Herne. . Beim Projekt „Anpfiff zum Berufsleben“ unterstützt der Verein junge Menschenbeim Einstieg ins Handwerk oder bei einer Versicherungsagentur.

Schreibtisch oder Schüppe, Anzug oder Blaumann, das ist für junge Leute eine – man kann durchaus sagen – lebenswichtige Entscheidung. Die Sportfreunde Herne helfen hier aktiv, frühzeitig die richtigen Weichen zu stellen, ihre ganz jungen Sportler für Berufe im Handwerk zu interessieren oder älteren einen Ausbildungsplatz bei einer Versicherung zu vermitteln. Sportfreunde-Vorsitzender Markus Rohmann betreibt seit zwölf Jahren eine Agentur und ist bestens vernetzt. Bei der Vorstellung des Projekts „Anpfiff zum Berufsleben“ im Vereinsheim machte Rohmann keinen Hehl daraus, dass er den einen oder anderen Bewerber unterbringen kann. Gleichzeitig warben Arbeitsamtschef Luidger Wolterhoff für die frühzeitige Teilnahme an einem Betriebspraktikum und der Vorsitzende der Kreishandwerkerschaft, Hans-Joachim Drath, für ein besseres Image des Handwerks.

Drath ist selbstständiger Dachdeckermeister und sozusagen sein eigenes Vorbild: „Ich fahre einen Porsche, an dessen Heck steht: ‘Hauptschulabschluss 1979’.“ Lehrer sagten dagegen oftmals: „Mit deinem guten Zeugnis willst du doch wohl hoffentlich nicht ins Handwerk gehen.“ Das sei aber grundverkehrt, denn das Handwerk habe Zukunft und goldenen Boden sowieso. Den unter 16-Jährigen der Sportfreunde machte Drath deutlich, dass man sich rechtzeitig um seinen Berufseinstieg kümmern müsse, und zwar nicht nur in den gefragten Branchen wie Kfz-Handwerk und Tischler-Handwerk.

„Die meisten freien Plätze gibt es in den Bauberufen und im Nahrungsmittelgewerbe.“ Nicht jeder Handwerker arbeite aber im Keller oder auf dem Dach, auch das müsse jedem Ausbildungsplatzsuchenden klar sein. Ein Geselle im fünften Berufsjahr könne es – verheiratet, ein Kind – auf 2500 Euro netto bringen, wenn er nicht unbedingt Tischler oder Autoschrauber werden wolle. Hier verdiene man weitaus weniger. Angebot und Nachfrage bestimmten den Preis, sprich das Gehalt, in den verschiedenen Branchen.

Versicherungskaufmann und Sportfreunde-Chef Rohmann hatte neun Bewerber zu diesem öffentlichen Gespräch eingeladen, um zu zeigen, dass der Kaufmann für Versicherung und Finanzen einer interessanten Tätigkeit nachgeht, aber auch einer großen Herausforderung gegenüber steht: „In 25 Jahren habe ich viele Unglückliche gesehen, für manche ist der knallharte Außendienst einfach nichts.“

Im Publikum sitzt Kyra Biemert. Die 18-Jährige lernt am Berufskolleg mit Schwerpunkt Gesundheit und Soziales, Ziel Fachabi, und stellte fest, dass das nicht das Richtige ist: „Ich glaube, das Kaufmännische passt besser zu mir. Da hat man ja auch viel mit Menschen zu tun.“ Kyra Biemert will sich jetzt bei Markus Rohmann bewerben, auch weil sie gut unter Stress arbeiten könne. Bei einer Versicherung, versteht sich. Und auf dem Dach? „Nee, das wäre mir zu hart.“