Herne. Die Sportfreunde Wanne haben ihr Stadion in Livia-Leichner-Stadion umbenannt. Es ist das erste Fußballstadion, das den Namen einer Frau trägt.
Seit Donnerstag um 16.38 Uhr hat Deutschland das erste Stadion, das den Namen einer Frau trägt. Der Platz des Fußball-Bezirksligisten Sportfreunde Wanne heißt nun für ein Jahr „Livia-Leichner-Stadion“ - versehen mit dem Zusatz „Dem Bürgermeister seine Frau ihr Stadion“.
Hernes Bürgermeister Erich Leichner enthüllte gemeinsam mit Emina Karic, Mannschaftskapitänin des Deutschen Basketballmeisters und Pokalsiegers Herner TC, das Schild, mit dem nun die Gäste der Sportfreunde begrüßt werden. Was zunächst wie eine Jux-Aktion anmutet, hat einen ernsten Hintergrund:
Verein ist Gesprächspartner der Praxis beim Bündnis für Arbeit
2014 haben die Sportfreunde das Berufsprogramm „Anpfiff zum Berufsleben“ ins Leben gerufen, um den eigenen Jugendspielern den Übergang von Schule zu Beruf zu erleichtern. Der Erfolg habe sich schnell eingestellt und es hätten vielen jungen Menschen durch ein großes Firmen- und Unternehmer-Netzwerk Praktikumsplätze angeboten werden können, aus denen sich teilweise Lehrstellen-Verträge ergeben hätten, so Rohmann.
Die von den Trainern und im Verein vorgelebten Werte wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Teamverhalten würden als Eigenschaft der Bewerber aus dem Verein sehr geschätzt und hätten bei potenziellen Arbeitgebern so manche schlechte Note in den Hintergrund gedrängt. Aufgrund des Erfolg sind die Sportfreunde beim Bündnis für Arbeit als kompetenter Gesprächspartner der Praxis mit am Tisch.
„Wir unterstützen schon lange das Engagement der Sportfreunde“, so Livia Leichner im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Als Leichners vom Sportfreunde-Vorsitzenden Markus Rohmann hörten, dass das Programm ausgebaut werden soll und eine Idee sei, die Namensrechte für den Sportplatz zu verkaufen, griff Erich Leichner zu. Er kaufte sie für die Dauer eines Jahres.
Leichner bringt Oehler und Müntefering als Namensgeberin ins Gespräch
„Ach Du sch...“ habe sie im ersten Moment auf gut wanne-eickelerisch gedacht, als sie gehört habe, dass das Stadion nach ihr benannt werden soll, so Livia Leichner. Doch sie hat sich längst mit der Idee angefreundet. Bei ihren Recherchen sei sie lediglich auf das Ulrike-Meyfarth-Stadion in Wesseling gestoßen, doch das sei für Leichtathletik. „Wieso gibt es kein Steffi-Jones-Stadion oder ein Nia-Künzer-Stadion.“ Wenn nach einem Jahr die Namensrechte erlöschen, hofft die 59-Jährige auf eine Serie mit weiteren Frauennamen - und brachte die Namen der CDU-Bürgermeisterin Andrea Oehler und der SPD-Staatsministerin Michelle Müntefering ins Gespräch.
Agentur für Arbeit lobt das Engagement der Sportfreunde
Markus Rohmann unterstrich noch einmal, aus welcher Tradition heraus die Sportfreunde das Programm für die Jugendlichen gestartet haben. Im Verein seien mehr als zehn Nationen vertreten, in den Jugendmannschaften seien zahlreiche Kinder aus sozial schwachen Familien. Rohmann: „Wir sind stolz, dass wir eine wichtige Aufgabe erfüllen und jungen Spielern Werte vermitteln und sie in den Arbeitsmarkt vermitteln können.“
So war es kein Wunder, dass Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, an der Eröffnung teilnahm. „Wir unterstützen das Programm der Sportfreunde, weil wir es gut finden, dass der Verein übernimmt und Kontakte zu möglichen Arbeitgebern herstellt.“ Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer, die zurzeit Herne besucht und mit Leichners befreundet ist, lobte die Sportfreunde selbstverständlich mit einem Luther-Wort: „Gut ist ein Werk, das anderen wohltut.“