Herne. In Herne fehlen Ausbildungsplätze. Oberbürgermeister Dudda und Vertreter der Wirtschaft appellieren an Firmen, die Lücke zu schließen.
In der Stadt Herne gibt es zu wenig Ausbildungsplätze. Oberbürgermeister Frank Dudda und Vertreter der heimischen Wirtschaft appellieren daher eindringlich an die örtlichen Firmen, noch zusätzliche Stellen zu schaffen. „Herne will seinen Jugendlichen Chancen bieten“, betonte Dudda.
Die Zahlen im Einzelnen: Ende Juni waren der Agentur für Arbeit 854 Ausbildungsstellen gemeldet, von denen 445 zu Ende des Vormonats noch nicht besetzt waren. Zum gleichen Zeitpunkt suchten noch 656 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. In Herne, verdeutlicht Regine Schmalhorst, Chefin der Arbeitsagentur Bochum/Herne gebe es mehr Bewerber als freie Stellen.
Damit unterscheide sich die Stadt von anderen Regionen in Deutschland, in denen sich das Verhältnis inzwischen umgekehrt habe und schon rein zahlenmäßig nicht alle Stellen besetzt werden könnten.
Bündnis für Arbeit unterstützt den Appell
Da ungefähr ein Drittel aller Studierenden ihr Studium wieder abbrechen, sollten nach Angaben von Arbeitgebervertreter Dirk W. Erlhöfer auch an Gymnasien verstärkt für die duale Ausbildung geworben werden.
Zum Speed-Dating, um noch einen Ausbildungsplatz zu finden, laden Arbeitsagentur, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und weitere Akteure am 26. September in die Räume der Herner Wirtschaftsförderung am Westring ein.
Weitere Informationen können Betriebe an folgenden Stellen bekommen: Agentur für Arbeit 0800/4555520, IHK Mittleres Ruhrgebiet, kaufmännische Berufe: 0234/9113-164, glahn@bochum.ihk.de, industriell-technische Berufe 0234/9113-182, brnicanin@bochum-ihk.de, Kreishandwerkerschaft Herne, Hermann-Löns-Str. 46, HER 95410, info@khhcr.de
Den Appell für Ausbildung unterstützt das Bündnis für Arbeit, dem unter anderem Gewerkschaften, Arbeitgebervertreter, Wohlfahrtsverbände angehören.
300 Betriebe bilden nicht aus
In Herne gibt es derzeit rund 300 Betriebe, die nicht ausbilden oder sich aus der Ausbildung zurückgezogen haben, so Schmalhorst, „obwohl sie eigentlich dazu die Berechtigung haben“. Die Ursache, warum sich Unternehmen zu einem solchen Schritt entschlossen haben, seien vielschichtig. Schlechte Erfahrungen, nicht geeignete Bewerber oder auch der Mangel an Ausbildern sind nach Worten der Leiterin maßgebliche Gründe.
„Die Agentur bietet aber eine Fülle an Möglichkeiten, um die Betriebe bei der Bewältigung der Aufgabe zu unterstützen“. Beispielsweise können Unternehmen, so Schmalhorst, Nachhilfe für die Jugendlichen in Anspruch nehmen oder auch sozialpädagogische Begleitung. Ferner bestehe für Firmen die Chance, sich zu einem Ausbildungsverbund zusammenschließen, um gemeinsam Stellen zu schaffen.
Mit Ausbildung dem Fachkräftemangel vorbeugen
Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, Dirk W. Erlhöfer, hebt hervor, dass Unternehmen dem Fachkräftemangel vorbeugen können, indem sie junge Leute ausbilden. Zugleich nehmen nach seinen Worten Firmen auch gesellschaftliche Verantwortung wahr, wenn sie Jugendlichen Perspektiven aufzeigen. Karl Weiß, Leiter des JobCenters betont: „Mit einer Ausbildung geht auch immer einher, sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren und Arbeitslosigkeit vorzubeugen“.
Oberbürgermeister Dudda verdeutlichte, dass mit der Zahl von 854 Azubistellen im dualen System auch ein Erfolg einhergehe. Das bedeute einen Zuwachs von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlich stärker sei der Anstieg bei den schulischen Ausbildungsplätzen, nämlich um 70 Prozent auf inzwischen 450.
Kritik des Oberbürgermeisters
Kritisch betrachtet Dudda die bei vielen Jugendlichen in Herne vorherrschende Haltung, nach dem Schulabschluss „zum Westring zu gehen“. Gemeint sei damit, sich direkt um einen Platz am Berufskolleg zu bewerben. Damit bemühten sich die Jugendlichen allerdings erst überhaupt nicht um eine Ausbildung in einem Unternehmen, mahnte der Oberbürgermeister.
Regine Schmalhorst hofft, dass sich in den nächsten Monaten noch eine Reihe von Firmen finden, die dem Appell Folge leisten. Unentschlossene Betriebe sollten den „Mut aufbringen“ und sich für Ausbildung engagieren, denn Unternehmen hätten davon auch selbst Vorteile, unterstreicht die Leiterin.