Herne. Die Kampagne „Herne mit Respekt“ gegen die Verrohung der Gesellschaft soll wachsen. Hernes OB fordert zudem, dass Hetzer auch bestraft werden.
Die Kampagne „Herne mit Respekt“ nimmt Fahrt auf. Die Stadt will nun Kitas und Schulen, aber auch Vereine, Firmen und Organisationen einbinden in ihre Aktion gegen eine Verrohung der Gesellschaft. Außerdem sollen Hetzer stärker bestraft werden, fordert Oberbürgermeister Frank Dudda.
Die Kampagne der Stadt gegen Respektlosigkeit und Verrohung der Gesellschaft hat die Verwaltung nach den Sommerferien gestartet. Zuvor hatte Oberbürgermeister Frank Dudda Alarm geschlagen und sich über die steigende Respektlosigkeit in der Gesellschaft beklagt. Die Kampagne wendet sich gegen körperliche und psychische Gewalt und will das Miteinander in Herne fördern.
Auch städtische Mitarbeiter werden angegriffen
In der Gesellschaft sei einiges aus den Fugen geraten, kritisierte OB Dudda am Donnerstag im Herner Rathaus erneut. Im Miteinander, egal ob auf der Straße oder im Internet, herrschten Töne, die es früher so nicht gegeben habe. Menschen würden beleidigt und angegangen, es werde gehetzt. Auch städtische Mitarbeiter würden angegriffen. Siehe die Feuerwehr: „Der Respekt lässt deutlich nach“, berichtete Guido Schiller (Feuerwehr). Parkten Rettungskräfte etwa auf der Straße, um ein Haus zu löschen, kämen Autofahrer auf Feuerwehrleute zu mit der Aufforderung, „sich sofort zu verpissen“.
Mit der Kampagne „Herne mit Respekt“ soll die Wertebasis der Mehrheit in der Gesellschaft, die sich gegen die Verrohung aussprechen, gestärkt werden, so der OB. Deshalb ruft er die Menschen dazu auf, sich zu beteiligen. Und zwar aktiv: Organisationen etwa sollen das Logo nutzen und sich für ein gutes Miteinander einsetzen. So wie die HeKaGe, die Herner Karnevalsgesellschaft, die nun in die Session startet. Respektlosigkeit sehe man mittlerweile „an jeder Ecke“, sagte Vereinschef Klaus Mahne. Im Verein, aber auch bei den Veranstaltungen wolle die HeKaGe dem entgegentreten, kündigte er an. Sein Vize Kai Gera stellte klar: „Wir sind offen und ein bunter Verein.“
Jugenddezernentin Gudrun Thierhoff will die Kampagne in Kitas und Schulen tragen und dazu Gespräche mit Kita- und Schulleitungen aufnehmen. So sollen Kinder und Jugendliche (wieder) lernen, was Respekt sei und wie man respektvoll miteinander umgehe. Auch die Politik soll ins Boot. Die Stadt will Politiker informieren und dort für die Kampagne werben. So werde das Thema unter anderem im Integrationsrat besprochen, so der OB.
Kampagne ist Thema bei Sicherheitskonferenz des Polizeipräsidenten
Wichtig ist Dudda auch eine bessere Strafverfolgung. Auf einer Sicherheitskonferenz des Polizeipräsidenten will er in Kürze im Gespräch mit Polizei, Richtern und Staatsanwälten dafür werben, dass etwa Beleidigungen stärker verfolgt und seltener als Einzelfälle behandelt werden. „Wir hatten bislang zu viele Einstellungen von Verfahren“, beklagt er. Die Bürger müssten wieder stärker das Gefühl haben, dass sie in einem starken Rechtsstaat lebten. Lasse die Justiz Beleidigungen durchgehen, würden sie zur gefühlten Normalität.
Stadt stellt fünf Leitsätze auf
Zentraler Baustein der Kampagne ist nach Angaben der Stadt der Aufbau eines Netzwerks von Institutionen, die als Unterstützer mitmachen.
Für sie gelten diese fünf Leitsätze: 1. Wir begegnen allen Menschen vorurteilsfrei, gleichberechtigt und respektvoll; 2. Wir gehen aktiv gegen jede Form von Gewalt vor; 3. Wir setzen uns konsequent gegen Ausgrenzung ein; 4. Wir lehnen Rassismus und Sexismus in jeder Form ab; 4. Wir stehen für ein gutes Miteinander in unserer Stadt ein
Wer mitmachen möchte kann sich über die Voraussetzungen und Pflichten informieren – im Internet unter www.herne.de/respekt oder per Mail an respekt@herne.de.
Die Stadt selbst hat nun ihre interne Meldestelle für Beleidigungen im Internet eingerichtet. An sie können sich städtische Mitarbeiter wenden, die beleidigt werden. „Die ersten Beschwerden sind schon aufgelaufen“, sagt OB Dudda. Dann werde die Justiz eingeschaltet. „Der erste Hetzer“, so der Oberbürgermeister, „wurde schon aus dem Verkehr gezogen“.
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